„Ich möchte mich gerne für alle einsetzen“

Malak Kaunes, 56 Jahre, Organisatorin der Kurdischen Frauengruppe & Engagierte Treffpunkt
Petershausen

Engagiert und aktiv war Malak Kaunes schon immer. Ursprünglich aus Damaskus, wo sie ihren Bachelor in Business Administration erfolgreich abschloss, zog sie mit ihrer Familie 1999 nach Osnabrück. Dort gründete sie eine Gruppe für kurdische Frauen und war Teil einer europaweiten kurdischen Gruppe, die sich einmal im Jahr für mehrere Tage trifft. Dabei wurden viele wichtige Themen besprochen, unter anderem auch wie deren erfolgreiche Integration vor Ort gelingen kann. Als sie vor knapp 14 Jahren Konstanz zu der neuen Heimat ihrer Familie machte, wusste sie, dass sie sich auch hier ehrenamtlich einbringen wollte.

Der Treffpunkt Petershausen ist Mittelpunkt für viele ehrenamtliche Aktivitäten, die Malak Kaunes organisiert. Sie gründete 2013 erneut eine kurdische Frauengruppe in Konstanz, die viel Unterstützung durch das Team des Treffpunkts erfuhr. So wurde beispielsweise die Küche zum gemeinsamen Kochen gestellt, Flohmärkte veranstaltet oder ein gemeinsamer „nachhaltiger Abend“ mit Rezepten und praktischen Ideen veranstaltet. Diese Unterstützung beruht eindeutig auf Gegenseitigkeit: so helfe Malak Kaunes dort regelmäßig aus und springe für alles ein, was dort gerade so aufkommt: „Nach der Arbeit gehe ich einfach hin und schaue ‚Was gibt es hier zu tun?‘ Ich fühle mich da wie zu Hause.“ Als es an einer Arbeitskraft fehlte, backte sie monatelang jede Woche einen Kuchen für das wöchentliche „Kaffeekränzchen“. Darüber sagt sie lachend: „Ich hatte damals überhaupt keine Ahnung wie man einen deutschen Kuchen backt.“ Doch mit einem Rezept in der Hand versuchte sie es trotzdem, die Kuchen seien stets gut angekommen und „sahen genauso aus wie auf dem Bild“, erzählt sie stolz. Des Weiteren engagiert sie sich in der offenen Nähwerkstatt im Treffpunkt Petershausen, in der sie Menschen mit ihren Nähprojekten unterstützt. Durch den Treffpunkt lernte sie bereits viele Menschen aus ihrer Nachbarschaft kennen und bietet ihnen immerzu ihre Unterstützung an. So verbringe sie regelmäßig Zeit mit einem älteren Nachbar, besuche ihn im Krankenhaus oder bringe Essen vorbei: „Er liebt meine Pizza“, sagt Malak Kaunes und lacht dabei.

Als Gründerin und Organisatorin der kurdischen Frauengruppe ist Malak Kaunes mit dem Herzen dabei. Die Gruppe trifft sich einmal im Monat um zu „essen, tanzen oder reden“. Sie seien auch „bei allem dabei“, unterstützen oft bei Veranstaltungen im Treffpunkt Petershausen oder im Café Mondial mit einem Buffet, welches von den Frauen selbst zubereitet wird. Außerdem ist die Gruppe Teil des Rojava Solidaritätsbündnis, das auf die Situation der Menschen in der mehrheitlich kurdischen, autonomen Region im Norden Syriens aufmerksam machen möchte. Im Rahmen dessen hat Malak Kaunes auch schon eine Ausstellung im Bürgersaal sowie Vorträge zu dem Thema organisiert. Erlöse aus verschiedenen Aktionen, wie Flohmärkten oder Kuchenverkäufen, spendet die Gruppe um Kaunes an medico international, eine Organisation, die sich unter anderem um die medizinische Grundversorgung in Rojava kümmert. Die Mitwirkung im Bündnis ist Malak Kaunes besonders wichtig, denn die Gleichberechtigung der Geschlechter sei einer der Grundpfeiler des selbstverwalteten Gebiets Rojava. Sie möchte mit ihrem Engagement den Frauen aus der Region so vor allem eine Stimme geben und in Deutschland das Wissen und Bewusstsein über die Situation in Nordsyrien stärken. Sie sagt hierzu: „Ich fühle mich so gut, wenn ich eine Veranstaltung mache und auch so viele Deutsche kommen.“

Darüber hinaus möchte sie mit der Gruppe auch Frauen vor Ort stärken, denn einige der Mitglieder ihrer Gruppe seien noch nicht lange in Deutschland. Mit der Frauengruppe wolle sie auch die neuangekommenen Frauen in die Konstanzer Gesellschaft miteinbeziehen, denn vor allem das Ehrenamt habe ihr geholfen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken. Zu Beginn ihrer Zeit in Deutschland habe sie sich isoliert gefühlt, doch durch ihr Engagement und den Kontakt mit vielen verschiedenen Menschen fühle sie sich jetzt „zu allem bereit“.  Dies versuche sie auch den Frauen ihrer Gruppe zu vermitteln: „Man muss erstmal aus seinem kleinen Kreis raus und sagen ‚Ich will was machen‘.“ Teil der Gemeinschaft zu sein und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben ist für Malak Kaunes von hoher Bedeutung: „Es ist schön, viel in der Gesellschaft zu machen, meine Kinder wachsen hier auf.“ Sich für andere einzusetzen, gebe auch einem selbst sehr viel zurück. Dabei versuche sie stets, so viele Menschen wie möglich zu unterstützen, so Malak Kaunes: „Ich möchte mich gerne für alle einsetzen.“