Öffnung von Kindertageseinrichtungen
OB Burchardt richtet sich an das Kultusministerium
Die Stadt Konstanz begrüßt die Ankündigung des Landes, die Kitas bis Ende Juni wieder vollständig zu öffnen. „Die Kolleginnen und Kollegen haben Enormes geleistet und stemmen seit vielen Wochen unter größten Mühen im Einvernehmen mit den freien Trägern eine bestmögliche und dem aktuellen Infektionsgeschehen angepasste Notbetreuung“, so Sozialbürgermeister
Dr. Andreas Osner.
„Die Entscheidung zur Öffnung der Kitas ist meines Erachtens richtig. Alles andere wäre den Eltern in Konstanz und vermutlich im ganzen Land nicht mehr vermittelbar. Ich möchte mich auch beim Gesamtelternbeirat bedanken, der sich ebenfalls an Stuttgart gewandt hat“, so Oberbürgermeister Uli Burchardt. Da bis Ende Juni noch vier Wochen ins Land gehen, gelte es, diese Zeit gut zu nutzen. Durch die gemachten Erfahrung, dass ein „lock down“ einfacher zu bewältigen ist, als ein „start up“, hat sich OB Burchardt im Namen der Stadt Konstanz mit folgenden Anregungen zur vollständigen Öffnung an Kultusministerin Dr. Susanne Eisenmann gewandt:
1.
„Flexibilisieren Sie zugunsten von Geschwisterkindern schon jetzt die 50%-Regelung! Diese dient nach meinem Verständnis in erster Linie dazu, ein Infektionsgeschehen minimal zu halten und im schlimmsten Fall dieses nachvollziehen zu können. Unter diesen Aspekten wäre es vertretbar, Geschwisterkinder in Kitas bei der Berechnung der 50%-Grenze als ein Kind zu zählen um somit bereits jetzt die Platzkapazitäten zu erhöhen.
2.
Nachdem Beschäftigte in systemrelevanten Tätigkeiten in den letzten Wochen bei der Notbetreuung stets bevorzugt waren, halte ich es nun für angebracht, auch die Kinder dieser Eltern in gleicher Weise in ein rollierendes Betreuungssystem mit einzubeziehen, ohne dass die Verlässlichkeit der Betreuung reduziert wird. Diese weiterhin in separaten Gruppen zu betreuen, vermindert an anderer Stelle die Platzkapazitäten. Konkrete Lösungen könnten dazu direkt vor Ort gemeinsam mit der Elternschaft erarbeitet und umgesetzt werden. Hier gibt es nach meiner Erfahrung durchaus große Solidarität unter den Eltern.
3.
Die Kommunikation in den vergangenen Wochen ist aus meiner Sicht nicht immer glücklich gelaufen. Bei Eltern wurden durch öffentliche Verlautbarungen Erwartungen geweckt, die durch die dann folgende Corona-Verordnung nicht gedeckt waren. Eltern haben hierauf vermehrt mit Wut und Verzweiflung reagiert, was meine MitarbeiterInnen in den zuständigen Abteilungen und die ErzieherInnen vor Ort deutlich zu spüren bekommen haben. Durch eine klare Kommunikation und eine vorherige Information der für die Durchführung zuständigen Stellen kann dies vermieden werden. Denn eines dürfte klar sein: Auch nach dem 30. Juni kann man nicht von einem Kita-Betrieb wie in der Zeit vor Corona ausgehen. Dies muss deutlich in die Elternschaft kommuniziert werden.
Dazu sollten folgende Fragen verbindlich geklärt sein:
Werden alle Kinder betreut werden können, oder gibt es weiterhin eine Begrenzung der Zahl zu belegender Plätze? Wenn ja, was sind die Gründe dafür?Darf es weiterhin keine Durchmischung der Gruppen geben, gilt dies auch in den Außenbereichen?Müssen weiterhin die Erzieherinnen und Erzieher den Gruppen fest zugeordnet bleiben oder sind flexiblere Vertretungslösungen möglich?Bleibt es weiterhin bei den vorgegebenen Abstandsregelungen, insbesondere bei den Mahlzeiten?Kann bei Wiederaufnahme aller Kinder der Umfang der Betreuung weiterhin hinter dem des Regelbetriebs vor Corona zurückbleiben?
Mit den entsprechenden Antworten kann die Ankündigung „vollständige Öffnung der Kindertagesstätten“ operationalisiert werden.
Sehr hilfreich wäre es, in der Kommunikation auf Begrifflichkeiten wie „Regelbetrieb“ oder „Normalbetrieb“ zu verzichten und dafür neue Begrifflichkeiten einzuführen wie z. B. „angepasster Betreuungsbetrieb“ oder „Infektionsschutzbetrieb“.
4.
Auch im Juli wird das Corona-Virus nicht verschwunden sein. Um einerseits den Bedarfen der Eltern entgegen kommen zu können, andererseits den Gesundheitsschutz – auch für die Erzieherinnen und Erzieher- nicht aus den Augen zu verlieren, braucht es in erster Linie ein laufendes, engmaschiges für die Praxis abgestimmtes Hygiene- und Präventionskonzept und ein Monitoring des Infektionsgeschehens durch ausreichend Testkapazitäten. Dies muss meines Erachtens in Federführung der Gesundheitsämter laufen und muss entsprechend kommuniziert und vorbereitet werden.
"Und schlussendlich: Infektionen in unseren Kitas müssen unbedingt vermieden werden! Eine infektionsbedingte Schließung einzelner Kitas wäre für die unmittelbar Betroffenen schwierig zu bewerkstelligen. Von den gesundheitlichen Auswirkungen auf die tatsächlich Infizierten ganz zu schweigen. Ein erneuter lock down würde unsere gesamte Zivilgesellschaft an die Grenze der Belastbarkeit – vielleicht sogar darüber hinaus führen. Eine mögliche Infektion kommt nie aus einer Kita heraus. Sie wird immer zuerst in eine Kita getragen. Daher bitte ich Sie: Appellieren auch Sie an die Vernunft und das Verantwortungsbewusstsein der Eltern in ihrem Kontaktverhalten außerhalb der Kita. Eine Öffnung von Kitas ist nicht gleich zu setzen mit einem Ende des Infektionsrisikos!“