Durch Begegnung entsteht Akzeptanz
Forum Inklusion Konstanz
Das dritte Forum Inklusion befasste sich am Mittwoch, 4. Dezember 2019, anlässlich des Welttags der Menschen mit Behinderung mit dem Thema „Behinderung | Inklusion – Was geht mich das an? – Ich bin doch gesund.“
Wie nimmt die Gesellschaft Menschen mit Behinderung wahr? Wie kann mehr Inklusion als bisher gelingen? Diese zentralen Fragen diskutierte Stephan Grumbt, der Beauftragte für Menschen mit Behinderung der Stadt Konstanz, anlässlich des Welttags der Menschen mit Behinderung, mit vier Gästen im Trauzimmer des Rathauses. Eingeladen waren der Konstanzer Filmemacher Till Hastreiter, Mitinitiator des Projekts „83 Konstanz integriert“, welches Wohnraum an anerkannte Geflüchtete vermittelt. Außerdem dabei: die Kunsttherapeutin Kirsten Kersting von der Galerie mit Nebenwirkung, einem Inklusionsprojekt der Diakonie, in dem Menschen mit und ohne psychische Einschränkung künstlerisch tätig sind, sowie Irene Sailer, Leiterin der inklusiven Theatergruppe Don Bosco und eine Laiendarstellerin der Theatergruppe Don Bosco, Dijana Osmanovic. „Defizite hat jeder, es kommt auf die Perspektive an. Jeder besitzt individuelle Fähigkeiten, die ihn einzigartig machen“, erklärte Till Hastreiter. Geflüchtete und Menschen mit Behinderungen erlebten Ausgrenzungen, die oft auf der Scheu vor dem Fremden beruhen würden. „Ich hatte am Anfang Bedenken, eine Theatergruppe mit Menschen mit und ohne Behinderung zu leiten“, sagte Irene Sailer. Aber sobald man sich kennenlernte, seien alle Berührungsängste verschwunden. Ähnliche Erfahrungen teilte auch Dijana Osmanovic. „Das Äußere ist nicht wichtig, sondern das Innere. Jeder verdient eine Chance, ihn kennenzulernen.“
Till Hastreiter wies darauf hin, dass seine Kinder - im Gegensatz zu ihm - bereits in der Kita mit Kindern, die Einschränkungen haben, in Berührung gekommen sind. „Gerade Kinder sind ein wichtiges Bindeglied, da sie spontan und frei von gesellschaftlichen Normen handeln“, sagte Kirsten Kersting. Wesentlich sei es, dass Menschen ohne Behinderung nicht die Defizite, sondern die Fähigkeiten von Menschen mit Behinderung erkennen würden, so Grumbt. „Begegnung ist der Schlüssel, dann fallen Vorurteile in sich zusammen“, war Hastreiter überzeugt. Doch wie schaffe man mehr Begegnung? Diese Frage bleibt für Stephan Grumbt ein zentrales Anliegen. Kunst- und Theaterprojekte, wie die hier vorgestellten, böten dafür Raum. Aber es müsse noch mehr Orte geben. „Auch wenn der Welttag der Menschen mit Behinderung ein wichtiges Zeichen setzt, komme es darauf an, für Menschen mit Behinderung im Alltag eine gleichwertige und gute Lebensqualität wie für Menschen ohne Behinderung zu schaffen, das Ziel ist eine gleichberechtigte Teilhabe“, erklärte Stephan Grumbt. Dafür seien noch viele Anstrengungen notwendig. „Wir müssen lernen, kleine Brötchen zu backen, die auch umgesetzt werden können“, erklärte Kirsten Kersting.