Zuhause auf dem Wasser
Das sind wir: Die Stadtverwaltung Konstanz stellt sich vor
Stefan Hornstein hat einen schwimmenden Arbeitsplatz: Der Binnenschiffer ist als Maschinist und Kassier auf den Autofähren der Stadtwerke Konstanz im Einsatz.
Stefan Hornsteins Tag beginnt oft bereits um halb vier Uhr morgens. Um seine Frühschicht auf der Autofähre Konstanz-Meersburg pünktlich anzutreten, muss der Überlinger zwischen halb fünf und fünf Uhr früh seinen schwimmenden Arbeitsplatz erreicht haben. In der Spätschicht arbeitet Hornstein ab 13 bis 21 Uhr, in der Nachtschicht von 20.30 Uhr bis fünf Uhr früh. „Man gewöhnt sich mit der Zeit an die Schichtarbeit, aber es ist manchmal schon eine Herausforderung. Wir arbeiten vier Tage am Stück und haben dann zwei frei. Da die Fähren 365 Tage im Jahr unterwegs sind, ist man auch feiertags im Einsatz“, erklärt Hornstein. Er hat eine dreijährige Ausbildung als Binnenschiffer bei den Konstanzer Stadtwerken absolviert und ist derzeit als Maschinist und Kassier tätig.
Ein Beruf, der viel anspruchsvoller ist als viele ahnen. „Unsere Arbeit wird meist unterschätzt. Viele der Fahrgäste denken, Kassier kann jeder so einfach werden. Aber unser Team besteht aus vielen gelernten Binnenschiffern, auch unsere Quereinsteiger sind gut ausgebildet. Und die meisten wissen nicht, dass es immer einen Maschinisten an Bord gibt“, betont Stefan Hornstein. Schiffsführer, Maschinist und Kassier sind als Mindest-Crew auf der Fähre vorgeschrieben, während der Hochsaison unterstützt ein zweiter Kassier die Mannschaft. „Nach den Vorschriften der Bodensee-Schifffahrtsordnung muss es einen zweiten Mann an Bord geben, der das Schiff, wenn der Schiffsführer ausfallen sollte, steuern kann“, erklärt der 22-Jährige. Ein gutes Teamwork ist dabei entscheidend, um schnell und sicher auf Probleme reagieren zu können. „Da wir in festen Mannschaften arbeiten, schweißt uns das sehr zusammen und man ist aufeinander eingespielt. Im Prinzip kann aber jeder mit jedem arbeiten.“
Als Maschinist bewältigt Stefan Hornstein vielfältige Aufgaben: Er ist unter anderem für die gesamte Technik an Bord und im Maschinenraum zuständig. Instandhaltungsarbeiten und kleinere Reparaturen erledigt der Überlinger mit Bordmitteln, bei größeren kommt die Technikabteilung des Fährebetriebs zum Einsatz. Morgens „richtet“ Hornstein die Maschine und betankt, wenn nötig, die Fähre. Er kontrolliert Öl- und Kühlwasser, notiert die Betriebsstunden und prüft, ob alles in Ordnung und sauber ist. Gegen den ohrenbetäubenden Lärm im Maschinenraum trägt er einen Gehörschutz.
Der Überlinger ist auch die rechte Hand des Schiffsführers und übernimmt auf dem Fahrbahndeck zum Beispiel die Einweisung der Fahrzeuge und überwacht das Be- und Entladen. Da ein Maschinist den Schiffsführer im Notfall ersetzen können muss, steuert Hornstein regelmäßig im normalen Betrieb die Fähre und trägt diese Stunden in sein Fahrtenbuch ein. „Man muss 270 Fahrtage nachweisen, damit man das Bodenseeschifferpatent als Schiffsführer ablegen kann“, erklärt Stefan Hornstein. Hinzu kommen noch Funk- und Radarpatente. „Maschinist zu sein, macht mir am meisten Spaß, weil es auch das ist, was ich gelernt habe. Aber mein Ziel ist es, in ein paar Jahren Schiffsführer zu werden.“
Ausgestattet mit einem kiloschweren Kassengeschirr, unterstützt Hornstein auch den Kassier bei Bedarf. Die meisten Tarife hat er im Kopf, ebenso wie die Längen der Fahrzeugmodelle. Orientierung über Fahrzeuglängen liefern übrigens schwarze Striche auf dem Fahrbahndeck im Abstand von einem Meter. Viele Pendler sieht Stefan Hornstein jeden Tag, man kennt sich und redet miteinander. Auch Touristen sprechen ihn häufig an. „Sie erkundigen sich überwiegend nach den Tarifen, aber fragen zum Beispiel auch, wohin es zur Mainau, ins Zentrum oder zum Sea Life geht. Manche sind an der Technik und allgemein am Bodensee interessiert. Die meisten sind erstaunt, wenn sie hören, wie tief der See ist. Mit über 250 Metern rechnet kaum einer“, erzählt Hornstein schmunzelnd.
Die Arbeit an Bord ist körperlich sehr anstrengend. Als Kassierer legen Stefan Hornstein und seine Kollegen pro Schicht zwischen zehn und 12.000 Schritte zurück. Auch das Wetter ist nicht zu unterschätzen: mal ist es heiß, mal kalt, windig und feucht. 46 Grad herrschen im Maschinenraum, im Sommer sind es über 50. Ein schroffer Gegensatz zu den Minusgraden im Winter oben auf Deck. Hinzu kommt die Abwärme der Fahrzeug- und Schiffsmotoren.
Langeweile kommt bei Stefan Hornstein und seinen Kollegen nie auf. Jede Überfahrt ist anders. „Ich bekomme oft zu hören, das ist ja einfach, was ihr macht, ihr fahrt ja nur quer über den See. Das stimmt so nicht, denn je nach Beladung, Wind, Wellengang und Strömung reagiert das Schiff anders. Das ist nicht wie bei einem Auto, das immer gleich einparkt. Je nachdem, woher der Wind kommt, muss man sich überlegen, wie man den Hafen anfährt, damit man dem Wind möglichst wenig Angriffsfläche bietet.“ Einen Favoriten unter den Fähren hat Stefan Hornstein übrigens nicht. „Sie haben alle ihren eigenen Reiz.“