3. Klimaschutzbericht der Stadt Konstanz
Der 3. Klimaschutzbericht der Stadt ist online abrufbar. Zusammen mit Beschlüssen zur Intensivierung der Klimaschutzbemühungen stand er auf der Tagesordnung der Gemeinderatssitzung am 28. Januar 2021.
Trotz der erschwerten und besonderen Situation durch die Corona-Pandemie hat sich bei der Stadt Konstanz in den letzten Monaten beim Klimaschutz vieles bewegt. Den aktuellen Stand, die Fortschritte seit dem letzten Bericht im Juli 2020 und den Ausblick auf das Jahr 2021 dokumentiert der dritte Klimaschutzbericht, der dem Gemeinderat sowie der Öffentlichkeit am Donnerstag, dem 28. Januar, in der ersten Gemeinderatssitzung des neuen Jahres vorgestellt wurde. „Der 3. Klimaschutzbericht zeigt, dass wir auch in Zeiten von Corona beim Klimaschutz eine eindrucksvolle Bilanz vorlegen können. Wir sind mit vielen Projekten und Maßnahmen trotz ungünstiger Rahmenbedingungen gut vorwärtsgekommen. Auch der coronabedingte Krisenhaushalt 2021 bremst uns hier nicht aus. Eine neue Dimension im Klimaschutz eröffnet sich uns durch die Zusammenarbeit mit dem renommierten ifeu-Institut. Zusammen mit diesem können wir noch besser und professioneller werden“, erklärte Oberbürgermeister Uli Burchardt vor der Gemeinderatssitzung.
3. Klimaschutzbericht der Stadt Konstanz
3. Klimaschutzbericht der Stadt Konstanz vom 28.01.2021
Im zweiten Halbjahr 2020 konnten zahlreiche Projekte erfolgreich abgeschlossen oder auf den Weg gebracht werden.
- Seit September 2020 unterstützt der „Expertenrat Klimaschutz und Zukunftsstadt“ die Stadt bei konfliktbehafteten Fragestellungen im Klimaschutz.
- Um den Austausch der Kommunen untereinander und gemeinsame Projekte im Bereich der Klimawandelanpassung zu fördern, ist die Stadt dem „Netzwerk Klimaanpassung Bodensee Oberschwaben“ beigetreten.
- Von Ende September bis Anfang Oktober 2020 trat die Stadt bei der bundesweiten Kampagne „Stadtradeln“ zusammen mit vielen anderen Konstanzer TeilnehmerInnen für ein gutes Klima in die Pedale.
- Im Oktober startete außerdem das Energie-Einsparprojekt „Fifty-fifty“, das Schülerinnen und Schüler motivieren soll, den Energieverbrauch ihrer Schulen in Form von Heizenergie, Strom, Wasser und Müll zu senken.
- Um im öffentlichen Raum verstärkt auf das Thema Klimaschutz aufmerksam zu machen, informierten Baumplakate über die vielfältigen Klimafunktionen von Bäumen. Ende September wurden fünf Infostelen in der Konstanzer Altstadt aufgestellt, die aufzeigen, wie sich der eigene CO2-Fußabdruck in den unterschiedlichen Lebensbereichen verringern lässt.
- Der im Januar 2020 gegründete Klima-Bürgerrat beschloss die Förderung von neun Projekten der Bürgerschaft, die eine positive Wirkung auf das Klima haben.
- Die Solaroffensive, die das Ziel hat, den Anteil von Photovoltaikanlagen auf privaten Dächern zu erhöhen, verlagerte die Ansprache der privaten GebäudeeigentümerInnen in den digitalen Bereich. Im Dezember fand eine Online-Infoveranstaltung für das mittlerweile dritte Pilotgebiet Dingelsdorf-Oberdorf statt.
- Auch der PV-Ausbau auf den städtischen Gebäuden schreitet voran: Zum Jahresende konnten eine Anlage auf dem Dach des Humboldt-Gymnasiums in Betrieb genommen sowie eine Anlage auf dem Kunstdepot der städtischen Museen im Konstanzer Industriegebiet installiert werden.
