Conrad Gröber, ein „Brauner Conrad“ ohne Schuldbewusstsein
vhs-Vortrag von Dr. Wolfgang Proske am Mittwoch, 11. März
In Konstanz wird gerade eine Debatte darüber geführt, ob man Straßen umbenennt, die sich auf Personen beziehen, denen man die Ehrenbürgerwürde aberkannt hat. Conrad Gröber, der Freiburger Erzbischof von 1932 bis 1948, gehört dazu. Wolfgang Proske, Sozialwissenschaftler, Historiker und Pädagoge, hat im 6. Band seiner Buchreihe „Täter Helfer Trittbrettfahrer“ untersucht, wie sich Conrad Gröber in Zeiten der NS-Herrschaft verhalten hat. In seinem Vortrag am Mittwoch, 11. März, 19.30 Uhr in der vhs Konstanz, