Antje Albicker-Denkel,
Sozial- und Jugendamt

Sie arbeiten bei der Fachstelle Kinder- und Jugendbeteiligung. Hier haben Sie insgesamt 5,5 Jahre Elternzeit genommen. Wie kam es dazu? Haben Sie die fünf Jahre Sie am Stück genommen?
Ich habe erst zwei Jahre beantragt und in Absprache mit meiner Chefin haben wir das verlängert. Dann wollte ich ursprünglich zurückkommen. Durch eine erneute Schwangerschaft hat es sich verlängert. So wurden es schlussendlich 5,5 Jahre. Das war nicht so geplant.

Wie hat der Arbeitgeber, also die Stadt Konstanz reagiert? Wie kam das an?
Das ging gut. Meine Chefin ist da einfach super. Am Anfang haben wir überlegt, ob ich früher zurückkommen soll. Die Stelle zu besetzen war zwischendrin einfach schwierig. Das war für meine Chefin eine schwierige Situation. Wir waren die ganze Zeit einfach im guten Kontakt und haben geschaut was geht. Soll ich früher zurückkommen, sollte ich lieber verlängern, damit sie die Stelle besser ausschreiben kann. So ging das ganz gut.
 
Können Sie mir kurz erklären, was kann man sich unter der Fachstelle Kinder und Jungendbeteiligung vorstellen?
Gute Frage: Das ist eine neu kreierte Stelle gewesen 2011. Es geht darum, dass ich Kinder und Jugendliche an die Politik heranführe. Kinder und Jugendliche sollen politikinteressierter werden und sich in unserem System zurechtfinden und gehört werden. Dazu haben wir verschiedene Veranstaltungen konzipiert. Zum Beispiel haben wir eine U-18 Wahl veranstaltet, damit alle Kinder und Jugendliche auch die OB-Kandidaten kennenlernen. Dazu gab es Veranstaltungen mit allen Kandidaten, die mussten Rede und Antwort stehen. Die Kinder konnten Fragen stellen und nachmittags dann die Jugendlichen. Zum Abschluss durften diese auch wählen. Außerdem entwickeln wir zusammen mit den Kindern den Kinderstadtplan oder haben Schulthementage. Was wir jedes Jahr machen, ist eine politische Bildungsveranstaltung: Das Kinderrathaus. Da merke ich auch, dass der OB es gerne macht und dass es ihm gefällt.

Sie unterstützen die Schulen und die Einrichtungen bei solchen Themen?
Sagen wir mal so. Wir wollen das die Jugendlichen sich politisch beteiligen können. Dadurch das es immer mehr Ganztagesschulen gibt und durch G8 weniger Freizeit zur Verfügung steht, ist es schwieriger an die Jugendlichen heranzukommen. Da wir das breite Feld wollen, ist es einfacher an die Schulen zu gehen. Deshalb hoffen wir auf die Unterstützung der Schulen, was nicht immer so einfach ist.


Wie sind Sie zur Stadtverwaltung an sich gekommen? Was ihre Motivation dahinter?
Meine Chefin hat mich angesprochen. Davor habe ich bei der katholischen Kirche als Jugendreferentin gearbeitet. Das war auch mein Traumjob, aber nicht sehr gut kompatibel mit Familie, da die Arbeitszeiten oft abends und am Wochenende sind. Ich habe das 10 Jahre gemacht. Das war auch sehr gut und dann konnte ruhig etwas Neues kommen. Jetzt hat Familie den ersten und Arbeit den zweiten Stellenwert.

Wie wohl fühlen sie sich in Ihrem Job bei der Stadt Konstanz?
Ganz wohl. Dadurch, dass es mit meiner Chefin sehr gut funktioniert und ich meinem Arbeitsplatz im KiKuZ (Kinderkulturzentrum) habe. Es ist eben eine 50% Stelle, also eine „One-Women-Show“. Da ist es schon schön, wenn jemand, um einem herum ist, mit dem man sich austauschen kann. Da ich mit dem KiKuZ zusammenarbeite gibt es ab und an einen informellen Plausch auf dem Flur. Außerdem kooperiere ich mit den anderen Jugendarbeitseinrichtungen, die sehe ich aber nicht so oft.

Die 50% waren auch so von Ihnen gewollt?
Ja, die Stelle war so ausgeschrieben und das war genauso von mir gewollt. Das war eine unbefristete 50% Stelle, das war für mich perfekt.
 
Bekommen Sie es jetzt gut unter einen Hut mit den 50%?
Ich kann relativ flexibel arbeiten. Das ist gut. Von dem her passt das. Ich komm deswegen auch gut hin, weil mein Mann reduziert hat, deshalb kann ich den ganzen Montag arbeiten. Einen ganzen Tag im Büro ist schon gut, wegen nachmittags Terminen, da ist er dann zu Hause. Sonst wäre es schwieriger. Ich finde schon, dass ist eine Herausforderung ist.
 
Ist denn Home-Office ein Thema bei Ihnen?
Ich hatte das am Anfang mal auf dem Schirm – manchmal hätte ich es auch gerne, wir haben das aber nicht eingerichtet. Es hat auch Vorzüge es nicht zu machen. Ich habe meinen Arbeitsplatz, ich habe mein Büro. Das ist ganz gut. Wenn die Kinder krank werden oder ich sie früher abholen muss, dann wäre es schon ganz gut. Für mich ist jetzt auch definitiv klar, dass ich zu Haus nicht arbeite. Das hat so seine Vor- und Nachteile.
 
Sie haben gesagt, dass Sie sich wohl fühlen bei der Stadt Konstanz. Liegt es an der Tätigkeit? Am Team oder unternehmenskulturelle Aspekte?
Ein Team in dem Sinne gibt es ja nicht. Dass ich mich wohl fühle, liegt ganz klar an meiner Chefin und dem KiKuZ-Team, mit denen ich im selben Haus bin. Aber auch an der Kita, die jetzt mit drin ist. Die haben auch nette KollegInnen.
Die Lage ist super, total nah von zu Hause. Ich habe fünf Minuten mit dem Fahrrad. Ich habe flexible Arbeitszeiten, die ich festlegen konnte, aber auch frei gestalten kann. Es ist sowohl für meine Chefin gut, wie für mich, dass es feste Zeiten gibt, die ich aber nach Absprache ändern kann.
 
Würden Sie die Stadt als Arbeitgeber weiterempfehlen?
Ja, warum nicht. Bei uns im Amt würde ich es empfehlen. Wir haben echt eine gute Abteilungsleitung. In unserer Abteilung haben wir haben ein gutes Miteinander, die Chefin kümmert sich, dass es nicht so hierarchisch ist, sondern ein gutes Miteinander. Das finde ich etwas Schönes. Wir haben unbefristete Arbeitsplätze. Ich finde man kriegt schon mehr Einblick in die Politik, wenn man für die Stadt arbeitet. Das finde ich auch wichtig für die Stadt in der man auch lebt.