5. Open Government Dialog 2022

Mittwoch, 08. Juni 2022 im Wolkensteinsaal im Kulturzentrum am Münster

 
Am 08.06.2022 von 16 bis 19 Uhr fand zum fünften Mal der Open Government Dialog der Stadt Konstanz gemeinsam mit cyberLAGO e.V., dem Netzwerk für die Digitalwirtschaft und IT in der Bodenseeregion, statt. Nach der Corona-bedingten Onlineausgabe im vergangenen Jahr freuten sich die Teilnehmenden wieder über ein reales Wiedersehen im Wolkensteinsaal im Konstanzer Kulturzentrum.Über 70 Interessierte aus Zivilgesellschaft, Verwaltung, Wirtschaft und Wissenschaft nahmen an der Veranstaltung teil und diskutierten über digitale Souveränität. Unter dem Leitthema „Digitalisierung souverän gestalten“ wurden die Bereiche Open Source Software, Offene Daten und digitale Teilhabe thematisiert. Die Veranstaltung fand zudem im Rahmen des von der EU geförderten Projektes "Interreg Alpine Space - DEAS" statt. 

 
Dr. Andreas Osner, Bürgermeister für Soziales, Bildung und Kultur und erster Beigeordneter der Stadt Konstanz, begrüßte die Teilnehmenden und hob die Wichtigkeit der Digitalisierung für die Stadtverwaltung hervor. Auf dem Portal Offene Daten Konstanz werden Verwaltungsdaten als eine der wenigen Städte in Baden-Württemberg transparent auf einem Portal bereit. Kommunen müssten ein neues Verständnis für Datennutzung entwickeln.
 

Lothar Becker, Vorstandsmitglied der Open Source Business Alliance und Open-Source IT-Unternehmer, betonte in seinem Vortrag die strategische Bedeutung digitaler Souveränität. Abhängigkeit von Software könne ein Risiko darstellen. Völlige Autarkie sei aber nicht die Lösung, stattdessen müsse ein guter Mittelweg gefunden werden. Der Einsatz von Open-Source-Software biete viele Vorteile: Offenheit und Transparenz würden für Souveränität und digitale Krisenresilienz sorgen. Becker forderte als neuen Standard den Grundsatz „Public Money = Public Code“, d.h. öffentlich finanzierte Software sollte unter einer Open-Source-Lizenz veröffentlicht werden.
 

Robert Jacob, Vorsitzender des Konstanzer Vereins hacKNology e.V., verdeutlichte in seiner Präsentation den Nutzen offener Daten aus Sicht der Zivilgesellschaft. Dass aus offenen Daten nützliche Anwendungen entstehen können, verdeutlichte er am Beispiel einer App zur Parkplatzbelegung in Konstanz, die bei einem städtischen Hackathon entstanden ist. Als Datengrundlage dieser App dienen Daten aus dem städtischen Open-Data-Portal. Jacob appellierte zuletzt an die Zuhörenden, dass sich die Zivilgesellschaft gerne einbringen soll, um die Stadt gemeinsam smarter zu machen.
 

Dr. Christin Wohlrath stellte als ehem. Projektleiterin die Erkenntnisse des EU-Förderprojekts DEAS (Data Economy Alps Strategy) vor. Konstanz hat hier mit dem Schwerpunkt Mobilitätsdaten einige Pilotprojekte gestartet. Offene Daten könnten der Verwaltung wichtige (verkehrspolitische) Hinweise geben, ein Beispiel hierfür sei die App SimRa, mit der Radfahrer Gefahrensituationen melden können. Daten seien für das Ziel einer nachhaltigen, smarten Stadt essenziell, etwa wenn es um digitale Verkehrslenkung gehe.
 

Die Präsentationen der Referierenden sowie die Präsentation zur Einführung in das Thema Digitale Souveränität gibt es hier zum Download: 
 


 In den Open Spaces gab es im Anschluss an die Impulsvorträge wieder Raum zum Austausch und zur Beteiligung:
Julia Käfer von Mobi Data BW (Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg) diskutierte mit Christin Wohlrath im Open Space über offene Mobilitätsdaten. Gemeinsam mit dem Teilnehmenden überlegten sie, wie offene Daten zu einem besseren ÖPNV beitragen könnten. Beispielsweise wünschten sich einige Teilnehmer Informationen über die Auslastung von Bussen, die über digitale Technologien erfasst werden könnten. Dadurch könnte das Busnetz optimiert werden und Fahrgästen zusätzliche Informationen bereitgestellt werden. Im Open Space mit Lothar Becker wurde über die Bedingungen für den erfolgreichen Einsatz von Open Source Software in Kommunen gesprochen. Dabei wurde festgestellt, dass Open Source Software zwar keine direkten Lizenzkosten habe, aber dadurch nicht kostenfrei sei. Stattdessen würde die Entwicklung, Anpassung und der Betrieb Kosten verursachen. Als Kommune sollte man nicht überstürzt komplett auf Open Source umstellen, sondern besser langsam in kleinen Schritten digital souveräner werden. Robert Jacob vom Hackerspace hacKNology e.V. reflektierte mit den Teilnehmenden das Thema der persönlichen digitale Souveränität. Er hob hervor, dass man als Nutzer kostenloser E-Mail-Dienste mit seinen Daten „bezahlen“ würde und regte zu einem kritischen Nachdenken über die persönlichen Daten an. Den Aspekt der digitalen Inklusion diskutierte eine weitere Gruppe. Eine transparente Kommunikation sowie Schulungen für IT-Themen seien Wege, damit auch bisher digital abgehängte Bevölkerungsgruppen von der Digitalisierung profitieren könnten. Insgesamt müssten bei der Digitalisierung die unterschiedlichen Voraussetzungen der Bevölkerung berücksichtigt werden.