Energieeffizienz und Klimaschutz

Maßnahmen für eine nachhaltige Energieversorgung

Das KiKuZ aus der Vogelperspektive. Durch die umfassende Sanierung konnte der Energieverbrauch deutlich gesenkt werden.

Mit den Beschlüssen des Pariser Abkommens hat sich Deutschland 2015 zum Ziel gemacht, die bundesweiten CO2-Emissionen so weit zu reduzieren, dass die Erderwärmung 1,5 Grad nicht übersteigt. 1,1 Grad Erwärmung sind bereits erreicht. Deshalb gilt nicht nur für Konstanz: Klimaschutz ist die zentrale Aufgabe unserer Zeit.

Die Energiewende spielt dabei eine ganz wesentliche Rolle. Jedoch wird der Umstieg auf 100 Prozent regenerative Energien nur gelingen können, wenn gleichzeitig der Energiebedarf durch effizientere Technologien und Suffizienz signifikant sinkt.

Einsatz für die Energiewende

Seit 2007 nimmt Konstanz am European Energy Award (eea) teil. Dieser dient als Instrument, um alle klima- und energierelevanten Aktivitäten systematisch zu erfassen, zu bewerten und kontinuierlich zu überprüfen. Ziel der Teilnahme am eea ist die nachhaltigere Gestaltung der Energieversorgung.

2012 ist Konstanz der Charta der 2.000-Watt-Städte beigetreten. Die teilnehmenden Städte aus Deutschland, Österreich und der Schweiz haben sich dazu verpflichtet, die sogenannte „2.000-Watt-Gesellschaft“ bis 2050 zu erreichen. Bei diesen 2.000 Watt handelt es sich um einen Dauerenergieverbrauch, der weltweit jedem Menschen zur Verfügung stünde, wenn das Ziel einer Erderwärmung um weniger als 2 Grad erreicht werden soll. Das Integrierte Klimaschutzkonzept, welches 2016 beschlossen wurde, zeigt Maßnahmen für den Zeithorizont bis 2030 auf, wie das Ziel einer 2.000-Watt-Gesellschaft erreicht werden kann.

Im Jahr 2019 wurden die Solarpflicht für Neubauten beschlossen (betrifft Grundstücke, die die Stadt zur Verfügung stellt oder die nach Vorgaben eines städtischen Vertrags entstehen) sowie die Solaroffensive ins Leben gerufen. Ziel ist es, den Anteil von Solaranlagen (thermische und Photovoltaikanlagen) zu erhöhen, um das enorme Potenzial besonders bei der Solarstromnutzung im privaten und gewerblichen Bereich zu nutzen (rund 30 Prozent des Strombedarfs in Konstanz könnten zukünftig mit Dachflächen-Photovoltaikanlagen gedeckt werden). Nach einem erfolgreichen Projektstart mit einem Pilotgebiet in Allmannsdorf / Staad sollen weitere Gebiete und Zielgruppen folgen.

Beim Thema Erneuerbare Energien sind die Stadtwerke Konstanz bereits sehr aktiv: Schon lange bieten sie 100 Prozent Ökostrom, zu deren Kunden auch die Stadt Konstanz gehört. Um die eigenen Energieverbräuche systematisch zu erfassen und darauf aufbauend Optimierungsmaßnahmen anzustoßen, soll ein Energiemanagement für städtische Gebäude eingeführt werden.

Energienutzungsplan

2018 wurde für das gesamte Stadtgebiet von Konstanz ein Energienutzungsplan erarbeitet. Dieser zeigt unter anderem auf, wie viel Energie sämtliche Gebäude auf dem Stadtgebiet derzeit benötigen und wie sich Energiebedarf und -erzeugung für die Zukunft klimafreundlicher gestalten lassen. Der Energienutzungsplan konzentriert sich auf den Wärmesektor, umfasst jedoch auch die Benennung lokal tatsächlich vorhandener Potenziale zur regenerativen Stromerzeugung. Damit stellt er eine unumgängliche Grundlage zum erfolgreichen Ausschöpfen der größten im Klimaschutzkonzept benannten Potenziale (Erhöhung der Sanierungsrate von Bestandsgebäuden, Zubau regenerativer Energien, Ausnutzung regenerativer und baulicher Potenziale bei Neubauten) dar.

Gebäudesanierung

Großes Potenzial für die kommunale Energiewende besteht im Bereich der Gebäudesanierung, bei den Gebäuden für öffentliche Zwecke vor allem die energetische Sanierung der Schulen und Kitas betreffend. Etwa 65 Prozent der Sanierungsgelder fließen in klimarelevante Bauleistungen, wie zum Beispiel effizientere Gebäudehüllen und Gebäudetechnik zur CO2-Reduzierung. Ein Beispiel für ein bereits abgeschlossenes Sanierungsprojekt ist das Kinderkulturzentrum. Hier wurden die Heizungs- und Beleuchtungsgestaltung mit Pelletheizung und LED-Ausstattung auf den aktuell neuesten Stand gebracht und eine Photovoltaikanlage durch die Stadtwerke installiert. Die positive Auswirkung auf die Energieeffizienz ist beträchtlich: Energieverbrauch und Emissionsausstoß konnten um den Faktor 13 reduziert werden.

Exkurs: Was ist Contracting?

Im Wesentlichen unterscheidet man zwei Modelle: Energieliefer-Contracting und Energiespar-Contracting. Beim Energie-Contracting beauftragt der Eigentümer einen externen Dienstleister, z.B. ein Energieversorgungsunternehmen, mit der Energieversorgung. Je nach vereinbartem Modell kann der Eigentümer durch einen Contracting-Vertrag Investitionskosten, laufende Energiekosten und/oder Wartungskosten einsparen.

