Gute Werte beim Statusbericht „Nachhaltige Mobilität“
Konstanz belegt Spitzenplätze etwa beim Bewohnerparken und bei Klimamobilitätsplänen
Der Statusbericht Nachhaltige Mobilität der Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg vergleicht erstmalig 50 Landkreise und Städte mit Blick auf die Mobilität und den Verkehr. Die Stadt Konstanz schneidet dabei in vielen Bereichen gut ab – unter anderem bei den CO2-Emissionen des Kfz-Verkehrs, dem Fußverkehr sowie beim Bewohnerparken. Aufholbedarf sieht der Bericht dagegen unter anderem bei der Lärmbelästigung und der Ladeinfrastruktur für Elektroautos.
Beauftragt wurde der Statusbericht vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg. Er ergänzt den Statusbericht Kommunaler Klimaschutz durch einen fokussierten Blick auf den Bereich Mobilität und Verkehr. Die Klimaschutz- und Energieagentur (KEA) prüft in dem erstmals vorliegenden Bericht anhand vorhandener Daten, ob die bisherigen Bemühungen ausreichen, um die ambitionierten Ziele für mehr Klimaschutz im Verkehr zu erreichen. Ziel ist es nach Angaben der KEA zum einen, Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern einen Überblick zur Lage der nachhaltigen Mobilität vor Ort zu verschaffen und sie zu noch mehr Engagement zu bewegen. Zudem sollen Politik, Verwaltung und die Zivilgesellschaft informiert und aktiviert werden, um so die Verkehrswende zu unterstützen.
Der Statusbericht bewertet und vergleicht die Situation von Verkehr und Mobilität in den 44 Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs sowie den vier großen Kreisstädten Konstanz, Ludwigsburg, Reutlingen und Tübingen. Als internationale Vergleichsmaßstäbe wurden zudem der Kanton Zürich in der Schweiz sowie das Bundesland Vorarlberg in Österreich miteinbezogen. Berücksichtigt werden neben dem Thema Klimaschutz im Verkehr noch weitere Aspekte wie Verkehrssicherheit, Lärmschutz und gerechte Flächenverteilung. Bewertet wurden die einzelnen Bereiche mit einem Ampelschema von grün bis rot – insgesamt gab es fünf Stufen von Spitze (Dunkelgrün) über Fortgeschritten (Hellgrün) und Mittelmaß (Gelb) bis hin zu Aufholbedarf (Orange) und Schlusslicht (Rot).
Mobilitätsverhalten in Konstanz
Insgesamt gibt es im Statusbericht 15 Indikatoren, mithilfe derer alle alltäglichen und lokalen Fortbewegungsmöglichkeiten beleuchtet wurden. Die Stadt Konstanz schneidet dabei in vielen Punkten verhältnismäßig gut ab. So liegt die Kommune etwa beim Modal Split auf dem zweiten Platz. Der Modal Split zeigt, wie hoch der Anteil der verschiedenen Fortbewegungsarten ist. Er gibt also Auskunft darüber, welche Verkehrsmittel die Menschen wählen und wie ihr Mobilitätsverhalten aussieht. In Konstanz beträgt der Anteil des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs sowie des Rad- und Fußverkehrs zusammen 69 Prozent. Besser ist im Vergleich mit den anderen Gebieten nur Zürich mit 71,4 Prozent.
CO2-Bilanz im Verkehr
Beim Blick auf die CO2-Emissionen des Kfz-Verkehrs kommt die Stadt Konstanz sogar auf den ersten Platz: Die Emissionen des motorisierten Individualverkehrs liegen bei 571 Kilogramm je EinwohnerIn pro Jahr. Auf Platz zwei und drei folgen der Rhein-Neckar-Kreis mit 725 Kilogramm sowie die Stadt Heidelberg mit 733 Kilogramm. Basis für diese Daten sind Werte zu CO2-Emissionen und Jahresfahrleistungen (beide aus dem Jahr 2019) sowie Einwohnerzahlen (31.12.2021) des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg. Der für Konstanz bilanzierte Wert bedeutet jedoch nicht, dass die Stadt keinen Handlungsbedarf mehr hätte: In der Klimaschutzstrategie wurde ermittelt, dass bis zum Jahr 2035 eine Reduktion der CO2-Emissionen im Verkehr um 94 % erforderlich ist, wenn die Stadt bis dahin klimaneutral werden möchte.
Einen Spitzenplatz erhält Konstanz im Vergleich zu den anderen Gebieten auch, wenn es um die Anzahl der Personen geht, die in der Verwaltung im Bereich der nachhaltigen Mobilität tätig sind. Die Stadt liegt bei 6,8 Stellen in Vollzeitäquivalent auf 100.000 EinwohnerInnen. Die Stadt Heidelberg liegt mit 6,3 Stellen knapp dahinter.
Gute Noten gibt es für Konstanz außerdem bei den Themen Fußverkehr, Klimamobilitätsplan und beim Bewohnerparken. Hier liegt beispielsweise die Anzahl der Bewohnerparkausweise pro 1.000 parkende Autos im öffentlichen Straßenraum bei 719 – und Konstanz damit auf dem vierten Platz hinter Tübingen, Heidelberg und Ludwigsburg.
Pkw-Besitz und Carsharing
Sehr gute Werte erreicht die Stadt unter anderem auch beim Thema Pkw-Besitzquote: Mit 439,4 zugelassenen Autos je 1.000 EinwohnerInnen liegt Konstanz auf dem dritten Platz nach Heidelberg (384,2) und Freiburg (411,2). Die Stadt Zürich landet mit 471,5 Autos auf dem sechsten Platz, Vorarlberg erreicht mit 546,2 Autos Platz 12. Die genannten deutschen Städte haben jedoch eines gemeinsam: Sie sind Universitätsstädte. Zur Zahl der Fahrzeuge in der Meldestatistik enthält keine Fahrzeuge der Studierenden, die an der Heimatadresse angemeldet sind; diese müsste man hinzuzählen, lassen sich aber statistisch kaum erfassen. Die Klimaschutzstrategie der Stadt geht davon aus, dass der Fahrzeugbesitz in der Stadt noch deutlich zurückgehen muss.
