Modellquartier„Am Horn“
Zweite Beteiligungsrunde zum Bebauungsplan läuft
Das Modellquartier „Am Horn“ ist das Reallabor des Nationalen Projekts des Städtebaus 2018/19 Zukunftsstadt Konstanz. Mit Gemeinderatsbeschluss im März 2021 zur Aufstellung des Bebauungsplans Modellquartier „Am Horn“ wurde das Bauleitplanverfahren eingeleitet. Von Mai bis Juni 2021 fand die frühzeitige Beteiligung der Öffentlichkeit und Behörden auf Grundlage des Rahmenplans „Am Horn“ statt. Unter Berücksichtigung der eingegangenen Stellungnahmen der BürgerInnen und Behörden wurde der Rahmenplan überarbeitet und der Bebauungsplan mit Umweltbericht ausgearbeitet. Der Technische und Umweltausschuss beschloss nunmehr am 13.01.2022 den Rahmenplan und fasste für den Bebauungsplanentwurf „Am Horn“ den Billigungs- und Auslegungsbeschluss.
Die Planung für das Projekt Modellquartier „Am Horn“ auf der rund zwei Hektar großen Fläche zwischen Eichhornstraße, Herrmann-Hesse-Weg und Zur Torkel ist Bestandteil und Vorbildprojekt des Handlungsprogramms Wohnen der Stadt Konstanz. Mit dem Handlungsprogramm Wohnen wird das Ziel verfolgt, bezahlbaren Wohnraum unter hohen Qualitätsstandards zu schaffen. Seit dem Jahr 2015 wird das Projekt als „Konstanzer Modellquartier“ im partizipativen Prozess mit BürgerInnen, ExpertInnen, Baugruppen und Initiativen sowie unter Federführung der HTWG Konstanz wissenschaftlich von der Universität und der Hochschule Konstanz entwickelt und bearbeitet.
Aktueller Stand
Im Anschluss an den Billigungs- und Auslegungsbeschluss erfolgt aktuell die Offenlage des Bebauungsplans bis Mitte April, in der der Öffentlichkeit und den Behörden erneut die Möglichkeit zur Stellungnahme gegeben wird. Im Internet sind alle Unterlagen einsehbar unter www.konstanz.de/bauleitplanung.
Parallel erfolgt die Änderung des Flächennutzungsplans für das Gebiet. Darüber hinaus wird im gleichen Zeitraum eine Öffentlichkeitsbeteiligung zum Planungshandbuch durchgeführt: www.konstanz.de/zukunftsstadt/modellquartier. Neben den rechtsverbindlichen Vorgaben des Bebauungsplanes werden auch die Inhalte des Planungshandbuches in die Konzeptvergabeausschreibung für die Baugrundstücke einfließen.
Wenn sich nach der Offenlage kein Änderungsbedarf der Planung ergibt, kann der Bebauungsplanentwurf mit den eingegangenen Stellungnahmen dem Gemeinderat zum Beschluss über die Abwägung und zum Satzungsbeschluss vorgelegt werden. Der Satzungsbeschluss bildet die Grundlage für das anschließende Konzeptvergabeverfahren. Die Bewerber um die Grundstücke haben nach Veröffentlichung der Ausschreibung vier Monate Zeit, ihr Konzept auszuarbeiten.
Konzeptvergabe
Entsprechend den Zielsetzungen des Handlungsprogramms Wohnen sollen 60 Prozent der geplanten Wohnungen für Baugemeinschaften zur Verfügung stehen. Die Vergabe der Grundstücke erfolgt durch Konzeptvergabe zum Festpreis.
Interessierte finden unter www.konstanz.de/baugemeinschaften die „Leitlinien Konzeptvergabe“ vor, welche Rahmenbedingungen und Anforderungen zum Verfahren für eine Bewerbung zusammenfassen. Bei den Bewerbungen haben vor dem Hintergrund des weiterentwickelten LexiKONs solche Konzepte die besten Aussichten, die sich eng an den nachhaltigen Qualitäten des Planungshandbuchs orientieren. Anhand eines Kriterienkatalogs werden alle eingereichten Bewerbungen geprüft. Die entsprechenden Bewertungskriterien werden, auch basierend auf den Ergebnissen der Öffentlichkeitsbeteiligung zur Planung, noch festgelegt und dem Gemeinderat zur Beschlussfassung über das Vergabeverfahren „Am Horn“ vorgelegt.
Inhalte des Planungshandbuchs
Das Planungshandbuch bildet neben dem Bebauungsplan die wesentliche Grundlage für das Konzeptvergabeverfahren. Inhaltlich ist es aus dem Rahmenplan und dem LexiKON, einem digitalen Planungstool, entwickelt worden. Es werden unterschiedliche Werkzeuge und Methoden angeboten, die für die Entstehung eines lebendigen, sozialen und ökologischen Quartiers genutzt werden sollen. Das Planungshandbuch zeigt Lösungen und Vorschläge für bauliche und planerische Fragen, sowohl für die einzelnen Häuser und Baufelder als auch für das gesamte Quartier.