In Bezug auf Contracting leistet der Energienutzungsplan unter anderem Folgendes:

  • Überblick über den Wärmebedarf aller Gebäude auf dem Gebiet der Stadt Konstanz
  • Visualisierung bestehender Versorgungsinfrastruktur, z.B. Nahwärmenetze, Standorte von regenerativen Energieversorgungsanlagen
  • Darstellung von Potenzialen für die Nutzung von Abwasserwärme
  • Identifikation von Gebieten mit besonders hoher Wärmebedarfsdichte, die sich besonders für eine netzgebundene Wärmeversorgung sowie für die Umsetzung von energetischen Maßnahmen eignen

Durch Contracting Energieverbrauch und -kosten senken

Bezüglich Einspar-Contracting hat sich die Stadt Konstanz im Herbst 2019 bei der Deutschen Energie-Agentur (dena) um das Förderprogramm „Co2ntracting: build the future!“ beworben. Nach einer Begutachtung der vorgesehenen Sanierungsobjekte im Winter 2019 durch einen Energieberater, gab die dena Ende April 2020 die Erfolgsmeldung bekannt, dass die Stadt Konstanz es aus einer bundesweiten Vielzahl an Bewerbern unter die Top 10 geschafft hat. Damit sind Ausschreibungen zum Energiespar-Contracting für vier größere Schulen möglich (Humboldt-Gymnasium, Theodor-Heuss-Realschule, Suso-Gymnasium, Grundschule Allmannsdorf).

Contracting im Bereich Energieversorgung

Im Bereich der Energielieferung nutzen die Stadtwerke Konstanz das Contracting-Modell insbesondere für die Versorgung der Blockheizkraftwerke mit Erdgas, aber auch bei Projekten zur Abwasserwärmenutzung. So werden zum Beispiel die Neubauten der WOBAK (Wohnungsbaugesellschaft Konstanz) am Pfeiferhölzle mit einem Nahwärmenetz ausgestattet. An dieses werden zusätzlich Bestandsbauten sowie private Bauten angeschlossen. Mit dieser neuen Heizungsanlage betreiben die Stadtwerke das aktuell größte Blockheizkraftwerk. Der Vorteil liegt in der Kombination aus Strom- und Wärmeerzeugung: Es erzeugt jährlich rund 15 Gigawattstunden Strom und versorgt über 500 Wohneinheiten mit Wärme. Zudem werden durch die Umstellung auf das Nahwärmenetz 40 Prozent weniger CO2 emittiert.

Auch beim Projekt „Laubenhof“ liegt der Fokus auf einer nachhaltigen Energieversorgung. Hier konnte die Stadt den Investor LBBW überzeugen, eine Kombination aus Erdgas-Blockheizkraftwerk-Wärme und Abwasserwärme zu nutzen. Letztere dient vor allem zur Beheizung des Neubaus, zusätzlich bieten die Blockheizkraftwerke Kapazitäten, um auch Bestandsgebäude in der Umgegend beheizen zu können. Die Stadtwerke übernehmen bei diesem Projekt als Wärmelieferant sowie Anlagenbauer und -betreiber die Rolle des Contractors.

Zielsetzungen

Nicht nur die wertvollen historischen Gebäude aus der Jahrhundertwende 1880-1920 sollen durch energetische Sanierungsmaßnahmen aufgewertet werden. Mittels einer modernen technischen Ausstattung wird auch darüber hinaus die energetische Entwicklung der städtischen Gebäude vorangetrieben und damit eine generelle Steigerung der Gebäudewerte angestrebt. Mit modernen Anlagen verringern sich gleichzeitig Betriebsstörungen und Reparaturen.

Beim Energieliefer-Contracting-Modell verlagern sich die Investitionskosten auf den Contractor. Dadurch können diese Kosten eingespart und freibleibende Haushaltsgelder für andere Projekte verwendet werden. Neben der Reduzierung von finanziellen Ausgaben ist auch die Steigerung der Energieeffizienz positiv hervorzuheben: Indem Ressourcen eingespart und Emissionen reduziert werden, leisten die mit Contracting-Partnern realisierten Maßnahmen einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz.

Ausblick 2020

Laut eea-Ergebnis vom November 2019 liegen die Optimierungspotenziale vor allem in der Festlegung energetischer und klimaschutzrelevanter Mindeststandards für den Bau und Betrieb der kommunalen Liegenschaften sowie in einer detaillierten Bestandsaufnahme und Sanierungsplanung. Im Laufe des Jahres 2020 wird die Stadt daher zusammen mit den Stadtwerken Konstanz ein Energiemanagementsystem einführen, um Kennzahlen, Verbräuche und Auswertungen über den städtischen Gebäudebestand zu erhalten.

Einen weiteren Schwerpunkt bildet nach wie vor die systematische Entwicklung von Energiekonzepten für Neubaugebiete, z.B. die klimaneutrale Energieversorgung für den neuen Stadtteil Hafner. Auch die 2019 gestartete Solaroffensive soll fortgeführt und auf weitere Bereiche und Zielgruppen der Stadt ausgedehnt werden.

Im Bereich der Energieeffizienz besteht in Konstanz ein großes Potenzial für den Klimaschutz. Hier befindet sich bereits einiges in Bewegung. Mit den Stadtwerken hat die Stadt einen klimaengagierten Partner an ihrer Seite, der eng in die städtischen Klimaschutzaktivitäten eingebunden ist und diese mitgestaltet. Mit dem Klimaschutzkonzept und dem Energienutzungsplan verfügt sie außerdem über eine solide Grundlage für alle weiteren Aktivitäten.

(Erstellt am 09. Juni 2020 13:49 Uhr / geändert am 09. Juni 2020 14:01 Uhr)