100-jährige Bäume in der Stadt
Ältere Bäume sind im gesamten Stadtgebiet zu finden
Auf Konstanzer Stadtgebiet befinden sich rund 15.500 Bäume. Davon sind 1.400 mindestens 100 Jahre alt. Sie benötigen besonders viel Aufmerksamkeit. Dabei hilft ein Baumkataster.
Zuständig für die städtische Baumpflege sind die Technischen Betriebe der Stadt Konstanz (TBK). Bäume bedeuten für Christoph Stocker (TBK) nicht nur Arbeit, sondern auch Leidenschaft. Der Baumsachverständige kümmert sich mit seinem Team um die Pflege, Gesundheit und Überwachung. 100-jährige Exemplare, auch wenn sie eigentlich noch in den Kinderschuhen stecken (viele Baumarten können 500 Jahre und älter werden), benötigen mehr Aufmerksamkeit als in der freien Natur. Diese schönen, älteren Exemplare befinden sich u. a. im Stadtteil Staad am Uferweg. Dort stehen neun über hundert Jahre alte Stiel-Eichen. Leider sind manche nicht mehr ganz gesund, so sind einige am Stamm von einem Pilz befallen. Hier muss Christoph Stocker den Zustand gut beobachten. „Unser Mittel hier ist es, die Bäume in kürzeren Intervallen zu begutachten und bei Bedarf einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen, die Aufschluss über das Ausmaß des Pilzbefalls gibt“, sagt der Baumsachverständige.
Stadtbild prägend
Ältere Obstbäume gibt es in der Gottlieber Straße. Die Birnbäume sind stadtbildprägend. Dort ist Stocker ebenso häufig zu finden und kontrolliert die Baumreihe – manchmal nisten in den Kronen auch Vögel. Auch dies ist ein wichtiger Grund für den Baumsachverständigen, die Bäume möglichst gesund zu halten.
Ein weiteres Beispiel befindet sich beim Münster. Die zwei großen Platanen wachsen frei. Meistens kennt man diese Bäume stark zurückgeschnitten, wie beispielsweise an der Seestraße. Diese Wuchsform muss nun beibehalten werden, denn die nachwachsenden Äste würden keine stabile Krone mehr ausbilden. Am Münster sind sie nicht zurückgeschnitten und stehen in gesunder Pracht dar. Sie sind sogar als Naturdenkmal eingetragen.
Fällungen nur im Notfall
Stadtbäume werden im Durchschnitt nur rund 45 Jahre alt. Gründe dafür sind u. a. die Zunahme von Hitze und Trockenheit, Sturmschäden durch vermehrtes Auftreten von Starkwinden und das Aufkommen von neuen Baumerkrankungen und -schädlingen. Hinzu kommt die Verkehrssicherungspflicht, die dazu führen kann, dass z. B. kranke Bäume im schlimmsten Fall gefällt werden müssen.
Das generelle Ziel des Baumsachverständigen ist es, das Durchschnittsalter der Bäume zu erhöhen. Ist bei einem Baum aufgrund seiner Schädigungen die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben, prüft der Baumsachverständige, oftmals mit Unterstützung externer Baumgutachter, welche Maßnahmen es gibt, um den Baum zu erhalten. Fällentscheidungen werden nur schweren Herzens getroffen. Lieber ist es Christoph Stocker, wenn die Krone eingekürzt oder der Baum mittels Kronensicherungen stabilisiert werden kann.
Eine App hilft
Doch wie gelingt die allgemeine Überwachung der rund 15.500 städtischen Bäume? Christoph Stocker verwendet hierfür ein sogenanntes Baumkataster. Das ist eine Art Katalog, in dem alle Bäume verzeichnet sind. Hier sind Neu- und Nachpflanzungen (im Jahr 2019 waren es 241 Bäume) ebenso gelistet sind wie die ältesten Bäume der Stadt aus dem Jahr 1750. Da der Baumeigentümer, in diesem Fall die Kommune, für die Verkehrssicherheit (wozu auch die Standsicherheit von Bäumen gehört) verantwortlich ist, ist ein Baumkataster unentbehrlich. Mit einer Smartphone-App können alle erfassten Bäume eindeutig identifiziert und kontrolliert werden.
In diesem Kataster werden unter anderem das Datum der letzten und der noch durchzuführenden Kontrolle, Artenschutzhinweise und eine Risikoeinschätzung erfasst. Auch festgehalten werden Maßnahmenempfehlungen mit Priorität. Ein Foto des Baumes gibt visuellen Aufschluss über den Zustand der Bäume.
Jede Baumkontrolle wird mit einer Aussage zur Stand- und Bruchsicherheit abgeschlossen. Der Sachverständige nutzt das Baumkataster täglich, nicht nur, um Kontrollen am Baum zu machen, sondern auch um die gesammelten Daten auszuwerten, Baumpflegemaßnahmen nach Dringlichkeit zu filtern und diese zu Aufträgen für die Baumpflegeteams zu bündeln. Außerdem kann er über das Baumkataster Neu- und Nachpflanzungen koordinieren.