Grenzzaun schreibt Geschichte
Der Grenzzaun, der Deutschland und die Schweiz coronabedingt voneinander trennte, geht in die Sammlung des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg über
Am 15. März 2020 entschied der deutsche Bundesinnenminister als Maßnahme gegen die Ausbreitung des Coronavirus, die Grenzen unter anderem zur benachbarten Schweiz zu schließen. Das bedeutete einen harten Einschnitt in das Zusammenleben an der Grenzregion.
Umgehend setzten sich einige Politiker, darunter auch Landrat Zeno Danner, auf beiden Seiten der Grenze für die Öffnung derselben und ein Vorgehen nach Augenmaß ein, um das gewohnte, grenzüberschreitende Miteinander wieder zu ermöglichen. Am 15. Mai 2020 war es so weit und die Grenzzäune wurden abgebaut, so auch auf Klein Venedig in Konstanz – Familien, Freunde und Paare konnten sich nun wieder unter Angabe eines triftigen Grundes begegnen. Es dauerte einen weiteren Monat bis zur kompletten Grenzöffnung am 15. Juni 2020.
Dass wieder Barrieren – sichtbare wie rechtliche – zwischen den befreundeten Nachbarländern existierten, ist ein Stück außergewöhnliche regionale Zeitgeschichte. Daher stieß das Interesse des Hauses der Geschichte am Grenzzaun auf offene Ohren. Am Dienstag, 16. Juni 2020, übergab Landrat Zeno Danner Teile des Zauns an die Museumsdirektorin Prof. Dr. Paula Lutum-Lenger. „Ich bin froh, dass die Grenzen zu unseren befreundeten Schweizer Nachbarn wieder offen sind und wir wieder als das zusammenleben können, was wir sind – nämlich eine fest ineinander verwobene Region. Der Grenzzaun erinnert daran, wie schnell sich das ändern kann und verdeutlicht gleichzeitig, dass wir Krisen nur gemeinsam, grenzüberschreitend meistern können“, so Landrat Zeno Danner.
Das Haus der Geschichte nimmt den Zaunabschnitt mit dem Schriftzug „Kreuztanz“ in seine Sammlung auf. Vier Konstanzer hatten eine Kombination aus den Namen der getrennten Städte Kreuzlingen und Konstanz mit Absperrband in den Zaun geflochten. „Die neue Grenzsituation für zahlreiche Familien, Freunde und Liebende forderte zu Interaktionen an dem Ort der Trennung heraus“, sagte Direktorin Paula Lutum-Lenger. „Ein Symbol dafür ist diese Installation. Sie betont die Verbundenheit der Bevölkerung beider Seiten der Absperrung über die zwischenzeitliche Barriere hinweg. Wir wollen Geschichten und Erfahrungen der Menschen am Zaun und durch ihn hindurch bewahren.“