Sportbericht 2020
So steht es um den Konstanzer Sport
Der Sportbericht 2020 des städtischen Amtes für Bildung und Sport liefert die empirische Grundlage für eine effektive, bedarfsgerechte und zukunftsorientierten Konstanzer Sportentwicklung. Sein Fokus liegt dabei insbesondere auf den tatsächlichen Anforderungen an die Sportstätten durch ihre Nutzer. Erstmals wurde auch der Bedarf des Schulsports einbezogen. Am 1. Oktober wurde der Bericht in der Sondersitzung des Sportausschusses, in welchem auch immer Vertreter des Stadtsportverbandes anwesend sind, vorgestellt.
Der Bericht zeigt, dass sich der hohe Anteil an aktiven Sportlern in der Konstanzer Bevölkerung über die Jahre konstant bei 80 % hält. Bei 86.332 Bürgerinnen und Bürgern liegt die Zahl der sportlichen Aktiven laut Hochrechnung bei 69.066. Im Jahr 2012 waren es noch 63.433. Das entspricht einer Steigerung von 8,8 %.
Mitgliederstatistik der Konstanzer Sportvereine 2020
Konstanz besitzt insgesamt 101 Sportvereine, davon sind 83 Vereine dem Badischen Sportbund Freiburg (BSB) angeschlossen, der die Dachorganisation des organisierten Sports in Südbaden und Mitglied des Deutschen Olympischen Sportbund e.V. sowie des Landessportverband Baden-Württemberg e.V. ist. In diesen Vereinen sind 25.386 Konstanzerinnen und Konstanzer. Das sind rund 30 % der Konstanzer Bevölkerung. Im Durchschnitt liegt die Jugendquote aller Vereine bei rund 25,6 %, wobei große Unterschiede bei den einzelnen Vereinen auftreten. 59,6 % der Vereinsmitglieder sind männlich und 40,4 % weiblich. Diese Verteilung liegt im Jugendbereich bei 55 % männlichen Mitgliedern und 45 % weiblichen Mitgliedern. Das entspricht auch der landesweiten Statistik. Betrachtet man die Durchschnittswerte aller Konstanzer Vereine, so hat ein Sportverein rund 350 Mitglieder, wovon rund 114 Kinder und Jugendliche sind.
Das Spektrum der Sportarten wächst
Die Vielfalt an Sportarten zeichnet Konstanz aus. Die Sportvereine mit BSB-Anbindung bieten insgesamt 53 verschiedene Sportarten an, welche wiederum in unterschiedlichste Disziplinen untergliedert sind. Die beliebtesten Sportarten der Konstanzer sind auch die beliebtesten Sportarten auf Landesebene: Turnen, Fußball, Tennis und Skifahren. Allerdings ist in Konstanz traditionell und natürlich durch den Bodensee bedingt der Wassersport sehr beliebt. Über 4.000 Bürgerinnen und Bürger betreiben eine Form des Wassersports. Aber auch neue Sportarten sind auf dem Vormarsch: Unter anderem wurden in den vergangenen Jahren die Abteilungen Lacrosse und American Football beim SC Konstanz-Wollmatingen sowie der Ultimate Frisbee Klub gegründet. Allein die Football-Abteilung des SC Konstanz-Wollmatingen wuchs innerhalb von drei Jahren auf 130 Mitglieder an.
Herausforderungen an die Sportplanung
Bisher dominierten bei der Planung von Anlagen die klassischen Sportarten, doch gerade amerikanische Sportarten werden immer beliebter, die andere Voraussetzungen benötigen. Ein Rasen- oder Kunstrasenplatz darf beispielweise nicht mehr nur primär für den Fußballsport ausgelegt sein. Besonders bei kontaktintensiven Sportarten Rugby und American Football müssen völlig neue Parameter der Belastung berücksichtigt werden.
Das Sportverhalten der Bevölkerung hat sich auch hinsichtlich der Art und Weise den Sport auszuüben verändert. Der Individualsport und damit der Wunsch das eigene Sporttreiben ausdifferenzierter und wettkampfunabhängig auszuüben, erfährt immer größere Relevanz in der Bevölkerung.
Die Entwicklungen im Bildungssystem der vergangenen Jahre wirken sich ebenfalls auf den Sportbetrieb und die Nutzung von Sport- und Bewegungsräumen aus. Durch die Neuausrichtung und höhere Nachfrage nach Ganztagesbetreuung werden auch nachmittags von den Schulen Räume für Sport benötigt und stehen somit dem Vereinssport nicht zur Verfügung. In Konstanz gibt es bei vielen Anlagen eine direkte Absprache zwischen Schul- und Sportverwaltung, damit diesem Bedarf bestmögliche nachgekommen wird. Die sich verändernden Anforderungen an die Bildungseinrichtungen hat auch Auswirkungen auf die Sportanlagen. Eine multifunktionelle Nutzung muss gewährleistet sein sowie eine Flexibilität der Raumgestaltung. Besonders im Grundschulbereich spielen Schulform und Schulstufe eine wesentliche Rolle. Auch die Sportvereine müssen sich langfristig an die neuen Gegebenheiten anpassen. Eine Möglichkeit wäre, Vereine in die Konzeptionierung der Ganztagesbetreuung einzubinden.
Eine weitere Herausforderung besteht zudem darin, dass die Entwicklung von Wohnraum meist in direkter Konkurrenz zur Schaffung von Sport- und Bewegungsräumen steht. Diese sind jedoch von großer Bedeutung für den Zusammenhalt innerhalb der Stadtgesellschaft. In Konstanz zeigt zum Beispiel die Freisportfläche an der Sporthalle Pestalozzi bzw. der Gemeinschaftsschule Gebhard, wie sich ein Bewegungsraum positiv auf das soziale Gefüge innerhalb eines Quartiers auswirken kann.
