Bewegende Gedenkveranstaltung
Die Erinnerung an die Deportierten von Gurs lebt fort
Eine Gedenkveranstaltung auf dem Deportiertenfriedhof in Gurs erinnert alljährlich an die Jüdinnen und Juden, die 1940 in die südfranzösische Stadt deportiert wurden. Auch dieses Jahr nahm wieder eine rund 70-köpfige Delegation aus Deutschland an der Veranstaltung am 27. Oktober teil.
In diesem Jahr übernahm die Stadt Baden-Baden die inhaltliche Ausgestaltung des Gedenkens. Von deutscher Seite aus waren insgesamt mehr als 70 Personen aus den Mitgliedsstädten, von der Israelitischen Religionsgemeinschaft und dem Ministerium für Kultus, Jugend und Sport dabei. Aus Konstanz waren zwei Mitglieder des Gemeinderates, Niklas Becker und Zahide Sarikas, sowie zwei SchülerInnen vom Ellenrieder Gymnasium dabei.
Mehr als 6.500 Jüdinnen und Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland, wurden im Oktober 1940 nach Gurs deportiert. 110 Personen allein aus Baden-Baden. Vor allem Ältere überlebten die unmenschlichen Zustände im Lager nicht. Viele der Deportierten wurden zwischen 1942 und 1944 in die Vernichtungslager im Osten gebracht. Das „Camp de Gurs“ wurde für sie zur „Vorhölle von Auschwitz“. Die Arbeitsgemeinschaft Gurs, ein Zusammenschluss von 20 Städten, organisiert aus diesem Grund jedes Jahr gemeinsam mit der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden eine Gedenkreise. Auf dem Friedhof wird der Opfer und der unmenschlichen Bedingungen erinnert, denen die Deportierten ausgesetzt waren.
Ein wesentlicher Bestandteil der Gedenkreise nach Gurs ist die aktive Beteiligung junger Menschen. Deshalb nehmen jedes Jahr auch Jugendliche aus den Mitgliedstädten teil. Am darauffolgenden Tag stellten Baden-Badener Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Hohenbaden ihr Erinnerungsprojekt vor. Die Jugendlichen gingen auf das Schicksal der Baden-Badener Familien Lieblich und Rosenthal ein, die am 22. Oktober 1940 nach Gurs deportiert wurden. Teil der Präsentation war ein Beitrag von Aryeh Brett Levi, dem Ur-Urenkel von Philipp Lieblich. Levi meldete sich aus seiner heutigen Heimat New York City mit einer Videobotschaft. Darin bedankte er sich für das Engagement der Schülergruppe und der Arbeitsgemeinschaft und richtete einen Appell an Baden-Baden, sich seine Eigenschaften als internationale und gastfreundliche Stadt zu bewahren. Anschließend besuchte die Delegation nochmals das Lagergelände und Friedhof, bevor sie sich wieder auf den Weg zurück nach Deutschland machte.