Ein Jahr lang Erfahrungen fürs Leben sammeln

Das sind wir: Die Stadtverwaltung Konstanz stellt sich vor

Bottlang vor den Stadttheater
Im Stadttheater sorgte Lukas Bottlang mit KollegInnen während den Vorstellungen des Weihnachtsmärchens für den Brandschutz.

Ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) kann man auch bei der Feuerwehr absolvieren. Lukas Bottlang hat es genutzt, um sich beruflich zu orientieren.

Der Schulabschluss ist geschafft, aber wie soll es dann beruflich weiter gehen? Auch Lukas Bottlang wusste nach seinem Realschulabschluss nicht, welche Ausbildung er einschlagen sollte. „Als ich in meiner Feuerwehr-Grundausbildung hörte, dass die Feuerwehr ein FSJ anbietet, habe ich mich gleich beworben“, erzählt der Allensbacher. Seit vergangenem September nutzt er die Chance, 12 Monate lang bei der Feuerwehr Konstanz den Alltag und die Arbeit der Rettungskräfte intensiv kennen zu lernen. Die Begeisterung für die Feuerwehr reicht bei dem 19-jährigen weit zurück. „Mein Vater ist schuld“, erzählt Lukas Bottlang lachend. Denn der ist Mitglied bei der Freiwilligen Feuerwehr in Allensbach und hat seinem Sohn 2009 geraten, in die Jugendfeuerwehr hinein zu schnuppern. Seitdem ist die Feuerwehr ein wichtiger Teil in Bottlangs Leben.

Für seine Bewerbung beim Deutschen Roten Kreuz, als Träger des FSJs, musste der Allensbacher eine abgeschlossene Grundausbildung bei der Feuerwehr nachweisen. „Wer einen Funklehrgang und eine Atemschutzausbildung absolviert hat, punktet noch mehr“, sagt Bottlang. Diese Anforderung schützt auch vor falschen Vorstellungen der Bewerber. „Unsere Arbeit ist nicht so, wie sie oft im Film oder in einer Serie dargestellt wird“, warnt der FSJler. Denn viele Anstrengungen fließen in die Vor- und Nachbereitung und Organisation der Einsätze, die glücklicherweise eher selten spektakulär und dramatisch sind.

Der Tag beginnt für Lukas Bottlang um sieben und endet um 16 Uhr. „Momentan bin ich viel mit Aufräumarbeiten beschäftigt, da das Feuerwehrgebäude umgebaut wird“, berichtet der FSJler. Aber das ist nur ein kleiner Ausschnitt seines vielfältigen Einsatzes bei der Feuerwehr. So besteht ein Teil seiner Arbeit in der Begleitung der Kollegen des vorbeugenden Brandschutzes. „Bei Veranstaltungen und Baustellen überprüfen wir, ob brandschutztechnisch alles sicher ist. Beim Weihnachtsmarkt haben wir zum Beispiel kontrolliert, ob der Veranstalter und die Standbetreiber die Auflagen einhalten, wie die 3,5 Meter Durchfahrtsbreite. Im Stadttheater war ich bei einigen Vorstellungen für den Brandschutz eingeteilt und in der Universität haben wir eine neue Funkanlage daraufhin getestet, ob sie überall Empfang bietet.“ Zusätzlich überprüft der vorbeugende Brandschutz alle städtischen Feuerlöscher in einem bestimmten Turnus. Dies erfolgt in den Werkstätten der Feuerwehr, weitere Arbeitsbereiche, in denen Lukas Bottlang Erfahrung sammeln konnte. Neben der Feuerlöscher-Werkstatt betreibt die Feuerwehr eine Kfz- und eine Atemschutzwerkstatt sowie eine allgemeine Werkstatt. „Hier habe ich gelernt, wie die Geräte kontrolliert und bedient werden. Das erfolgt aber immer unter Aufsicht, da man eine spezielle Ausbildung für die verschiedenen Geräte benötigt.“ Eine funktionierende Ausrüstung ist die Lebensversicherung für die Feuerwehrleute. Unter die Fittiche wird Lukas Bottlang dabei von den Werkstatt-Verantwortlichen genommen. Außerdem betreuen ihn Kommandant Bernd Roth, der Chef der Ständigen Wache, Klaus-Peter Wehner, und Andreas Knäble, der den Bereich Ausbildung geleitet hat.

Erfahrungen konnte der 19-Jährige auch mit eigenen Projekten sammeln. „Mit dem Kollegen vom Rechnungswesen habe ich den Verkauf unseres ‚Sammy‘ organisiert. Für das in die Jahre gekommene kleine Löschfahrzeug hatte ich Sammler und Firmen angeschrieben.“ Da Lukas Bottlang auch künstlerisch begabt ist, wurde er mit der Gestaltung eines Graffiti im Raum der Jugendfeuerwehr beauftragt. Organisatorisch hat der FSJler auch Andreas Knäble bei den Vorbereitungen und der Durchführung der Aus-, Fort- und Weiterbildung der haupt- und ehrenamtlichen Feuerwehrangehörigen unterstützt, zumindest solange bis die Corona-Maßnahmen dies ab März unterbrochen haben. Die Krise hat sich stark auf den Ablauf des FSJs ausgewirkt. So konnte Lukas Bottlang das Praktikum bei den Notfallsanitätern nicht wahrnehmen, außerdem mussten Besuche der Leitstelle und anderer Feuerwehrwachen abgesagt werden. „Vielleicht habe ich Glück und manches lässt sich noch durchführen“, hofft der Allensbacher. Wenigstens konnte Bottlang bis März noch an Einsätzen der Ständigen Wache teilnehmen, war in die Vor- und Nachbereitungen miteingebunden, die vom morgendlichen Fahrzeug- und Ausrüstungscheck bei der Schichtübergabe bis hin zum Säubern kontaminierter Schläuche, dem Auswechseln der Atemschutzflaschen und Masken reichten. Türöffnungen, kleine Brände, Tierrettung – all das erlebte er hautnah. „Einmal musste ich ein ziemlich bissiges Eichhörnchen befreien, das sich in einem Katzennetz am Balkon verfangen hatte.“ Im Gedächtnis ist Lukas Bottlang von allen Einsätzen vor allem ein Wohnungsbrand am Zähringerplatz geblieben. Der Einsatzleiter zeigte ihm nach der Löschung den Brandherd, ein beeindruckendes Erlebnis.

Anfangs durchfuhr Bottlang immer ein Adrenalinschub, wenn er den Hausgong hörte, der den Einsatz ankündigt. „Heute bin ich ruhiger und überlegter. Ich habe viel dazu gelernt und konnte vieles einüben.“ Der enge Zusammenhalt und die Kameradschaft, die er seit Jugendjahren in der Feuerwehr erfahren hat, hat sich durch das FSJ noch vertieft. „Man kann sich blind auf den anderen verlassen.“ Das FSJ hat auch Sicherheit bezüglich der beruflichen Zukunft gebracht. „Ich hoffe, dass ich ab Oktober eine Ausbildung in der Krankenpflege beginnen kann,“ berichtet der FSJler. Aber natürlich bleibt Lukas Bottlang der Feuerwehr erhalten, plant schon weitere Lehrgänge, wenn sie wieder möglich sind – denn einmal Feuerwehr, immer Feuerwehr.


Mehr zur Feuerwehr Konstanz: https://feuerwehr.konstanz.de/

(Erstellt am 09. Juni 2020 11:29 Uhr / geändert am 09. Juni 2020 11:33 Uhr)