„Dieses Bedürfnis nach Austausch und Solidarität bedienen zu können hat mich stolz gemacht“

Susanne Trunk-Dietrich, 54 Jahre, Engagierte bei TERRE DES FEMMES – Menschenrechte für die Frau e.V. Städtegruppe Konstanz

Gesellschaftlicher Wandel, Gerechtigkeit und Selbstbestimmung – das sind die drei Begriffe, die Susanne Trunk-Dietrich mit ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit bei Terre des Femmes in Konstanz verbindet. Zentral setzt sich der Verein gegen Menschenrechtsverletzungen an Mädchen und Frauen aufgrund ihres Geschlechts ein, die ungeachtet ihrer konfessionellen, politischen, ethnischen und nationalen Zugehörigkeit sowie ihrer sexuellen Identität begangen werden. Als längerfristiges Ziel der Gruppe definiert Trunk-Dietrich „unsere Organisation überflüssig zu machen durch ein partnerschaftliches und gleichberechtigtes Geschlechterverhältnis“.

Ursprünglich aus der Musikbranche kommend als Leiterin eines Musikverlags in einer Plattenfirma, ist Susanne Trunk-Dietrich heute Büroleiterin einer Anwaltskanzlei. In ihrer beruflichen aber auch privaten Laufbahn war sie dabei bereits in verschiedenen Branchen, in verschiedenen Ländern und auch mit verschiedenen internationalen Projekten unterwegs. Mehrere Aufenthalte in den USA zeigten ihr, dass Menschen sich dort häufiger ehrenamtlich engagierten. Als im Jahr 2017 Donald Trump amerikanischer Präsident wurde und sich daraufhin eine immense Demonstrationsbewegung, der „Women’s March“ mit über 5 Millionen Demonstrierenden bildete, nahm Trunk-Dietrich ebenfalls daran teil: „Es war überwältigend zu sehen, wie viele Frauen und Männer genauso denken wie ich“. Das setzte für sie den Grundstein, sich für Frauenrechte einzusetzen. Über die Vereinsdatenbank der Stadt Konstanz stieß sie zufällig auf Terre des Femmes, informierte sich über die Ziele der Gruppe und meldete sich an. Bis heute gehört sie zum Kern von Terre des Femmes in Konstanz.

Im Fokus Susanne Trunk-Dietrichs Arbeit bei Terre des Femmes steht vor allem eines: Aufklärung. Dies geschieht anhand von Öffentlichkeitsarbeit, Lobbyarbeit, Vernetzung, Unterstützung von Projekten sowie Veranstaltungen. Auch mal einen Büchertisch zu organisieren, ReferentInnen zu Vorträgen einzuladen oder Filme vorzuführen gehören zu ihrem Engagement. Ganz zentral sei dabei, ein Bewusstsein bei den Menschen zu schaffen, auch wenn man nicht selbst betroffen sei. Manche Dinge, wie Zwangsverheiratung oder Genitalverstümmelungen seien gesellschaftlich oft „nicht nur kein großes Thema, es ist tabuisiert“. Viele Fachstellen berichten von Fällen, bei denen Menschenrechtsverletzungen an Frauen begangen wurden. Damit man dagegen auch wirklich handeln kann, müssen alle Menschen für diese Themen, nicht nur Fachkräfte wie MedizinerInnen und Hebammen, sensibilisiert werden. „Wenn aber niemand darüber weiß, dann kann gar nichts passieren“, so Trunk-Dietrich.

Daher ist für Susanne Trunk-Dietrich, einhergehend mit der Bekämpfung von Menschenrechtsverletzungen anhand von Aufklärung und Informationsarbeit, auch die Bekämpfung von Diskriminierung zentral: „Frauen sind keine Minderheit in der Bevölkerung, werden jedoch allein aufgrund ihres Geschlechts diskriminiert.“ Entsprechend bleibt sie motiviert in ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit, denn „gemeinsam an der richtigen Sache zu arbeiten“, und die vielen Freundschaften sowie fortlaufenden permanenten Lernerfahrungen, die die Tätigkeit mitbringt, sind für sie dabei essenziell. So gestaltete sie zuletzt innerhalb der Interkulturelle Woche Konstanz 2023 einen Workshop speziell für Frauen, welcher die Frage behandelte: „Wie geht es den Frauen überall auf der Welt?“ Es kamen unerwartet viele Teilnehmerinnen, einige mit internationaler Biografie und alle mit viel Motivation. Aus dem Workshop bildete sich sogar eine feste Frauengruppe, das „Lila Kollektiv“, welches sie federführend begleitet. Susanne Trunk-Dietrich zieht daraus Bilanz: „Dieses Bedürfnis nach Austausch und Solidarität bedienen zu können hat mich besonders stolz gemacht.“ Solche Momente und darüber hinaus mit Menschen an gemeinsamen Zielen zu arbeiten treibt sie an, stets weiterzumachen.