Zweite Gasanbindung nach Konstanz wird nicht gebaut
Dank neuer Rahmenbedingungen und intensiver Bemühungen seitens der Stadtwerke ist es möglich, einen weiteren Schritt weg vom Erdgas als Energieträger zu gehen.
Die Stadtwerke Konstanz werden keine zweite Gasanbindung bauen. Das hat der Aufsichtsrat auf Vorschlag der Geschäftsleitung beschlossen. „Wir haben diese Entscheidung bewusst getroffen, um die hohen Konstanzer Klimaschutzziele einzuhalten und weil wir Erdgas nicht als Energieträger der Zukunft sehen“, so Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Norbert Reuter. „Dieser Schritt ist nur möglich dank intensiver Bemühungen der Stadtwerke und ihrer Mitarbeitenden, die alternative Lösungen gefunden haben, um die Versorgungssicherheit in Zukunft bestmöglich aufrechterhalten zu können. Wir haben in alle Richtungen gearbeitet, um diese zweite Leitung doch nicht bauen zu müssen, und das ist nun von Erfolg gekrönt.“
Die Notwendigkeit einer zweiten Gasleitung war bis vor einigen Wochen aus rechtlicher Sicht noch unabdingbar, wie auch ein Gutachten der Forschungsgesellschaft für Energiewirtschaft mbH (FfE) im Herbst vergangenen Jahres eindeutig belegte. Dass es nun doch noch einen alternativen Weg gibt, liegt daran, dass sich mittlerweile neue Rahmenbedingungen ergeben haben, auf derer Basis die Stadtwerke neue Szenarien entwerfen konnten, um mit einer weiterhin existierenden Versorgungslücke zurechtzukommen.
Grundsätzlich ist es so, dass Konstanz für den Fall einer längeren intensiven Kälteperiode mehr Gas benötigt als der Fernleitungsnetzbetreiber zugesichert hat. Nach der weiteren Prüfung des Netzentwicklungsplanes Gas und nach einer neuen Prognose seitens des Unternehmens kann nun am Netzkopplungspunkt bis 2025 mehr Leistung bereitgestellt werden. Dieser Rahmen wird aber jährlich erneut bewertet und zugesichert.
Die dann noch bestehende Versorgungslücke würde im Ernstfall dann durch weitere Maßnahmen überbrückt. Durch weitere Verhandlungen, unter anderem mit der Landesregulierungsbehörde, haben die Stadtwerke erreicht, dass es ihnen möglich ist, mit geeigneten Kunden entsprechende abschaltbare Verträge abzuschließen. Diese Großkunden würden im Bedarfsfall vom Netz genommen und eigenständig auf bestehende, alternative Energiequellen umstellen.
Eine weitere wichtige Rahmenbedingung ist die aktuelle politische Situation. Diese führt dazu, dass Kundinnen und Kunden schneller als zunächst angenommen einen Wechsel der bislang fossilen Heizungsanlagen hin zu alternativen und regenerativen Energien umsetzen werden; unterstützt auch durch entsprechende finanzielle Anreize der Bundesregierung. „Wir sehen gerade, dass Erdgas auch als Brücke in eine künftig weitgehend emissionsneutrale Energieversorgung massiv in Frage steht. Der Trend ist ganz klar weg vom Gas. Das spricht ebenfalls gegen eine zweite Erdgasanbindung, denn es ist zu erwarten, dass der Gasabsatz zurückgeht“, so Norbert Reuter.
Hinzu kommt, dass laut eines Rechtsgutachtens, das die Stadtwerke in Auftrag geben haben, weitere Neuanschlüsse bis auf Weiteres abgelehnt werden können. Damit wird eine Versorgungslücke vorerst nicht weiter anwachsen.
„Es sind mehrere neu aufgetretene Faktoren und Rahmenbedingungen, die unsere Entscheidung begünstigt haben. Unser Anspruch ist es, den Konstanzer Weg in die Klimaneutralität aktiv und maßgeblich mitzugestalten. Dieser Verantwortung sind wir gerecht geworden“, sagt Norbert Reuter.