Konstanzer Maßnahmen zur Anpassung an den Klimawandel

Sachstandsbericht zeigt Fortschritte im vergangenen Jahr

Zeichnung einer Allee, eingefasst von Straßen und Häusern zu beiden Seiten, auf der Menschen unterwegs sind
Wie könnte die Innenstadt von morgen aussehen? Hier ein Beispiel für ein Zukunftsbild der Unteren Laube, das im Rahmen des Projekts Smart Green City entstanden ist. Bild: Raumposition OG

Mehr Hitzetage, längere Dürrepe­rioden, aber auch plötzliche, hefti­ge Regenfälle: Die Folgen des Kli­mawandels sind in Konstanz schon heute spürbar. Zudem gilt die Bo­denseeregion als besonders an­fällig gegenüber Starkregen oder Stürmen. Klar ist: Der Klimawandel verändert die Welt, in der wir leben, bereits jetzt. Und das wiederum hat direkten Einfluss auf die Lebens­qualität und Gesundheit der Bevöl­kerung, aber auch auf die städtische Infrastruktur.
 
Vor diesem Hintergrund ist die An­passung an den Klimawandel und die Verbesserung des Stadtklimas auch für Konstanz ein wichtiges Handlungsfeld. Bereits 2022 hatte die Stadtverwaltung die Initiative er­griffen und für den Doppelhaushalt 2023/24 Finanzmittel für Sofortmaß­nahmen angemeldet. Im Frühjahr 2023 fiel dann der Startschuss bei diesem Thema. Seitdem ist in Konstanz viel passiert, wie dem ersten Sachstandsbericht zum Fortschritt der Klimawandelanpassung zu ent­nehmen ist. Er wurde Anfang März im Technischen und Umweltaus­schuss vorgestellt und fasst zusam­men, was seit Frühjahr 2023 unter­nommen wurde.

Forschungsprojekt CoKLIMAx kommt gut voran

So wurden beispielsweise beim Forschungsprojekt CoKLIMAx im vergangenen Jahr einige Fortschrit­te erzielt. Das Projekt wird seit 2022 von der Stadt Konstanz über eine zu hundert Prozent geförderte Per­sonalstelle im Amt für Stadtplanung und Umwelt koordiniert – gemein­sam mit der HTWG Konstanz, der Universität Stuttgart und dem Cli­mate Service Center Germany (GE­RICS). Ziel ist es, auf der Basis von Satellitendaten Informationen und Services für Städte und Kommunen zu entwickeln und bereitzustellen. Dadurch sollen sie bessere Ent­scheidungsgrundlagen zur klimare­silienten Stadtplanung erhalten.

2023 wurden erste Anwendungen einer im CoKLIMAx-Projekt entwi­ckelten Toolbox fertiggestellt und präsentiert. Zudem wurde eine Kli­madatennutzungsstrategie erarbei­tet, die auch mögliche Ansatzpunkte für die Nutzung von Klimadaten im stadtplanerischen Kontext umfasst. Außerdem wurden Modellierungen, also eine Art Simulationen, fertigge­stellt, die das Vorkommen von Hoch- und Niedrigwasserereignissen am Bodensee im Bereich Konstanz und Seerhein bis zum Jahr 2100 darstel­len können. Mikroklimatische Mo­dellierungen der Altstadt schreiten ebenfalls voran – erste Ergebnisse werden momentan für die Nutzung durch städtische Mitarbeitende auf­bereitet. Der Fokus der nächsten Projektphase besteht darin, die Er­gebnisse in die städtischen Verwal­tungsabläufe zu integrieren.

Anträge in verschiedenen Programmen wurden gestellt

Das vergangene Jahr wurde auch dazu genutzt, Anträge in diversen Förderprogrammen zu stellen. Bei­spielsweise wurden beim Baden-Württembergischen Programm „KLIMOPASS“, bei dem es um den Klimawandel und die modellhafte Anpassung geht, Mittel für die Erarbeitung einer Klimaanalyse und einer Verwundbarkeitsuntersuchung beantragt. Auch im Bundespro­gramm „Anpassung urbaner Räume an den Klimawandel“ wurden insge­samt drei Bewerbungen eingereicht. Dabei geht es um die Umgestaltung öffentlicher Räume, beispielswei­se bei den „Klimatrittsteinen“ (3,73 Millionen Euro Fördermittel), am Stephansplatz (3,75 Millionen Euro För­dermittel) und für den Zukunftsraum Klein Venedig (6 Millionen Euro För­dermittel). Die Förderquote beträgt hier bis zu 75 Prozent.

Erarbeitung eines Starkregenrisi­komanagements für Konstanz

In den vergangenen Jahren haben Starkregenereignisse gezeigt, dass heftige Niederschläge überall im Land – und durchaus auch abseits von größeren Flüssen – zu großen Überschwemmungen führen kön­nen. Das Land Baden-Württemberg will angesichts der hohen Schadens­summen bei solchen Ereignissen mit den Kommunen ein einheitliches Starkregenrisikomanagement auf­bauen. Die Verwaltung hat den Auf­trag erhalten, dieses für Konstanz zu erarbeiten. Ein Antrag auf För­derung für das Risikomanagement wurde gestellt und ist auch schon bewilligt worden.

