Gute Werte beim Statusbericht „Nachhaltige Mobilität“

Konstanz belegt Spitzenplätze etwa beim Bewohnerparken und bei Klimamobilitätsplänen

Der Statusbericht gibt in Kartenform zu verschiedensten Bereichen der nachhaltigen Mobilität eine Übersicht über den Stand in Baden-Württemberg. Hier der Anteil des Umweltverbundes an allen Wegen in Prozent. Quellen: infas, DLR, IVT und infas 360 (2018): Mobilität in Deutschland. © KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH

Der Statusbericht Nachhaltige Mobili­tät der Klimaschutz- und Energieagen­tur Baden-Württemberg vergleicht erstmalig 50 Landkreise und Städte mit Blick auf die Mobilität und den Verkehr. Die Stadt Konstanz schneidet dabei in vielen Bereichen gut ab – un­ter anderem bei den CO2-Emissionen des Kfz-Verkehrs, dem Fußverkehr sowie beim Bewohnerparken. Aufhol­bedarf sieht der Bericht dagegen unter anderem bei der Lärmbelästigung und der Ladeinfrastruktur für Elektroautos.
 
Beauftragt wurde der Statusbericht vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg. Er ergänzt den Status­bericht Kommunaler Klimaschutz durch einen fokussierten Blick auf den Bereich Mobilität und Verkehr. Die Klimaschutz- und Energieagentur (KEA) prüft in dem erstmals vorlie­genden Bericht anhand vorhandener Daten, ob die bisherigen Bemühun­gen ausreichen, um die ambitionier­ten Ziele für mehr Klimaschutz im Verkehr zu erreichen. Ziel ist es nach Angaben der KEA zum einen, Ent­scheidungsträgerinnen und Entschei­dungsträgern einen Überblick zur Lage der nachhaltigen Mobilität vor Ort zu verschaffen und sie zu noch mehr Engagement zu bewegen. Zu­dem sollen Politik, Verwaltung und die Zivilgesellschaft informiert und aktiviert werden, um so die Verkehrs­wende zu unterstützen.
 
Der Statusbericht bewertet und vergleicht die Situation von Verkehr und Mobilität in den 44 Stadt- und Landkreisen Baden-Württembergs sowie den vier großen Kreisstädten Konstanz, Ludwigsburg, Reutlingen und Tübingen. Als internationale Vergleichsmaßstäbe wurden zudem der Kanton Zürich in der Schweiz sowie das Bundesland Vorarlberg in Österreich miteinbezogen. Berück­sichtigt werden neben dem Thema Klimaschutz im Verkehr noch wei­tere Aspekte wie Verkehrssicherheit, Lärmschutz und gerechte Flächenver­teilung. Bewertet wurden die einzel­nen Bereiche mit einem Ampelsche­ma von grün bis rot – insgesamt gab es fünf Stufen von Spitze (Dunkelgrün) über Fortgeschritten (Hellgrün) und Mittelmaß (Gelb) bis hin zu Aufholbe­darf (Orange) und Schlusslicht (Rot).

Mobilitätsverhalten in Konstanz

Insgesamt gibt es im Statusbericht 15 Indikatoren, mithilfe derer alle alltäg­lichen und lokalen Fortbewegungs­möglichkeiten beleuchtet wurden. Die Stadt Konstanz schneidet dabei in vie­len Punkten verhältnismäßig gut ab. So liegt die Kommune etwa beim Mo­dal Split auf dem zweiten Platz. Der Modal Split zeigt, wie hoch der Anteil der verschiedenen Fortbewegungsar­ten ist. Er gibt also Auskunft darüber, welche Verkehrsmittel die Menschen wählen und wie ihr Mobilitätsver­halten aussieht. In Konstanz beträgt der Anteil des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs sowie des Rad- und Fuß­verkehrs zusammen 69 Prozent. Bes­ser ist im Vergleich mit den anderen Gebieten nur Zürich mit 71,4 Prozent.

