Jessica (25), seit 2019 Erzieherin im Kinderhaus am Rhein

Jessica Spießer ist so dankbar dafür, dass der Zufall sie zum Beruf Erzieherin gebracht hat. Als eine sehr empathische Person, die immer versucht zu verstehen und dahinter zu schauen, fühlt sie sich in ihrem Kinderhaus sehr gut aufgehoben.


Wie bist du zum Beruf der Erzieherin gekommen?
Genau genommen wegen eines Praktikums in der Haidelmoos- Grundschule. Dort hat es mich durch Zufall hin verschlagen und das sollte wohl genau so sein! Gemeinsam mit den Kindern kreativ zu sein, das hat mir richtig gut gefallen. Als das Angebot im Raum stand, dort ein FSJ zu machen, habe ich sofort zugesagt und dann anschließend die Ausbildung zur Erzieherin gemacht. Im Kinderhaus am Rhein bin ich nun seit zwei Jahren und fühle mich dort sehr wohl, es ist wie eine Familie, sehr harmonisch.

Woher kommen die Motivation und die Begeisterung für die tägliche Arbeit?
Die Arbeit mit den Kindern ist ein ständiges Geben und Nehmen und ich lasse mich sehr gern von den Ideen der Kinder inspirieren. Dadurch entstehen dann auch bei mir wieder neue Ansätze für die Arbeit und so profitieren beide Seiten super voneinander.
 
Was geben dir die Kinder zurück bei deiner Arbeit?
Wie gesagt, sie inspirieren mich. Kinder mal in bestimmten Gebieten Experten sein zu lassen, ist prima. Außerdem haben Kinder so viel positive Energie, die einfach ansteckt. Egal wie ich mich selbst gerade fühle, sobald ein Kind mich anlächelt, geht es mir gut! (lächelt)
 
Früher hat man gesagt, dass die Arbeit mit Kindern was für Frauen ist. Wie siehst du das?
Diese Denke ist zum Glück ja schon länger her, heute weiß man ja, dass beide, Männer und Frauen, wichtig für eine ausgewogene Orientierung der Kinder sind. Männer machen auch mal andere Angebote wie ringen oder raufen und sind in manchen Situationen auch entspannter. Zum Beispiel, wenn ein Kind mal etwas höher klettert und ich selbst schon längst eingegriffen hätte. (lacht)

Das Berufsbild hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Das Wort „Basteltante“ passt nicht mehr. Mit welchem Wort, würdest du deinen Job heute beschreiben?
Als erstes fällt mir „WegbegleiterIn“ ein, denn die Kinder sollen selbst entscheiden, wohin ihr Weg sie, führt und ich möchte sie dabei begleiten. Aber irgendwie finde ich „VerstehenwollerIn“ auch passend. Denn ich versuche immer zu hinterfragen, warum ein Kind so oder so handelt, und bemühe mich das Kind zu verstehen.  

Woher kommt das Feuer, das in dir brennt?
Das wird täglich neu entfacht, wenn ich in meiner Arbeit bin. Ich schätze es sehr, dass ich mein Hobby, das Zeichnen, in meinem Beruf ausleben kann und meine eigenen Interessen in den Kinderhausalltag mit einbringen darf. Ich spüre, dass auch auf mich als Mensch, als Erzieherin und als Kollegin, Rücksicht genommen wird, das motiviert mich.
 
Was möchtest du den Kindern für ihre Leben mitgeben?
Sie sollen ganz viel ausprobieren und mutig sein. Aber vor allem sollen sie immer neugierig auf alles da draußen bleiben! (lacht)
 
Warum würdest du einem 16-Jährigen empfehlen, eine Ausbildung zum Erzieher zu machen?
Die Ausbildung zum Erzieher hat auch mich selbst verändert. Ich bin selbstbewusster geworden und sehe noch mehr die positiven Dinge, die um mich herum passieren. Außerdem macht die Arbeit mit Kindern großen Spaß; man kann Späße miteinander machen. Und das alles innerhalb der Arbeit, wo kann man das schon machen?
 
Was ist das Spezifische am pädagogischen Konzept der Stadt Konstanz?
Infans bedeutet, dass man die Stärken der Kinder sieht, Schwächen werden nicht hervorgehoben, sondern durch Stärken ausgeglichen. Dieser Ansatz gefällt mir. Man schaut sich die Kinder genau an und versucht, das ganz eigene Thema jedes einzelnen Kindes zu finden. Das alles passiert natürlich im Team und gemeinsam mit den Eltern.
 
Was gefällt dir an der offenen Arbeit?
Ich kann hier in einem Fachbereich arbeiten, der mich selbst begeistert. Auch ich kann, wie die Kinder auch, in der offenen Arbeit meine Stärken, nämlich meine Kreativität ausleben.
 
Warum arbeitest du eigentlich bei der Stadt Konstanz und nicht bei einem freien Träger?
Ich erlebe die Arbeit im städtischen Kinderhaus als sehr positiv. Natürlich steckt in dieser Arbeit viel eigenes Herzblut, aber auch hier ist es ein Geben und Nehmen. Man gibt gern viel, denn auch auf mich als Mensch und Arbeitnehmerin wird sehr viel Rücksicht genommen.
 
Was schätzt du an deinem Arbeitgeber Stadt Konstanz?
Ich habe direkt nach meiner Ausbildung einen unbefristeten Vertrag bekommen. Das gibt mir Sicherheit und war zum Beispiel auch in der Coronazeit prima, denn ich wurde nicht in Kurzarbeit geschickt. Außerdem gibt es so nette Sachen wie Sonderzahlungen, wenn man persönliche Ziele erreicht. (schmunzelt)
 
Was bedeuten deine KollegInnen für dich?
Meine Kollegen sind wie meine Familie. Ich fühle mich sehr aufgehoben dort und kann jederzeit mit Fragen oder Problemen zu ihnen kommen. Auch wird auf mich als Berufsanfängerin sehr viel Rücksicht genommen.
 
Was schätzt du an Konstanz als Arbeitsort?
Ich arbeite im Kinderhaus mit dem Blick auf den Rhein, was will ich mehr? Für Ausflüge mit den Kindern gibt es fußläufig viele Möglichkeiten und für mich selbst in der Freizeit auch. Nach der Arbeit brauche ich nur ein paar Meter weiterzugehen und liege schon auf der Wiese am Rhein. Super!
 
Was bedeutet es für dich, am See zu leben?
Das ist schon wirklich wie ein ständiges „im Urlaub sein Gefühl“. Ich brauche eigentlich nicht mehr viel anderes dazu.