Sportstätten in Konstanz
Mit der Überarbeitung des Sportberichts wurde auch der Sportstättenatlas der Stadt Konstanz auf den aktuellen Stand gebracht. Insgesamt besitzt Konstanz 29 Freisportanlagen, acht Bäder, 74 Hallen und Bewegungsräume. Hier wurde das Schwaketenbad, das sich derzeit im Neubau befindet und erst 2021 zu Verfügung steht sowie die Leichtathletik-Anlage am Suso-Gymnasium, die aus Sicherheitsgründen nicht betrieben werden kann, nicht berücksichtigt. Hinzu kam die Sporthalle Pestalozzi als neue Dreifachhalle, doch gleichzeitig fiel die Sporthalle Zoffingen weg.
Werden die Großsportplätze – als Rasen- oder Kunstrasenspielfelder mit einer Mindestgröße von 90 auf 45 Metern – in Konstanz nach Stadtteilen betrachtet, zeigt sich, dass die Ortsteile Egg, Staad und das Industriegebiet die beste Versorgung an Großspielfeldern pro Einwohner vorweisen. Die Ortsteile Altstadt, Königsbau, Petershausen West, Petershausen Ost und Wallhausen verfügen über kein Großspielfeld.
Bedarf an Sportstätten
Konstanz besitzt 37 Anlageneinheiten in den Sporthallen. Eine Anlageneinheit entspricht einer Turnhalle von 28 auf 15 Metern. Zweifachsporthallen werden als zwei Anlageneinheiten gewertet, Dreifachsporthallen entsprechen drei Anlageneinheiten. Dennoch bleibt die Situation im Bereich der Großsporthallen angespannt, besonders in den Wintermonaten, da sich der Hallensport sich weiterhin hoher Popularität erfreut, was sich auch in den Mitgliedszahlen der Sportarten widerspiegelt. Mehrere Maßnahmen, um dieser Situation entgegenzuwirken, sind in Planung: Der Bau der Schänzlehalle V soll voraussichtlich bis Frühjahr 2023 fertiggestellt sein. Des Weiteren soll auf dem aktuellen Sportplatz des Suso-Gymnasiums eine neue Dreifachhalle mit angeschlossenen Fachräumen für die Schule entstehen. Eine Planungsrate ist in der mittelfristigen Finanzplanung für das Jahr 2021 vorgesehen. Für den Bau einer Dreifachsporthalle in Dettingen werden nach der bereits erfolgten Standortuntersuchung nun drei Standorte vorgehalten. Die Realisierung ist gemäß der aktuellen Prioritätenliste Sporthalle auf 2024ff angesetzt.
Trotz dieser Maßnahmen wird sich wird sich die Belegungsproblematik für den Schul- und Vereinssport durch den Wegfall von Hallen noch verstärken. Wegfallen wird die Zeppelin-Sporthalle, die voraussichtlich Mitte 2022 abgerissen und nach aktuellen Planungen erst 2030 mit einer Dreifachhalle ersetzt wird. Der USC Konstanz ist fast alleiniger Vereinsnutzer der Anlage und wird neun Jahre auf seine Haupttrainingsanlage verzichten müssen. Der Schulsport der Zeppelin Gewerbeschule wird bis 2026 in der Wessenberg-Sporthalle aufgefangen. Das Vakuum zwischen 2026 und 2030 ist ungeklärt. Die Theodor-Heuss-Sporthalle wird im Zuge der Umgestaltung des Telekom-Areals voraussichtlich 2023 abgerissen. Die Verlegung des Schulsportes wird eine Herausforderung. Ein Auffangen der Trainingseinheiten der Vereine ist mit dem bestehenden Hallenangebot nicht möglich.
Konstanz legt Wert auf die Pflege seiner Freisportanlagen, besonders im Bereich der Kunstrasen- und Rasensportplätze. Das Resultat sind langlebige Rasen- und Kunstrasenanlagen. So müssen beispielsweise die nächsten Anlagen im Sportzentrum Wollmatingen und dem Waldheim-Sportplatz erst nach der maximal Nutzungsdauer von 15 Jahren ausgetauscht werden. Diese Sanierung steht voraussichtlich in den Jahren 2022 und 2023 an. Bis dahin ist auch mit einer Entscheidung seitens der EU hinsichtlich der Regulierung von Mikroplastik auf Kunstrasenplätzen zu rechnen. Alternative In-fill-Materialen sollen bis dahin getestet und berücksichtigt werden. Auch die Möglichkeit eines biobasierten Kunstoffrasens, welcher eine neutrale CO2-Bilanz vorweist, wird bis dahin geprüft.
Auch die Nachfrage nach Anlagen für den informellen Sport – also Sport außerhalb von Sportorganisationen – ist weiterhin hoch. Besonders bei der Quartiersentwicklung sollten öffentliche Sport- und Bewegungsflächen stets vorgesehen werden. Den informellen Sport gilt es auch abseits von Sportflächen im Stadtgebiet zu berücksichtigen. Das Thema Mountainbiken in den Wäldern rund um Konstanz ist bereits im Frühjahr 2020 thematisiert worden. Dabei gilt es nicht nur den Mountainbikern einen Raum zur Ausübung ihres Sportes zu bieten, sondern mögliche Nutzungskonflikte präventiv anzugehen.
Den vollständigen Sportbericht gibt es hier unter Sportentwicklungsplanung zum Download.