Wärmenetze
Planungen in Konstanz schreiten voran
Die Stadtwerke Konstanz haben untersucht, welche Potentiale für Wärmenetze es grundsätzlich in Konstanz gibt.
Erneuerbar betriebene Wärmenetze sollen ein wichtiger Baustein dabei sein, die Wärmeversorgung in Konstanz nachhaltiger und überwiegend ohne fossile Energieträger wie Öl und Gas zu gestalten. Mit ihnen sollen Gebäude perspektivisch mit erneuerbarer Energie für Raumwärme und Warmwasser versorgt werden. Mit dem Energienutzungsplan aus dem Jahr 2018 hat die Stadt Konstanz den Grundstein dafür gelegt, eine strategische Wärmenetzplanung anzustoßen. Die Stadtwerke Konstanz haben für die Stadt in den vergangenen Monaten in einem ersten Schritt untersucht, welche Potentiale in Konstanz grundsätzlich vorhanden sind und welche Gebiete für weitere Untersuchungen in Frage kommen. Dabei wurden auch mehrere Interessensgruppen wie Konstanz Klimapositiv und Fridays for Future, ebenso wie die Stadtverwaltung, einbezogen. Mehrere Gebiete sollen nun intensiver auf die Möglichkeit geprüft werden, dort in den kommenden Jahren solche Netze zu errichten.
Potential für Wärmenetze ist vorhanden
Bei der Bewertung von Gebieten hinsichtlich der Möglichkeiten zum Aufbau von Wärmenetzen spielten mehrere Faktoren eine Rolle, zum Beispiel die geografische Lage – sprich: Sind in der Nähe Möglichkeiten zur Wärmeerzeugung vorhanden? Das könnten zum Beispiel Abwasserwärme aus der Kläranlage sein, Bodenseewasser, Solarthermie oder industrielle Abwärme. „Wir kommen zum Ergebnis, dass für Konstanz erneuerbare Ressourcen für die Wärmeerzeugung zur Verfügung stehen und in räumlicher Nähe dieser Ressourcen auch Gebiete vorhanden sind, die sich für den Aufbau von Wärmenetzen eignen“, erklärt der verantwortliche Geschäftsbereichsleiter Gordon Appel von den Stadtwerken Konstanz. Folgende Gebiete sind dabei besonders geeignet: das Gebiet rund um die Bodensee-Therme und das Klinikum, in Petershausen West, im Paradies sowie im Berchengebiet, in Fürstenberg und die Universität. Oberbürgermeister Uli Burchardt freut sich über diesen Schritt: „Hier wurde und wird viel wichtige Planungsarbeit geleistet und es ist gut, dass wir bei unseren Stadtwerken die Expertise dafür im eigenen Haus haben. Die Stadtwerke übernehmen hier Verantwortung und bringen den Einsatz von erneuerbaren Energien voran.“
Weitere Untersuchungen notwendig
Bevor aber überhaupt ein erster Spatenstich erfolgen kann, sind noch weitere Untersuchungen notwendig. „Die Gebiete, auf die wir uns fokussieren, werden nun einzeln einer genaueren Prüfung unterzogen. Bei jedem Gebiet findet eine Voruntersuchung statt. Darin geht es beispielsweise darum, Genehmigungspflichten in Erfahrung zu bringen oder potentielle Standorte für Technikzentralen zu suchen“, so Gordon Appel. Die Stadtwerke Konstanz haben bereits mit Voruntersuchungen in den Gebieten rund um die Bodensee-Therme, dem linksrheinischen Teil der Stadt Konstanz, dem Berchengebiet und Petershausen West begonnen. Im Anschluss wird dann in den Gebieten mit positiven Ergebnissen in den Voruntersuchungen eine Machbarkeitsstudie durchgeführt. Diese ist auch Voraussetzung dafür, dass staatliche Fördergelder gewonnen werden können. „Diese vielschichtigen Untersuchungen und Studien sind notwendig und sinnvoll, um keine bösen Überraschungen zu erleben und die Projekte strategisch und verantwortungsvoll anzugehen“, sagt Gordon Appel. Wenn alles gut läuft, könnte die Realisierung der ersten Wärmenetze zwischen 2025 und 2030 erfolgen. Die Umsetzung ist sehr aufwändig, weshalb sie einige Zeit in Anspruch nehmen wird. Die Frage, ob Hauseigentümer ihre Objekte an ein Wärmenetz werden anschließen lassen können, wird entsprechend zu unterschiedlichen Zeitpunkten zu beantworten sein. „Wir werden auf potentielle Kundinnen und Kunden, für die ein Anschluss in Frage kommt, rechtzeitig aktiv zugehen. Deshalb bitten wir auch darum, zunächst keine Anfragen an uns zu stellen“, erklärt Appel.
