Mit dem „Handlungsprogramm Wohnen in Konstanz" packt die Stadt Konstanz das Thema Wohnen offensiv an. Um das notwendige Wohnungsangebot bereitstellen zu können, müssen Flächen im Innen- wie im Außenbereich entwickelt werden. Primäres Ziel ist, dass Konstanz attraktiv und lebenswert für alle Bevölkerungsschichten und Familien bleibt. In den Stadtteilen sollen ausgewogene Bevölkerungsstrukturen erhalten und geschaffen werden.
Die Bilanz der Aktivitäten im Wohnungsbau bietet bemerkenswerte Zahlen. So wurden im Zeitraum 2011 bis 2016 in Konstanz insgesamt 2.412 Wohnungen erstellt, das entspricht einem Jahresdurchschnitt von 402 Wohnungen. Die Zielvorgabe des Handlungsprogramms Wohnen mit 2.150 Wohnungen wurde deutlich überschritten. In dieser Zeit wurden 386 geförderte Wohnungen (16%) und 142 geförderte Studentenwohnungen (6%) erstellt. Damit wurde auch die Zielvorgabe überschritten, 17 Prozent der Neubauwohnungen im geförderten oder mietpreisgebunden Wohnungsbau zu bauen. Die Befragung der Neubauhaushalte hat ergeben, dass im freifinanzierten Wohnungsbau der durchschnittliche Mietpreis 11,40 Euro/m² und im geförderten Wohnungsbau 7,50 Euro/m² beträgt.
Insgesamt wurden 14 Wettbewerbsverfahren durchgeführt, um die zukünftige Wohnqualität zu sichern. Unter anderem befinden sich die Baugebiete Zähringer Hof, Reichenau/ Markgrafenstraße, Unterhardt, Kuhmoosweg, Schmidtenbühl, Sonnenbühl, Jacob-Burckhardt-Straße, Petershausen Bahnhof in der Umsetzung oder wurden bereits abgeschlossen. Viele der mit dem Handlungsprogramm Wohnen beschlossenen Bauflächen befinden sich aktuell in der Entwicklung, zum Beispiel der Hafner als größte Entwicklungsfläche in Konstanz, Brühläcker, Marienweg, Dettingen Ortsmitte und Brunnenhalde, Weiherhof, Fischenzstraße, Jungerhalde Nord, Vincentius und Döbele.
Der Gemeinderat hat in der Sitzung am 27. März 2014 den 1. Teil des "Handlungsprogramms Wohnen" einstimmig verabschiedet. Dieser beinhaltet folgende Themen: die Umsetzung der Innenentwicklung und Bauflächen aus dem Flächen-nutzungsplan, die Prüfung kleinerer Siedlungserweiterungen, das strategische Flächenmanagement sowie die regionale Zusammenarbeit. (s. Broschüre 1)
Am 24. Juli 2014 beschloss der Gemeinderat den zweiten Teil des Handlungsprogramms Wohnen. Die Verwaltung legte ein Konzept vor, das die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum vorsieht und die soziale Mischung in den Stadtteilen einbezieht. Der Beschluss des zweiten Teils ist ein wichtiges Signal für die rasche Umsetzung des Programms. (s. Broschüre 2)
Die Stadt Konstanz verfügt über ein Reserveflächenpotenzial von 97 Hektar, das für Wohnnutzung geeignet ist. Hiervon bilden 60% Flächennutzungsplanflächen und 40% Baulücken, nicht umgesetzte Bebauungspläne, Brachen und Konversionen. Da die letztgenannten 40% Flächen am schnellsten verfügbar sind sollen bei Ihnen die Prioritäten gesetzt werden. Zusätzlich wurden die Siedlungsränder der Kernstadt und der Ortschaften auf kleinere Erweiterungsarrondierungen untersucht. Mit den Christiani Wiesen in Petershausen-Ost, dem Fohrenbühlweg in Staad, dem Marienweg in Litzelstetten, dem Gebiet Steinrennen II in Dingelsdorf und dem Gebiet Ziegelhütte in Wallhausen stehen Arrondierungsflächen von 6,8 Hektar zur Verfügung, mit denen zügig Wohnungsbau für Familien entwickelt werden könnte. Die größeren Siedlungserweiterungsflächen, die im Flächenplan dargestellt sind, sollen dann mittel- bis langfristig zur Verfügung stehen.