Dies wäre bei einem deutlich besseren Angebot von Carsharing-Fahrzeugen möglich. Zwar landet Konstanz im Bereich Carsharing mit Platz zehn noch im oberen Viertel – 47,2 Carsharing-Fahrzeuge gibt es hier je 100.000 EinwohnerInnen – das Angebot ist jedoch nicht ausreichend, auch wenn inzwischen einzelne Fahrzeuge hinzugekommen sind. In Karlsruhe auf dem Spitzenplatz gibt es 434,3 Fahrzeuge auf 100.000 EinwohnerInnen, fast zehnmal so viel wie in Konstanz. In absoluten Zahlen gab es zum Zeitpunkt der Erhebung in Konstanz lediglich 40 stationäre Fahrzeuge, die man an festen Punkten ausleihen und wieder abstellen kann. Sogenannte „Freefloating-Carsharing-Fahrzeuge“, die an jedem nach der Straßenverkehrsordnung erlaubten Platz ausgeliehen oder abgestellt werden können, gibt es in Konstanz nicht.
Anteil an E-Autos
Der Pkw-Elektrifizierungsgrad – also der Anteil von Batterie-Elektrofahrzeugen pro 1.000 Pkw – liegt in Konstanz übrigens bei 22,3. Im Vergleich mit den anderen Kreisen und Städten entspricht das dem achten Platz. Insgesamt gibt es in Konstanz 832 Elektrofahrzeuge sowie 508 Plugin-Hybride. Bei der Ladeinfrastruktur erreicht die Stadt Konstanz dagegen nur Platz 43 von 49 (zu Vorarlberg gab es keine vergleichbaren Daten). In der Kategorie wurde zum einen die öffentlich zugängliche Ladeleistung in Kilowatt je zugelassenem Elektrofahrzeug gemessen – in Konstanz liegt sie bei 1,62 Kilowatt. Zum Vergleich: In der Stadt Ulm, die auf dem ersten Platz liegt, sind 10,33 Kilowatt pro zugelassenem Elektrofahrzeug öffentlich zugänglich. Ein zweiter Punkt waren die öffentlich zugänglichen Ladepunkte, von denen es in Ulm 272 gibt, in Konstanz dagegen 49.
ÖPNV-Takt
Beim ÖPNV-Takt – also der Angabe, wie oft eine Haltestelle im Durchschnitt bedient wird – erreicht die Stadt Konstanz den elften Platz, liegt damit aber trotzdem noch im dunkelgrünen Bereich. Bei der ÖPNV-Angebotsdichte – die sich durch die Zahl der gesamten Haltestellen und zu der Zahl der Abfahrten ergibt – reicht es im Vergleich mit den anderen Gebieten Baden-Württembergs nur für Platz 15.
Verkehrssicherheit
Einen Platz relativ weit hinten erhält Konstanz bei der Verkehrssicherheit: Mit 64,9 Schwerverletzten im Straßenverkehr je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner kommt die Stadt auf den 30. Platz im orangenen Bereich. Auf Platz eins liegt die Stadt Stuttgart mit 28,4 Personen.
Auch bei der Finanzierung der Radverkehrsinfrastruktur liegt Konstanz mit Platz 37 auf den hinteren Rängen. Aus Sicht der Stadt Konstanz ist dies allerdings nur bedingt aussagekräftig, da dieser Kategorie nur die Förderung nach dem Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) zugrunde liegt, nicht aber der Konstanzer Haushalt aktive Mobilität und andere investive Maßnahmen wie z.B. der Ausbau der Fürstenbergstraße mit Fahrradschutzstreifen.
Lärmbelastung
Nachholbedarf hat Konstanz im Vergleich mit anderen Städten und Landkreisen auch beim Thema Lärm. Dem Statusbericht zufolge sind in der Kommune 25,7 Personen je 1.000 EinwohnerInnen nachts von einer Lärmbelastung über 55 dB(A) betroffen. In absoluten Zahlen sind das 2.179 Menschen. Konstanz liegt damit auf Platz 39 im Vergleich mit den anderen Gebieten in Baden-Württemberg. Besonders gut schneiden beim Thema Lärmbelästigung dagegen die Kreise Sigmaringen (5,3 Personen), Emmendingen (5,6), Rottweil (5,7) und der Neckar-Odenwald-Kreis (6,0) ab.
Die Stadt Konstanz hat in den vergangenen Jahren bereits Maßnahmen gegen die Lärmbelastung ergriffen. Erst im Mai wurde der Entwurf der 3. Stufe der Lärmaktionsplanung vorgestellt: Eine Lärm- und Konfliktanalyse hatte Lärmschwerpunkte in den Stadtteilen Dettingen, Litzelstetten, Wollmatingen, Fürstenberg, Petershausen West und Ost, Königsbau, Allmannsdorf und in der Altstadt ergeben. In diesen Bereichen sollen gemäß Empfehlung der Gutachter unter anderem Geschwindigkeitsbegrenzungen und ein Schallschutzfensterprogramm für Gebäude für Abhilfe sorgen. Interessierte BürgerInnen konnten bis 16. Juli Stellungnahmen zu den Plänen abgeben. Nähere Informationen gibt es unter www.konstanz.de/laermschutz.
Der gesamte Bericht ist online abrufbar unter www.kea-bw.de/nachhaltige-mobilitaet