- Im Rahmen des Forschungsprojekts „Hafner KliEn“ (Hafner klimaneutral und energiewendedienlich) sollen übertragbare Konzepte und praxistaugliche Lösungen für ein in der Gesamtbilanz klimaneutrales Quartier erarbeitet werden. Ende November 2020 erhielt die Stadt die Zusage, dass das Projekt eine Förderung durch das 7. Energieforschungsprogramm der Bundesregierung erhält. Das Gesamtprojektvolumen beläuft sich auf etwa 2 Millionen Euro bei 5 Projektpartnern.
- In der Sonnenbühlstraße errichtet die WOBAK gegenwärtig einen fünfgeschossigen Neubau in klimafreundlicher Holzbauweise.
- Im Verwaltungsgebäude Laube (VGL) wurden Teile der Beleuchtungsanlage auf LED umgerüstet. Durch diese Maßnahme kann der Stromverbrauch der Beleuchtung im VGL künftig um etwa 70-85 Prozent reduziert werden. Auch die Lampen in der historischen Turnhalle der Grundschule Petershausen wurden durch klimafreundlichere LED-Strahler ersetzt, was eine Energieeinsparung von fast zwei Dritteln bei der Beleuchtung ermöglicht.
- Nachdem Ende März 2020 bereits über 600 Jungbäume einen Platz in privaten Gärten finden konnten, wurde die Aktion „Klimabäume“ im Dezember 2020 fortgesetzt. Im Frühjahr 2021 werden weitere rund 500 Klimabäume gepflanzt und zur Durchgrünung und Verbesserung des Stadtklimas beitragen.
- Die Stadt Konstanz hat sich beim Ministerium für Wirtschaft und Energie mit einem gemeinsam mit der Universität und der HTWG erarbeiteten „Letter of Intent“ als idealen Standort für eine „Klima-Universität“ beworben.
- Das Neubauprojekt „Am Pfeiferhölzle“ und ein Teil des umgebenden Wohnungsbestands werden mit Wärme aus einem Blockheizkraftwerk (Kooperation zwischen Stadtwerken und WOBAK) versorgt. Die CO2-Emissionen können dadurch um 40 % reduziert werden.
- Die WOBAK hat 2020 eine Bilanzierung ihres Treibhausgasausstoßes vornehmen lassen, sowohl für den Bestand als auch für zukünftige energetische Sanierungsmaßnahmen bis 2030. Auf dieser Grundlage soll 2021 eine eigene Klimaschutzstrategie erarbeitet werden.
- Am 23. Juli 2020 hat der Gemeinderat Beschlüsse zur Realisierung einer weitgehend „autofreien Innenstadt“ gefasst, u. a. den Ausbau von ÖPNV und Stadtbusverkehr sowie die Einführung eines digitalen Verkehrsmanagements. Mit dem Konzept zum autofreien Umbau der linksrheinischen Innenstadt wurde Konstanz am 3. Dezember im Rahmen des Landeswettbewerbs „Wir machen Mobilitätswende!“ als eine von sieben Städten ausgezeichnet.
- Im Technischen und Umweltausschuss am 12. November 2020 stellte die Verwaltung ein Konzept zur Entwicklung des städtischen Grünraums und zur Anpflanzung weiterer Bäume vor, dem der Fachausschuss zustimmte. Das Konzept umfasst etwa 265 neue Baumstandorte.
- Die energetische Sanierung der städtischen Gebäude schreitet voran. So konnten während der letzten Monate einige Heizungssanierungen sowie energetische Sanierungsmaßnahmen an Schulgebäuden durchgeführt werden. An der Geschwister-Scholl-Schule wurden z. B. 2.700 m² Dachfläche saniert. Des Weiteren wurden neue PV-Anlagen installiert und Beleuchtungsanlagen ausgetauscht. Das neu eingeführte Energiemanagement ermöglicht es, Energieverbräuche in den Gebäuden systematisch zu erfassen und darauf aufbauend Optimierungsmaßnahmen technischer Art sowie bei den Nutzerinnen und Nutzern anzustoßen.
