Ein neues Quartier an der Europabrücke / Mobilpunkt am Seerhein
Bahn frei für Entlastung der Innenstadt
Seit Abschluss des Wettbewerbs wird im Hintergrund intensiv geplant, wie die hochgesteckten Ziele erreicht werden können. Mit der Eröffnung des Fernbusbahnhofs einschließlich Reisebusstellplätzen, einer großen WC-Anlage und Mietradstation sind erste Bausteine des Gesamtkonzepts „Mobilpunkt Europabrücke“ zur Entlastung der Innenstadt bereits umgesetzt. Die vormals ca. 500 Pkw-Stellplätze an diesem Standort werden ab 2025 durch ein Mobilitätshaus mit etwa 750 Stellplätzen ersetzt, das ein gutes Angebot an Carsharing-Fahrzeugen und Ladestationen für E-Fahrzeuge sowie auch ein Fahrradparkhaus beinhalten wird. Dieser Mobilpunkt soll mehr als bisher die P+R-Funktion für die Innenstadt stärken. Darüber hinaus plant die Stadt, den 2017 bis 2020 im Probebetrieb getesteten Wasserbus mit neuen, möglichst klimaneutral angetriebenen Schiffen im Regelbetrieb einzuführen. Dieser bringt die Gäste der Stadt vom Schiffs-Anlegesteg am Bodenseeforum, nur etwa 200 m vom Fernbusbahnhof entfernt, über den Seerhein in den Konstanzer Hafen und damit direkt zur Innenstadt.
Direkt neben dem Fernbusbahnhof werden 2026 ein Hostel und ein Gesundheitszentrum mit Kiosk, Gastronomie, Mobilitätszentrum und Servicestation für Radreisende im Erdgeschoss gebaut.
Ein neues Quartier formt das Stadtentree
Neben dem Mobilpunkt entsteht zudem ein neues urbanes Quartier zum Leben und Arbeiten. Die klassischen Funktionstrennungen zwischen Wohnen, Arbeiten und Freizeit sind hier aufgelöst. Es entsteht ein Quartier der kurzen Wege und Nachbarschaften mit verbindenden qualitätsvollen Freiräumen. Damit wird auf die Bedürfnisse wissens- und technologiebasierter Unternehmen und ihrer Mitarbeiter reagiert, die diese Mischung als wichtige Voraussetzung für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie und damit als entscheidenden Standortfaktor sehen. Der Entwurf des Büros Schaudt Architekten aus Konstanz mit W+P Landschaften setzt die Idee, den Konstanzer Brückenkopf als urbanes Quartier zu entwickeln mit klassischen städtebaulichen Mitteln um. Drei gut geschnittene und skulptural gestaltete Baublöcke nehmen die geforderten Nutzungen auf. Im Inneren verspricht das angebotene Nutzungsbild ein lebendiges und gemischtes Quartier. Zwischen den gemischt genutzten Baublöcken und der Gebäudezeile, die gegen die Immissionen der B 33 abschirmt, entsteht ein Freiraum, der sich zum Seerhein öffnet und die Mitte des Quartiers bildet. Der großzügige Platz auf Stadtebene wird verkehrsfrei gehalten und verspricht ein hohes Potential an Aufenthaltsqualität. Das öffentliche P&R Parkhaus wird im nördlichen Baufeld positioniert. Die Jury lobte einen städtebaulich prägnanten Beitrag, der richtig dimensionierte Volumen um einen attraktiven öffentlichen Raum gruppiert. Es werden Adressen gebildet und Orte zum Verweilen angeboten.
Das Wettbewerbsverfahren
Die Stadt Konstanz hatte für die Grundstücksfläche, die nordöstlich an den wichtigen Verkehrsknotenpunkt, „Brückenkopf Nord“ angrenzt, auf Grundlage des Gemeinderatsbeschlusses vom 20.07.2017 das Wettbewerbsverfahren durchgeführt. Das Grundstück hat eine Größe von ca. 3.9 ha. In einem Realisierungsteil von mind. 20.000 m2 waren auf dem Grundstück überwiegend Gewerbe- und Dienstleistungsnutzungen ergänzt durch Wohn- und Einzelhandelsnutzung sowie kulturelle und soziale Einrichtungen unterzubringen. Die verbleibende Fläche stellte den Ideenteil dar und umfasste ein öffentliches P&R Parkhaus mit ca. 800 Stellplätzen, einen Fernbusbahnhof und Reisebusstellplätze. Ferner weitere Mobilfunkfunktionen wie Carsharing, Bikesharing und ein Fahrradparkhaus. Ausgelobt war der am 24. Juli 2017 gestartete Wettbewerb für Teams aus Investoren, Architekten und Freiraumplanern. Ziel war es, ein Quartier mit angemessener Mischung aus Wohnen, innerstädtischem Gewerbe Einzelhandel und Dienstleistungen zu entwickeln und hierfür einen Kaufpreis anzubieten. Dabei waren zur Sicherung der Qualität der Planung eine Reihe von Vorgaben u.a. aus den Bereichen Städtebau, Nutzungsmischung, Verkehrsplanung einzuhalten. Dabei hat sich das Team des Investors ACTIV-IMMOBILIEN GmbH & Co. KG mit Schaudt Architekten aus Konstanz und W+P Landschaften durchgesetzt. Nachdem die ACTIV-IMMOBILIEN GmbH & Co. KG sich im Sommer 2021 aus dem Projekt zurückgezogen hat, entwickelt die Stadt Konstanz das Quartier in Eigenregie auf Grundalge des Siegerentwurfes weiter.
Weiteres Vorgehen
Auf der Grundlage des Siegerentwurfes soll mittels eines Bebauungsplanes Planungsrecht geschaffen werden.- Die Bausteine des Mobilitätspunktes, wie z. B. P+R Parkhaus und der Fernbusbahnhof können unabhängig vom vorhabenbezogenen Bebauungsplan auf Grundlage des bestehenden Planungsrechts realisiert werden. Nach der Einweihung des Fernbusbahnhofes Anfang 2024 ist die Fertigstellung des Parkhauses vorgesehen.
Im Jahr 2025 soll auch der Satzungsbeschluss für den Bebauungsplan gefasst werden, womit dann Baurecht für das Quartier besteht.