Aktion „Klimabäume für Konstanz“ fortgeführt

Die Aktion „Klimabäume für Konstanz“ wurde aufgrund ihres Erfol­ges auch im Herbst 2023 fortge­setzt: Bestellt wurden 648 Bäume, darunter 151 Laub- und 497 Obst­bäume. Klimabäume sind auch ein Beitrag für Klimawandelanpassung und Biodiversität. Sie tragen zur Be­grünung, Beschattung und Tempe­raturabsenkung in der Stadt bei. Ins­gesamt wurden seit Start der Aktion im Jahr 2020 schon mehr als 2.800 neue Bäume gepflanzt.

Ein Trinkbrunnen gebaut, weitere sind in Planung

Der Sachstandsbericht informiert zudem über den Stand der Umset­zung von Sofortmaßnahmen zur Klimawandelanpassung. So wurde beispielsweise im Sommer 2023 ein Trinkbrunnen im Eingangsbereich des Hauptfriedhofes am Riesen­bergweg gebaut. Mit den Haushalts­mitteln 2024 sowie den Restmitteln aus 2023 können im laufenden Jahr drei weitere Trinkbrunnen realisiert werden. Sie sollen an der Marktstät­te, an der Grünspange Weiherhof (im Rahmen des Spielplatzneubaus) und auf dem Spielplatz Kreuzlinger Stra­ße in Stadelhofen gebaut werden. Für 2025 werden weitere Standorte für Trinkbrunnen geplant.

Sanierung von Baumquartieren und Neupflanzung von Bäumen

Das Amt für Stadtplanung und Um­welt hat im vergangenen Jahr ge­meinsam mit den Technischen Be­trieben Konstanz die Sanierung von Baumquartieren vorbereitet. Allerdings wurde bei der Planung deutlich, dass es sich statt um Sa­nierungen meistens um individuelle Neuplanungen handelt. Diese sind mit einem hohen zeitlichen und per­sonellen Aufwand verbunden. Auch krankheitsbedingte Personalausfälle haben dazu geführt, dass die Umsetzung 2023 ins Stocken geraten ist. Im Frühjahr und Sommer 2024 kann die Vorbereitung von Baumquartie­ren nun aber in Angriff genommen werden, sodass die Baumpflanzun­gen im Herbst beginnen können.
 
Die Stadtverwaltung hat sich zu­dem dazu entschieden, im öffentli­chen Raum vorübergehend Bäume und große Sträucher in Pflanztrögen aufzustellen. Langfristig sollen die Flächen zwar entsiegelt und Bäu­me neu gepflanzt werden – das ist allerdings aufwendiger. Die Pflanz­tröge sind dagegen flexibel: Sobald die tatsächlichen Pflanzungen vor Ort starten, können die „mobilen“ Bäume und Sträucher weiter zum nächsten geplanten Ort ziehen und dort für einen Kühleffekt sorgen. So handhaben es auch viele andere Städte.
An weiteren im öffentlichen Raum, an dem keine Bäume gepflanzt wer­den können (z.B. aufgrund von Lei­tungen im Boden oder unterirdischer Parkhäuser), sollen sogenannte Schatteninseln entstehen. Eine da­von wurde 2023 bereits umgesetzt: Es handelt sich dabei um Sitzbänke und einfache, mit Großsträuchern bepflanzte Holzkisten auf dem Benediktinerplatz.
 
Außerdem soll die ehemalige Fas­sadenbegrünung des Südflügels am Verwaltungsgebäude der Laube im Frühjahr 2024 reaktiviert werden. Bis zum Sommer sollen auch die Ar­kaden am Augustinerplatz begrünt werden. Zudem wird ein Gebäude­begrünungsprogramm vorbereitet, das privaten Haushalten eine Förde­rung ermöglichen soll.

Maßnahmenprogramm Klimawan­delanpassung verzögert sich

Insgesamt konnte das Maßnahmen­programm Klimawandelanpassung wegen personeller Ausfälle nicht wie geplant angegangen werden. Außerdem verlangen rechtliche Anforderungen zwischenzeitlich die Erstellung eines „Integrierten Klimawandelanpassungskonzepts“ von den Kommunen. Dafür wurden Ende Januar Fördermittel beantragt. Die Förderung der Konzepterstellung ist verbunden mit einer Personalstelle „Klimawandelanpassungsmanage­ment“ für knapp zwei Jahre. Die Förderquote beträgt für finanzschwache Kommunen bis zu 90 Prozent – für Konstanz wurde die Finanzschwä­che vom Regierungspräsidium Frei­burg bestätigt. Allerdings ist mit einer Förderzusage erst Mitte des Jahres zu rechnen, weshalb der Projektstart mit der Stellenbesetzung und der anschließenden Ausschreibung des Konzepts nun in den Herbst 2024 fal­len wird.

(Erstellt am 03. Mai 2024 09:57 Uhr / geändert am 06. Mai 2024 08:39 Uhr)