Vorgesehen ist, vor allem bezahlbare Wohnungen für Familien und Studierende, aber auch Mehrgenerationsprojekte zu realisieren. Damit das anvisierte Ziel erreicht werden kann, prüft die Stadt, wo überall neue Gebiete entwickelt werden können. Das ist für die Stadtplanung aufgrund der besonderen geographischen Lage der Stadt keine leichte Aufgabe. Die Begrenzung durch den See, die EU-Außengrenze und zahlreiche Schutzgebiete machen es erforderlich, dass die Planung sehr sorgfältig und besonders haushälterischer mit der Flächenentwicklung umgeht.
Nach der aktuellen Wohnungsbedarfsprognose des Instituts Empirica ist es erforderlich, bis 2030 rund 5.300 Wohnungen fertig zu stellen. Der größte Bedarf besteht von 2011 bis 2015 mit rund 370 Wohneinheiten pro Jahr. Im Zeitraum 2016 bis 2020 sind durchschnittlich rund 300 Wohneinheiten pro Jahr notwendig. Ab 2020 sinkt der Bedarf deutlich auf durchschnittlich 180 Wohnungen pro Jahr. 78 % der erforderlichen Wohnungen sollten im Geschosswohnungsbau und 22 % als Ein- und Zweifamilienhäuser bzw. kleineren überschaubaren Einheiten mit max. sechs Wohneinheiten pro Gebäude erstellt werden.
Bei den Bauaktivitäten steht im Vordergrund, den Wohnungsbedarf im unteren Preissegment (Miete: bis 8 €/qm; Eigentum: bis 2.400 €/qm) und mittleren Preissegment (Miete: 8 - 10 €/qm; Eigentum: 2.400 - 3.200 €/qm) zu decken. Gänzlich vernachlässigt werden darf aber auch das Hochpreissegment nicht. Gibt es hier zu wenig Angebote weicht die Nachfrage auf das mittlere und untere Preissegment aus und führt hier zu einer weiteren Verknappung des Wohnraums.
Bauland muss entwickelt und erschlossen werden. Eine der wichtigsten Aufgaben der Stadtplanung besteht zur Zeit darin, gute Planungsinstrumentarien zu schaffen, die eine möglichst spekulationsfreie und zeitnahe Baulandentwicklung im Innen- und Außenbereich ermöglichen.
Aktuell intensiviert die Stadt ihre Bodenvorratspolitik. So sind Gespräche mit den Grundstückseigentümern zur Umsetzung des vorhandenen Wohnbaurechts vorgesehen. Mit den Planungsbegünstigten werden Bindungen zum Umsetzungszeitraum des zu schaffenden Baurechts getroffen. Weitere hoheitliche Instrumente sind in der Prüfung. Baulandpolitische Grundsätze zur Sicherung der sozialen Mischung sind in der Vorbereitung.
Ein wichtiger Partner für das Gelingen des ambitionierten Wohnungsprogramms sind die Akteure des Wohnungs- und Immobilienmarktes. Unter Vorsitz des Oberbürgermeisters initiiert die Verwaltung einen Dialogprozess mit der Wohnungswirtschaft. Quantitative wie qualitative Herausforderungen erfordern ein Bündnis aller Akteure. Vereinbart werden soll am Ende ein Bündnis für Wohnen mit konkreten Maßnahmen und Zielsetzungen für eine aktive und sozialverträgliche Weiterentwicklung des Konstanzer Wohnungsmarktes. Dabei ist ein tragbarer Ausgleich zwischen dem wohnungspolitischen Nutzen für die Stadt und dem wohnungswirtschaftlichen Gewinn für die Investoren zu schaffen.
Marion Klose
Leitung Amt für Stadtplanung und Umwelt
Telefon: 07531 900-535
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Podcast mit dem Konstanzer Oberbürgermeister