CO2-Bilanz im Verkehr

Beim Blick auf die CO2-Emissionen des Kfz-Verkehrs kommt die Stadt Konstanz sogar auf den ersten Platz: Die Emissionen des motorisierten In­dividualverkehrs liegen bei 571 Kilo­gramm je EinwohnerIn pro Jahr. Auf Platz zwei und drei folgen der Rhein-Neckar-Kreis mit 725 Kilogramm sowie die Stadt Heidelberg mit 733 Kilogramm. Basis für diese Daten sind Werte zu CO2-Emissionen und Jahresfahrleistungen (beide aus dem Jahr 2019) sowie Einwohnerzahlen (31.12.2021) des Statistischen Landes­amtes Baden-Württemberg. Der für Konstanz bilanzierte Wert bedeutet jedoch nicht, dass die Stadt keinen Handlungsbedarf mehr hätte: In der Klimaschutzstrategie wurde ermittelt, dass bis zum Jahr 2035 eine Reduk­tion der CO2-Emissionen im Verkehr um 94 % erforderlich ist, wenn die Stadt bis dahin klimaneutral werden möchte.

Einen Spitzenplatz erhält Konstanz im Vergleich zu den anderen Gebie­ten auch, wenn es um die Anzahl der Personen geht, die in der Verwaltung im Bereich der nachhaltigen Mobilität tätig sind. Die Stadt liegt bei 6,8 Stellen in Vollzeitäquivalent auf 100.000 Ein­wohnerInnen. Die Stadt Heidelberg liegt mit 6,3 Stellen knapp dahinter.
 
Gute Noten gibt es für Konstanz außerdem bei den Themen Fußver­kehr, Klimamobilitätsplan und beim Bewohnerparken. Hier liegt beispiels­weise die Anzahl der Bewohnerpark­ausweise pro 1.000 parkende Autos im öffentlichen Straßenraum bei 719 – und Konstanz damit auf dem vier­ten Platz hinter Tübingen, Heidelberg und Ludwigsburg.

Pkw-Besitz und Carsharing

Sehr gute Werte erreicht die Stadt unter anderem auch beim Thema Pkw-Besitzquote: Mit 439,4 zugelasse­nen Autos je 1.000 EinwohnerInnen liegt Konstanz auf dem dritten Platz nach Heidelberg (384,2) und Freiburg (411,2). Die Stadt Zürich landet mit 471,5 Autos auf dem sechsten Platz, Vorarlberg erreicht mit 546,2 Autos Platz 12. Die genannten deutschen Städte haben jedoch eines gemeinsam: Sie sind Universitätsstädte. Zur Zahl der Fahrzeuge in der Meldestatistik enthält keine Fahrzeuge der Studie­renden, die an der Heimatadresse an­gemeldet sind; diese müsste man hin­zuzählen, lassen sich aber statistisch kaum erfassen. Die Klimaschutzstra­tegie der Stadt geht davon aus, dass der Fahrzeugbesitz in der Stadt noch deutlich zurückgehen muss.

Dies wäre bei einem deutlich besse­ren Angebot von Carsharing-Fahrzeu­gen möglich. Zwar landet Konstanz im Bereich Carsharing mit Platz zehn noch im oberen Viertel – 47,2 Carsha­ring-Fahrzeuge gibt es hier je 100.000 EinwohnerInnen – das Angebot ist jedoch nicht ausreichend, auch wenn inzwischen einzelne Fahrzeuge hin­zugekommen sind. In Karlsruhe auf dem Spitzenplatz gibt es 434,3 Fahr­zeuge auf 100.000 EinwohnerInnen, fast zehnmal so viel wie in Konstanz. In absoluten Zahlen gab es zum Zeit­punkt der Erhebung in Konstanz le­diglich 40 stationäre Fahrzeuge, die man an festen Punkten ausleihen und wieder abstellen kann. Sogenannte „Freefloating-Carsharing-Fahrzeuge“, die an jedem nach der Straßenver­kehrsordnung erlaubten Platz ausge­liehen oder abgestellt werden können, gibt es in Konstanz nicht.