Vorgesehen sind im Gebiet „Am Horn“ insgesamt fünf Baufelder, in denen rund 140 Wohnungen für ca. 350 BürgerInnen entstehen sollen. Die Prinzipien der Quartiersentwicklung basieren auf den im LexiKON beschriebenen zehn Handlungsfeldern. So soll qualitativer Wohnungsbau auf einer reduzierten Fläche umgesetzt werden, um Ressourcen zu sparen sowie Umwelt und Klima zu schützen. Es gibt auch deutlich weniger Stellplätze für Autos zugunsten von Fahrradstellplätzen. Dadurch sind attraktive und umfangreiche Sharing-Konzepte – also die gemeinschaftliche Nutzung von Räumen, Einrichtungen und Fortbewegungsmitteln – möglich. Die vorgesehene Holzbauweise erlaubt zudem größtmögliche Flexibilität. Die Wohnungstypen ermöglichen durch flexible Grundrisse das Wachsen und Schrumpfen von Wohnungen, das „Flexhaus“ sogar die Umwandlung von Autostellplätzen zu Wohn-,
Freizeit- und Arbeitszwecken im Rahmen einer fortschreitenden Mobilitätswende. Der Einsatz von Photovoltaik auf den Dächern spielt eine entscheidende Rolle.
LexiKON legt Ziele fest
Das Konzept des Modellquartiers „Am Horn“ basiert auf dem LexiKON „Smart wachsen“, einem digitalen Planungstool, das alle erarbeiteten Ergebnisse aus den Themenbereichen der nachhaltigen Quartiersentwicklung im Projekt Zukunftsstadt bündelt. In zehn Handlungsfeldern werden die Ziele für das Modellquartier festgelegt, wie zum Beispiel effektive Flächennutzung, Versorgung des Quartiers durch 100 Prozent erneuerbare Energie und Sharing. Es ermöglicht direkten Zugang zu den relevanten Informationen für alle Beteiligten in Planungsprozessen und wurde gemeinsam von der Stadt unter inhaltlicher Federführung der HTWG Konstanz und dem Fraunhofer Institut für Arbeitswissenschaft und Organisation erarbeitet. Es soll nicht nur die Konstanzer Stadtentwicklung vorantreiben, sondern im Sinne eines Wissenstransfers auch anderen Kommunen als wichtiges Werkzeug dienen.
Die stetige Aktualisierung des LexiKONs wird gewährleistet durch die laufende Einbindung wissenschaftlicher Erkenntnisse und qualifizierter Diskussionsbeiträge sowie Rückkopplungen aus der alltäglichen Nutzung des Tools durch die Stadtverwaltung in der Praxis der Quartiersentwicklungen. Dieser innovative Ansatz des LexiKONs ist neben dem Konzept des Modellquartiers und des Bebauungsplanverfahrens „Am Horn“ ausschlaggebend für die Förderung des Projekts Zukunftsstadt Konstanz durch das Bundesministerium des Innern für Bau und Heimat (BMI) als „Nationales Projekt des Städtebaus 2018/19“ seit 2020.
Aktuell befindet sich das LexiKON in der Werkstattversion, die online einsehbar ist: www.lexikon-smartwachsen.de. Bisher sind die Handlungsfelder, Teilbereiche, Empfehlungen und Maßnahmen eingearbeitet. Erläuterungstexte zu Zielen und Herausforderungen der verschiedenen Informationsebenen werden als nächster Schritt folgen. Die inhaltliche Fertigstellung ist im Sommer 2022 geplant.
Zukunftsstadt-Quartier wird Modell für zukünftige Neubau-Quartiere
Das Modellquartier „Am Horn“ hat nicht nur Vorbildcharakter für künftigen Städtebau in Konstanz, auch bundesweit findet das nachhaltige, zukunftsweisende Pilotprojekt Beachtung, da es auch überregional als Beispiel für nachhaltiges Bauen unter Einbezug aller klimaschutzrelevanten Lösungen dienen kann. Das digitale LexiKON bildet einen wichtigen Bestandteil. Durch die HTWG Kon-stanz wurden alle Erkenntnisse und Lösungsvarianten aus dem Modellquartier „Am Horn“ sowie Ergebnisse aus ExpertInnen-Interviews mitsamt Best-Practice-Beispielen in die Datenbank des LexiKONs eingepflegt. Weltweit wird am Thema nachhaltiges Bauen intensiv geforscht. Ein umfassendes Kompendium, das die Dimensionen der Nachhaltigkeit in ein digitales Nachschlagewerk für den Quartiersplanungsprozess integriert und für die Verwaltung, Bauwillige jedweder Art und auch die Wissenschaft mit Best-Practice-Beispielen aufbereitet, gibt es jedoch noch nicht. Diese Lücke soll das LexiKON als künftiges digitales Planungstool schließen und den Wissenstransfer sicherstellen. Weitere Informationen unter www.konstanz.de/zukunftsstadt/lexikon.