40 Jahre Städtepartnerschaft Konstanz - Tábor 2024

Videowettbewerb für Jugendliche

Wir suchen kreative Teams von 16- bis 18-Jährigen, die ihre Stadt in einem kurzen Video präsentieren!

05. - 07.07.2024 - Begegnungswochenende in Konstanz

Logo 40 Jahre Städtepartnerschaft Konstanz-Tábor

Den zweisprachigen PROGRAMMFLYER zum Begegnungswochenende in Konstanz mit allen Infos finden Sie hier! (4,4 MB)

13. - 15.09.2024 - Táborer Begegnungen in Tábor


Beim Mittelalterfestival TÁBORER BEGEGNUNGEN  vom 13. – 15.09.2024 in Tábor wird der zweite Teil des Festes und der Gegenbesuch stattfinden.

Eine offizielle Delegation und viele weitere Beteiligte aus Konstanz werden nach Tábor reisen um an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Fünf Konstanzer Gruppen werden auf der Bühne und beim Festumzug die Stadt Konstanz dort musikalisch repräsentieren. 

Geschichte der Städtepartnerschaft

Táborer Altstadt in der Dämmerung; im Vordergrund Wasser, auf dem sich die Lichter der Stadt spiegeln
Táborer Altstadt in der Dämmerung. Bild: Stadt Tábor

Der eigentlich tragische Ausgangspunkt der gemeinsamen Geschichte war die Verbrennung der beiden böhmischen Kirchenreformatoren Jan Hus und Hieronymus von Prag während des Konstanzer Konzils. Dieses düstere Ereignis verband die Stadt am Bodensee mit der Hussitenhochburg in Tschechien seit dem Mittelalter.

Das Hus-Haus in der Konstanzer Hussenstraße 64 bildet heute als kleines Museum nicht nur die Geschichte von Jan Hus ab, sondern dessen Renovierung war die erste Brücke, die durch den „Eisernen Vorhang“ nach Tábor führen sollte. Arrangiert von Kaufmann Herbert Schenk trafen sich 1979 die Verantwortlichen zur ersten Sondierung im Táborer Hotel Palcát. Beide Seiten waren sich einig, dass nach der Instandsetzung durch tschechische und deutsche Handwerker eine Partnerschaft der nächste Schritt sein könnte. Zunächst sahen die politisch Verantwortlichen die ideologischen Unterschiede kritisch und es vergingen noch einige Jahre bis zur offiziellen Partnerschaft. Dank der stetigen Bemühungen von Oberbürgermeister Dr. Horst Eickmeyer (Konstanz) und dem Vorsitzenden des Stadtnationalausschusses Bürgermeister Karel Bican (Tábor) wurde am 12.07.1984 der Städtepartnerschaftsvertrag unterzeichnet. Konstanz war damals die zweite bundesdeutsche Stadt, die eine Partnerschaft mit einer tschechoslowakischen Stadt einging. Ein mutiger Entschluss angesichts der politischen Lage und Teilung Europas in zwei Blöcke. Der „Eiserne Vorhang“ und die „Berliner Mauer“ waren noch längst nicht gefallen. So war es eine echte Herausforderung, den Brückenschlag zwischen Menschen herzustellen, die in völlig verschiedenen Gesellschaftsordnungen lebten.

Bei den mehrtägigen Feierlichkeiten 1984 in Tábor präsentierten 140 KonstanzerInnen ihre Stadt. Manche überwanden die fast 600 km Distanz auf zwei Rädern. Für die musikalische Untermalung sorgte neben dem Konstanzer Kammerchor auch der Musikverein Allmannsdorf, unter anderem mit einem extra dafür komponierten Stück „Saluta“, und freundete sich mit der tschechischen Kapelle „Metro“ an. Auch die Feuerwehren beider Städte knüpften erste kameradschaftliche Kontakte. Es gab eine Fotoausstellung zur Stadt am Bodensee und einen Malwettbewerb der Schulen. Die Presse titulierte die „Konstanzer Woche“ in Tábor als großen Erfolg, und für das nächste Jahr wurde schon eine Tábor-Woche in Konstanz geplant.