Anteil an E-Autos

Der Pkw-Elektrifizierungsgrad – also der Anteil von Batterie-Elektrofahr­zeugen pro 1.000 Pkw – liegt in Kon­stanz übrigens bei 22,3. Im Vergleich mit den anderen Kreisen und Städten entspricht das dem achten Platz. Ins­gesamt gibt es in Konstanz 832 Elek­trofahrzeuge sowie 508 Plugin-Hybri­de. Bei der Ladeinfrastruktur erreicht die Stadt Konstanz dagegen nur Platz 43 von 49 (zu Vorarlberg gab es keine vergleichbaren Daten). In der Kate­gorie wurde zum einen die öffentlich zugängliche Ladeleistung in Kilowatt je zugelassenem Elektrofahrzeug ge­messen – in Konstanz liegt sie bei 1,62 Kilowatt. Zum Vergleich: In der Stadt Ulm, die auf dem ersten Platz liegt, sind 10,33 Kilowatt pro zugelassenem Elektrofahrzeug öffentlich zugäng­lich. Ein zweiter Punkt waren die öf­fentlich zugänglichen Ladepunkte, von denen es in Ulm 272 gibt, in Kon­stanz dagegen 49.

ÖPNV-Takt

Beim ÖPNV-Takt – also der Angabe, wie oft eine Haltestelle im Durch­schnitt bedient wird – erreicht die Stadt Konstanz den elften Platz, liegt damit aber trotzdem noch im dunkel­grünen Bereich. Bei der ÖPNV-Ange­botsdichte – die sich durch die Zahl der gesamten Haltestellen und zu der Zahl der Abfahrten ergibt – reicht es im Vergleich mit den anderen Ge­bieten Baden-Württembergs nur für Platz 15.

Verkehrssicherheit

Einen Platz relativ weit hinten erhält Konstanz bei der Verkehrssicher­heit: Mit 64,9 Schwerverletzten im Straßenverkehr je 100.000 Einwoh­nerinnen und Einwohner kommt die Stadt auf den 30. Platz im orangenen Bereich. Auf Platz eins liegt die Stadt Stuttgart mit 28,4 Personen.
 
Auch bei der Finanzierung der Rad­verkehrsinfrastruktur liegt Konstanz mit Platz 37 auf den hinteren Rängen. Aus Sicht der Stadt Konstanz ist dies allerdings nur bedingt aussagekräf­tig, da dieser Kategorie nur die Förde­rung nach dem Landesgemeindever­kehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) zugrunde liegt, nicht aber der Konstanzer Haushalt aktive Mobilität und andere investive Maßnahmen wie z.B. der Ausbau der Fürstenbergstraße mit Fahrradschutzstreifen.

Lärmbelastung

Nachholbedarf hat Konstanz im Ver­gleich mit anderen Städten und Land­kreisen auch beim Thema Lärm. Dem Statusbericht zufolge sind in der Kommune 25,7 Personen je 1.000 Ein­wohnerInnen nachts von einer Lärm­belastung über 55 dB(A) betroffen. In absoluten Zahlen sind das 2.179 Menschen. Konstanz liegt damit auf Platz 39 im Vergleich mit den anderen Gebieten in Baden-Württemberg. Be­sonders gut schneiden beim Thema Lärmbelästigung dagegen die Kreise Sigmaringen (5,3 Personen), Emmen­dingen (5,6), Rottweil (5,7) und der Ne­ckar-Odenwald-Kreis (6,0) ab.
 
Die Stadt Konstanz hat in den ver­gangenen Jahren bereits Maßnahmen gegen die Lärmbelastung ergriffen. Erst im Mai wurde der Entwurf der 3. Stufe der Lärmaktionsplanung vor­gestellt: Eine Lärm- und Konfliktana­lyse hatte Lärmschwerpunkte in den Stadtteilen Dettingen, Litzelstetten, Wollmatingen, Fürstenberg, Peters­hausen West und Ost, Königsbau, Allmannsdorf und in der Altstadt er­geben. In diesen Bereichen sollen ge­mäß Empfehlung der Gutachter unter anderem Geschwindigkeitsbegren­zungen und ein Schallschutzfenster­programm für Gebäude für Abhilfe sorgen. Interessierte BürgerInnen konnten bis 16. Juli Stellungnahmen zu den Plänen abgeben. Nähere Infor­mationen gibt es unter www.konstanz.de/laermschutz.
 
Der gesamte Bericht ist online abrufbar unter www.kea-bw.de/nachhaltige-mobilitaet

(Erstellt am 11. August 2023 12:22 Uhr / geändert am 28. August 2023 11:33 Uhr)