Volksbegehren Artenschutz: Konstanz setzt auf Dialog
OB Burchardt: „Naturschutz und Landwirtschaft müssen zusammengedacht werden. Unsere landwirtschaftlichen Betriebe und ihre regionale Produktion von Lebensmitteln vor Ort sind bei den Bürgerinnen und Bürgern beliebt und für den Klimaschutz wichtig“ – Brief an die Landesregierung
Das Volksbegehren Artenschutz hat in den letzten Monaten auch in der Stadt Konstanz zu intensiven, teilweise sehr kontroversen Diskussionen geführt. Betroffene Landwirte, Naturschützer und die Stadt Konstanz haben gemeinsam mit Vertretern der Insel Mainau ein Konzeptentwurf zur Verbesserung der Biodiversität im Naturschutzgebiet (NSG) Bodenseeufer und darüber hinaus entwickelt, der die Aspekte Erhaltung Biodiversität sowie die Existenzsicherung der Landwirtschaft berücksichtigt. Ausdrücklich unterstützt wird von Konstanzer Seite – so wie im Gesetzentwurf vorgesehen - das Ziel der Reduktion des Pestizideinsatzes in der Fläche sowie das generelle Verbot des Pestizideinsatzes in Naturschutzgebieten. Allerdings sieht der bisherige Gesetzentwurf der Landesregierung Ausnahmen nur für einzelne Betriebe vor, wenn eine unbillige Härte vorliegt und die Existenz der Betriebs gefährdet ist. Die Konstanzer Initiative schlägt vor, die Ausnahmeregelung für landwirtschaftlich intensiver genutzte Flächen auch für einen Verbund mehrerer Betriebe zuzulassen. Voraussetzung ist, dass im Rahmen eines ganzheitlichen Konzeptes dargelegt wird, wie die biologische Vielfalt nachweislich verbessert wird im Einklang mit einer landwirtschaftlichen Produktion bei deutlich verringertem Pestizideinsatz. Damit kann die Naturschutzqualität innerhalb und außerhalb des NSG deutlich verbessert werden.
Konstanzer Bitte an die Landesregierung – Stärkung der Biodiversität
OB Burchardt begründet die Konstanzer Bitte an die Landesregierung durch die besondere, mit den meisten Naturschutzgebieten in Baden-Württemberg nicht vergleichbare Situation im NSG Bodenseeufer. 60 Prozent der Konstanzer Gemarkungsfläche ist als Natura 2000-Gebiet ausgewiesen. „Dieser Landschafts- und Naturraum ist Grundlage für die hohe Lebensqualität und Attraktivität unserer Stadt“, bekräftigt der Oberbürgermeister weiter. Das in den 60er Jahren ausgewiesene NSG Bodenseeufer erstreckt sich entlang des Bodenseeufers von der Insel Mainau bis nach Wallhausen und wird jeweils unterbrochen von den Ortsteilen Litzelstetten und Dingelsdorf. Schutzgrund waren insbesondere die landschaftliche Schönheit und Eigenart. Die landwirtschaftliche Nutzung einschließlich des Obst- und Gartenbaus sollten davon unberührt bleiben. Über ein Drittel der zirka 280 Hektar großen NSG-Fläche werde intensiv landwirtschaftlich genutzt. Auf diesen Flächen produzieren Betriebe Obst und andere regionale Produkte von hoher Qualität, die von den Bürgerinnen und Bürgern sehr geschätzt werden. „Wir wollen diese Landwirtschaft vor Ort erhalten“, resümiert OB Burchardt und hofft dabei auf Unterstützung durch Ministerpräsident Winfried Kretschmann und den zuständigen Landesminister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft, Franz Untersteller. „Ich freue mich, dass sich die Vertreter von Naturschutz, Verwaltung und Landwirtschaft auf dieses Konzept geeinigt haben. Es ist im Konsens entstanden und es ist fachlich fundiert. Bei einem Termin am 29. November auf dem Obsthof Romer fand es bei unserem Landesminister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz große Sympathie. Ich wünsche mir, dass unsere Landesregierung dieses gemeinsam erarbeitete Konzeptpapier als zukunftsweisenden Beitrag zur notwendigen Stärkung der Biodiversität in Verbindung mit einer nachhaltigen, regionalen Landwirtschaft würdigt und es als Grundlage für ein Modellvorhaben herangezogen wird", so OB Burchardt.