31 Prozent weniger Autos, 42 Prozent mehr Radfahrten

Neue Zahlen zum Mobilitätsverhalten der Konstanzer Bevölkerung liegen vor – Ziele aus Masterplan 2020+ frühzeitig erreicht und teilweise übertroffen
 

Die Konstanzer Bevölkerung lässt immer häufiger das Auto stehen und steigt auf das Fahrrad um. Seit 2007 hat der motorisierte Individualverkehr der Konstanzer Bevölkerung innerhalb der Stadt (Binnenverkehr) um 31 Prozent abgenommen und der Radverkehr um 42 Prozent zugenommen. Zählt man die Nutzung aller umweltfreundlichen Verkehrmittel zusammen (Rad- und Fußverkehr, Bus-, Schiff- und Zugfahrten), liegt die Quote in Konstanz im Binnenverkehr bereits bei 75 Prozent (2007 waren es 64 Prozent).

Diese Ergebnise gehen aus der Verkehrserhebung „Mobilität in Städten 2018“ der Technischen Universität Dresden hervor. Damit hat die Stadt Konstanz den im Masterplan 2020+ als Ziel formulierten Modal Split – die prozentualen Anteile der Wege der Konstanzer Bevölkerung auf verschiedene Verkehrsmittel – bereits frühzeitig fast vollständig erreicht beziehungsweise übertroffen. Lediglich der Anteil des ÖV ist noch steigerungsfähig, was in erster Linie durch eine weitere Steigerung des Angebotes erreicht werden könnte. Die bisherigen (Vergleichs-) Zahlen stammen aus dem Jahr 2007. Insgesamt wurden dazu 1191 KonstanzerInnen im Zeitraum Februar 2018 bis Januar 2019 an bestimmten Stichtagen befragt, welche Verkehrsmittel (Auto, Fahrrad, Bus u.a.) sie jeweils nutzen.

Vorbildliches Mobilitätsverhalten im bundesweiten Vergleich
In Konstanz werden im Gesamtverkehr (Binnen- und Quelle-Ziel-Verkehr) deutlich weniger Wege mit einem motorisierten Fahrzeug und mehr Wege mit dem Rad und zu Fuß zurückgelegt als im Bundesdurchschnitt. In Zahlen heißt das: Deutschlandweit werden in den Städten 57 Prozent der Wege mit Hilfe eines Motors zurückgelegt. In Konstanz sind das 31 Prozent und damit nur knapp die Hälfte. 30 Prozent steigen in der Stadt zum See hingegen auf das Fahrrad und 27 Prozent gehen zu Fuß. Der bundesweite Durchschnitt liegt hier bei elf Prozent (Rad) beziehungweise 21 Prozent (zu Fuß).

Gezielte Förderung des Radverkehrs

84 Prozent des Gesamtverkehrs der Konstanzer Bevölkerung sind Binnenverkehr (von einem Ort in KN zu einem anderen Ort in KN). Bei diesem ist der Anteil des motorisierten Individualverkehrs seit 2007 von 36 Prozent um elf Prozentpunkte zurückgegangen und lag 2018 nur noch bei 25 Prozent. Der innerstädtische Binnen-Radverkehr hat hingegen deutlich zugelegt – um zehn Prozentpunkte von 24 (2007) auf 34 Prozent (2018). Diese Steigerung ist unter anderem auf die gezielte Förderung des Radverkehrs der Stadt zurückzuführen. Somit wurden in beiden Kategorien die im Masterplan Mobilität 2020+ definierten Ziele deutlich früher als geplant erreicht.
16 Prozent des Gesamtverkehrs der Konstanzer Bevölkerung sind Quell-/ Zielverkehr von Personen, die zu Zielen außerhalb der Stadt fahren beziehungsweise von außerhalb zurückkommen (Pendler). Bei diesen stieg der Anteil der Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln von 2017 mit 10 Prozent in 2018 auf 22 Prozent und hat sich damit mehr als verdoppelt. Dies ist dem seit 2007 stetig verbesserten Angebot im regionalen Schienenverkehr zu verdanken. Im Binnenverkehr ist der Anteil der öffentlichen Verkehrsmittel nicht gestiegen. Die Stadtbusse sind heute schon gut ausgelastet. Um das Masterplan-Ziel von 15 Prozent zu erreichen, sind Kapazitätssteigerungen, mehr Busse und dichtere Takte erforderlich.

Mit Mobilitätsstrategie auf dem richtigen Weg

Insgesamt verdeutlichen die neuen Zahlen, dass die Stadt mit ihrer Mobilitätsstrategie auf dem richtigen Weg ist. Dazu zählen unter anderem die Weiterführung des Handlungsprogramms Radverkehr und die Beauftragung des Handlungsprogramms Fußverkehr. Als weiterer Schwerpunkt für die nächsten Jahre ist die Optimierung beziehungsweise Angebotsverbesserung im öffentlichen Verkehr vorgesehen. Ziel bleibt es, den Anteil des öffentlichen Verkehrs im Binnenverkehr auf 15% zu steigern und den des motorisierten Individualverkehrs weiter zu minimieren. Dabei setzt die Stadt weiter auf ein kluges Verkehrsmanagement. Aktuell werden an Spitzentagen unterstützend Verkehrskadetten eingesetzt, für die Zukunft ist ein digitales Verkehrsmanagement geplant. Bei der Lenkung des auswärtigen Verkehrs spielen P+R-Plätze sowie der geplante Mobilpunkt am Brückenkopf Nord eine wichtige Rolle. Darüber hinaus setzt die Stadtverwaltung zur Minimierung des Durchgangs- und Besucherverkehrs – diese Verkehrsarten werden durch die aktelle Erhebung nicht erfasst – auf eine grenzüberschreitende Planung mit der Schweiz im Rahmen des Agglomerationsprogramms und zielgruppenspezifisches Mobilitätsmanagement.
 
Der 2013 beschlossene Masterplan 2020+ hat eine Laufzeit von 10 bis 15 Jahren. Die Fortschreibung des Masterplan mit einem neuen Modal Split-Ziel ist nach der nächsten Mobilitätserhebung im Jahr 2023 geplant. Der Vergleich zu den anderen 134 Städten, die an der Erhebung „Mobilität in Städten 2018“ teilgenommen haben, wird im 2. Quartal 2020 bekanntgegeben.
 
Erläuterungen
 
Gesamtverkehr: Anteile der Mobilität (nur) der Konstanzer Bevölkerung, bestehend aus 84% Binnen- und 16% Quell-/ Zielverkehr (keine Einpendler, keine Besucher, kein Durchgangsverkehr)
 
Binnenverkehr: Anteile der Mobilität von Personen der Konstanzer Bevölkerung, die ihr Ziel innerhalb von Konstanz haben
 
Quell-/ Zielverkehr: Anteile der Mobilität von Personen der Konstanzer Bevölkerung, die ihr Ziel außerhalb von Konstanz haben (Auspendler, Einkaufs- und Freizeitverkehre der Konstanzer Bevölkerung


Ergebnisse der Studie Mobilität in Städten der TU Dresden 2018
 

(Erstellt am 15. Januar 2020 09:53 Uhr / geändert am 27. Januar 2020 10:26 Uhr)