Alle Informationen rund um das Thema Wärmenetze haben die Stadtwerke Konstanz auch auf ihrer Website aufbereitet: www.stadtwerke-konstanz.de/waermenetze
Veranstaltungshinweis:
Am 04.05. findet um 19:30 Uhr im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Energievisionen“ ein Vortrag zur strategischen Wärmenetzplanung im Kundenzentrum (Energiewürfel) der Stadtwerke Konstanz in der Max-Stromeyer-Straße 21a statt, der die Herangehensweise und Ergebnisse vorstellt. Weitere Informationen unter www.energievisionen.org.
Hintergrund: So funktioniert ein Wärmenetz
Ein Wärmenetz ist – einfach gesagt – lediglich ein Heizungsrohr, welches in der Straße verlegt und mit Wasser durchflossen wird. Ein Wärmenetz selbst ist an sich kein erneuerbarer Energieträger, und wer an ein Wärmenetz angeschlossen ist, wird nicht zwangsweise mit erneuerbarer Wärme versorgt. Ausschlaggebend dafür ist, wie die Wärme für das Wärmenetz erzeugt bzw. bereitgestellt wird. Ein Wärmenetz ist nur dann erneuerbar, wenn die darin transportierte Wärme mittels erneuerbarer Energien erzeugt wurde. Stand heute werden erneuerbare Wärmenetze z.B. mit Wärme aus der Tiefengeothermie betrieben. Neben tiefengeothermischen Anlagen können auch Solarthermieanlagen, Biomasse und Großwärmepumpen zur Wärmeerzeugung in Betracht gezogen werden. Großwärmepumpen benötigen immer eine Energiequelle aus der Umwelt wie Oberflächenwasser, Grundwasser, Luft, Abwasser oder Erdwärme. Während Tiefengeothermie, Solarthermie und Biomasse ohne Stromeinsatz (mit Ausnahme der Tauchpumpe für die Tiefengeothermie) Wärme erzeugen können, sind Großwärmepumpen mit Energiequellen aus der Umwelt auf den Einsatz von zusätzlichem Strom angewiesen. Wärmepumpen erzeugen nur dann erneuerbare Wärme, wenn der eingesetzte Strom aus erneuerbaren Energieerzeugungsanlagen, wie Windkraft und Photovoltaik, stammt.
Wärmenetze können auch als sogenannte „kalte Nahwärmenetze“ betrieben werden. In diesem Fall wird in den Wärmenetzen lediglich die Energie aus der Umwelt transportiert (wie bspw. Wasser mit der Temperatur des Bodenseewassers oder des Erdreichs). Mittels dezentraler Wärmepumpen in den einzelnen Gebäuden wird das Temperaturniveau der Energiequelle vor Ort angehoben, um Trinkwasser zu erwärmen und Raumwärme bereitzustellen.
Unabhängig davon, ob dezentrale Wärmepumpen oder Großwärmepumpen zur Wärmebereitstellung eingesetzt werden, ist bei der Planung beider Konzepte die Stromnetzebene miteinzubeziehen. Denn das Stromnetz muss in der Lage sein, einen flächendeckenden Einsatz von Wärmepumpen zu ermöglichen. Sowohl ausreichend Strommengen als auch ausreichende Übertragungskapazitäten müssen vorhanden sein. Während die Erzeugung von erneuerbarem Strom eine überregionale Bedeutung hat, müssen die lokalen Übertragungskapazitäten des Stromnetzes vor Ort vom Netzbetreiber, den Stadtwerken Konstanz, geplant werden.