Kostbarkeiten aus 1000 Jahren

Sonderausstellung „Schätze des Südens – Kunst aus 1000 Jahren“ zum Jubiläum 150 Jahre Rosgartenmuseum

V.l.n.r.: Dr. Konrad Deufel, Beirat der Museumsgesellschaft, Elisabeth von Gleichenstein, Museumsdirektorin a.D. und Dr. Tobias Engelsing, Direktor der Städtischen Museen Konstanz, versammeln sich in Ludwig Leiners „Schreibkabinett“ vor dessen Schreibtisch.

Zwischen Kunstgeschichte, Pfahlbauzeit und Regionalgeschichte der Neuzeit: Das Rosgartenmuseum lässt sich seit seinen Anfängen im Jahr 1870 in keine Schublade stecken. Mit interdisziplinären Ausstellungen lockt es Jahr für Jahr rund 45.000 BesucherInnen an und nimmt sie mit auf einen Spaziergang durch die Geschichte der Bodenseeregion.

„Ein Museum heutzutage soll einerseits den Bildungsauftrag erfüllen und andererseits Spaß machen“, sagt Dr. Tobias Engelsing, Direktor der städtischen Museen. Diesem Auftrag will das Rosgartenmuseum mit seiner Sonderausstellung zum 150. Geburtstag gerecht werden und die BesucherInnen begeistern.
 
Museumsgeschichte(n) mitten aus dem Leben
Die neue Ausstellung besteht aus rund 400 Objekten, die durch 1.000 Jahre Kulturgeschichte der Bodenseeregion führen. Zu bewundern gibt es u.a. den Stuhl, „auf dem König Sigismund während des Konstanzer Konzils gesessen haben könnte“, wie Museumsdirektor Dr. Tobias Engelsing betont. Frühe Buchkunst, der Leiner-Saal mit seinen neugotischen Vitrinen, Gemälde und Skulpturen süddeutscher Künstler sowie Objekte aus dem Alltag, wie ein Faltfächer aus dem 18. Jahrhundert: Im ehemaligen Konstanzer Zunfthaus gibt es viel zu entdecken.

Der Schwerpunkt der Sonderausstellung soll nicht auf der Museumsgeschichte, sondern auf den „Schätzen des Südens“ liegen – trotzdem wird das Werk von Museumsgründer Ludwig Leiner und seiner Familie nicht außer Acht gelassen. Anhand zahlreicher Objekte aus der Gründungszeit wird die Geschichte des Museums lebendig. Zudem erzählen MitarbeiterInnen in acht Videoclips von ihrer Arbeit im Rosgartenmuseum und geben einen Einblick hinter die Kulissen.
 
Vom Apotheker zum Museumsgründer
Die Familie Leiner stammt ursprünglich aus dem schweizerischen St. Gallen. Museumsgründer Ludwig Leiner war Apotheker und leidenschaftlicher Sammler. In seiner 1870 eröffneten „Alterthumshalle“, im leerstehenden Zunfthaus Rosgarten, trug er Tafelbilder, Chroniken, Möbel, Waffen, gotische Skulpturen und weitere Funde zusammen und präsentierte sie der Öffentlichkeit. Nach seinem Tod 1901 kümmerten sich sein Sohn Otto und anschließend dessen Sohn Bruno weiterhin ehrenamtlich um das Museum. Sigrid von Blanckenhagen (geb. Leiner) folgte und bekam als Konservatorin als erste ein städtisches Gehalt.
 
Museum zum Anfassen
Heute ist das Museum mit seiner riesigen Sammlung wie „ein bunter Antiquitätengarten“, sagt Dr. Tobias Engelsing. Im Gegensatz zu früher können die BesucherInnen nicht mehr nur Objekte anschauen und Texte lesen, sondern Museum erleben: Wer möchte, darf sich beispielsweise im neu eingerichteten Biedermeierzimmer auf einem restaurierten Sofa niederlassen und sich fühlen wie zu Beginn des 19. Jahrhunderts.
 
Die Sonderausstellung des Rosgartenmuseums ist bis zum 11. April 2021 zu sehen. Das Rahmenprogramm liegt Corona-bedingt auf Eis, allerdings finden Führungen in Kleingruppen statt. Wenn es die Situation zulässt, findet die Geburtstagsfeier für das Rosgartenmuseum am 20. September im Konzil statt.
 
Wer vom Rosgartenmuseum nicht genug bekommen kann, findet weitere spannende Fakten und Geschichten im zur Ausstellung erschienenen Buch „Leiners Erben. Biografie eines Museums“ von Tobias Engelsing.

(Erstellt am 03. Juli 2020 10:39 Uhr / geändert am 06. Juli 2020 09:25 Uhr)