Zwei Männer sitzen an einem Tisch und unterzeichnen jeder ein Schreiben. Um sie herum stehen einige Menschen
Bican und Eickmeyer besiegeln die Partnerschaft in Tábor (1984)
Schwarz-Weiß-Aufnahme: Zwei Männer sitzen an einem Tisch unterzeichnen jeder ein Schreiben. Um sie herum stehen weitere fünf Personen
Unterzeichnung der Stadträte in Konstanz 

Trotz des guten Starts war die Partnerschaft in den ersten Jahren von Geduldsproben geprägt. Beide Parteien bemühten sich um den weiteren Aufbau von Kontakten, was jedoch oft am Realsozialismus der Prager Zentrale scheiterte. Während KonstanzerInnen immer wieder nach Tábor reisten, wurden Besuche von tschechischer Seite aufgrund fehlender Visa oft abgesagt. Eine private Unterbringung in Familien war undenkbar. So war es anfangs sehr schwierig, dem Wunsch der beiden Begründer Bican und Eickmeyer zu entsprechen und das bürgerliche Miteinander von unten aufzubauen. 1989 wurde Bican abgelöst und der neue Parteigenosse war deutlich weniger an der weiteren Zusammenarbeit interessiert. Den eisigen Wind bekamen die KonstanzerInnen deutlich zu spüren. Die „Samtene Revolution“ im selben Jahr brachte jedoch den entscheidenden Durchbruch. Nach der politischen Wende entwickelte sich die Städtepartnerschaft zu einer völlig neuen Dimension.
Das Hussitische Festival „Táborer Begegnungen“, mit dem Tábor schon seit 1992 und bis heute auf internationaler Ebene seine mittelalterliche Geschichte und Identität feiert, wird zum großen Schauplatz und Dreh- und Angelpunkt der Städtepartnerschaftsaktivitäten. Von Anfang an vertreten KonstanzerInnen ihre Stadt bei diesem Spektakel. Zu den regelmäßig Mitwirkenden auf der Festbühne und beim Umzug gehören die Konstanzer Musikvereine, Fanfarenzüge, Chöre, Fahnenschwinger und viele mehr. Auch eine Abordnung der Feuerwehr ist jedes Jahr mit dabei.
Pünktlich zu den Begegnungen 1994 wurde mit der Einweihung des im gemeinsamen Besitz befindlichen Konstanzer Hauses und der Gründung der „Städtepartnerschaft Konstanzer Haus in Tábor GmbH“ mitten in der Altstadt ein bedeutsames Symbol geschaffen, das die Städtefreundschaft fest verankert.
Im darauffolgenden Jahr folgte ein historischer Zug von Prager Hussiten auf den Spuren von Jan Hus von Tschechien nach Deutschland. Ihr Ziel war ein Begegnungsabend der Partnerstädte in Konstanz. Bis heute reisen Hussiten nach Konstanz, um an den jährlich stattfindenden Gedenkfeiern zum Todestag von Jan Hus teilzunehmen. Um diesen Geschichtsbezug weiter zu untermauern, trat die Stadt Konstanz 2002 der „Vereinigung der Städte mit Hussitischer Geschichte und Tradition“ bei. Der Städtebund mit sechs deutschen und zwölf tschechischen Mitgliedsstädten hat sich einer grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zur Pflege der hussitischen Tradition verschrieben.
 
Die Städte Tábor und Konstanz sind in den vier Jahrzehnten zusammengewachsen. Die Städtepartnerschaft ist mittlerweile von einer vielfältigen Palette gesellschaftlicher, kultureller, künstlerischer und sportlicher Kontakte zwischen Vereinen und den Bürgerinnen und Bürgern beider Städte geprägt. Freundschaften wurden auch abseits der offiziellen Veranstaltungen geknüpft und haben bis heute Bestand. Bei Tennis, Karate, Leichtathletik oder Floorball fordern sich die SportlerInnen beider Städte regelmäßig heraus. So schwingen zum Beispiel seit 2011 Táborer Jugendliche beim Schmugglerbucht-Cup des Tennis-Clubs Konstanz ihre Schläger. Die Sektion Konstanz des Deutschen Alpenvereins macht zusammen mit dem Táborer Touristenklub Wanderausflüge. AnglerInnen beider Städte gehen zusammen auf Fischfang. Nach der Wende konnte schon 1991 ein SchülerInnenaustausch etabliert werden, der bis heute junge Menschen der Konstanzer Gymnasien und ihrer Partnerschulen in Tábor zusammenbringt. Und auch die langjährige Schulpartnerschaft der Zeppelin-Gewerbeschule Konstanz mit einer berufsbildenden Schule in Tábor ist hier noch zu nennen.
Dies sind nur ein paar Beispiele der zahlreichen Querverbindungen. Die Städtepartnerschaft Konstanz – Tábor ist eine große Bereicherung für beide Seiten - sie schaffte freundschaftliche Verbundenheit, intereuropäische Perspektiven und Zusammenarbeit, sie ist zu einem Inbegriff der Völkerverständigung geworden und letztlich ein elementarer Baustein bei der Zielsetzung eines geeinten Europas!