Klimaschutz im Krisenhaushalt 2021
Die Gesamtausgaben im städtischen Haushalt für den Klimaschutz belaufen sich im Jahr 2021 auf rund 9,2 Millionen Euro (vorbehaltlich des Haushaltsbeschlusses für 2021 im März). Bei den Entsorgungsbetrieben und den Stadtwerken beträgt die Höhe der klimaschutzbezogenen Gesamtausgaben etwa 11 Millionen Euro. Daraus ergibt sich für 2021 eine Gesamtsumme von ca. 20 Millionen Euro.
Ausblick auf Projekte 2021
Ein Schwerpunkt der Klimaschutzbemühungen 2021 liegt weiterhin auf der energetischen Sanierung der städtischen Gebäude sowie dem Ausbau erneuerbarer Energien. Im Bereich Mobilität geht es an die Umsetzung der im Juli 2020 beschlossenen Maßnahmen. Mit der Einführung von sechs E-Bussen und der neuen LNG-Fähre steht das neue Jahr auch bei den Stadtwerken im Zeichen der nachhaltigen Mobilität. Die Bodensee-Schiffsbetriebe planen zudem die Anschaffung von zwei elektrisch betriebenen Passagierschiffen. Um die Eigenstromproduktion zu steigern, setzen auch die Entsorgungsbetriebe auf den Ausbau der Photovoltaik. Hervorzuheben ist hier die geplante bauwerksintegrierte Photovoltaik in den Fassaden der neuen Faultürme.
Beschlüsse zur Intensivierung der Klimaschutzbemühungen
Im Sommer 2020 hat der Gemeinderat beschlossen, das ifeu (Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg) mit der Erarbeitung einer neuen und ambitionierten Klimaschutzstrategie zu beauftragen. Durch die Zusammenarbeit mit dem renommierten Institut sollen die städtischen Klimaschutzmaßnahmen weiter intensiviert und beschleunigt sowie auf eine methodisch einwandfreie Grundlage gestellt werden. Vor dem Hintergrund eines Workshops und des im Februar anstehenden Zwischenberichts wird der Gemeinderat im März über die Zielsetzung zur Klimaneutralität entscheiden. Die Klimaschutzstrategie soll im Sommer fertiggestellt werden und einen gesamthaften Maßnahmenkatalog beinhalten.
Zu einigen Maßnahmen hat der Gemeinderat bereits in der Sitzung am 28. Januar Beschluss gefasst. Um die Intensivierung der Klimaschutzbemühungen voranzutreiben, hat der Rat den folgenden Beschlüssen zugestimmt:
- Beitritt der Stadt Konstanz zum Klimaschutzpakt des Landes Baden-Württemberg
- Mitgliedschaft der Stadt Konstanz im CO2-Abgabe e. V.
Vorbehaltlich des Beschlusses für den Haushaltsplan 2021 im März:
- Erstellung eines „Klimamobilitätsplans“
- vorbereitende Untersuchung für ein neues Sanierungsgebiet sowie eine Stelle zum Sanierungsmanagement, um die Zahl an Sanierungen im privaten Gebäudebestand zu erhöhen
- Stelle einer/s nach innen wirkenden Beauftragten für Klimaneutralität der Verwaltung sowie die Fortführung der Stelle zum Klimaschutzmanagement im Amt für Stadtplanung und Umwelt
- Auftrag an Kämmerei und Stadtwerke, über die Voraussetzungen für die Umsetzung einer strategischen Wärmenetzplanung zu verhandeln (Zwischenergebnisse im April)
- Festlegung eines CO2-Preises von 115 Euro pro Tonne, um die Wirtschaftlichkeit von klimaschutzrelevanten Maßnahmen berechnen zu können (zunächst nur für den Tätigkeitsbereich des Hochbauamts)
- zusätzliche personelle sowie finanzielle Ressourcen für das Hochbauamt zur Umsetzung von klimaschutzrelevanten Sanierungen an den eigenen Gebäuden
Die entsprechende Sitzungsvorlage ist online im Bürgerinformationssystem abrufbar unter www.konstanz.sitzung-online.de/public.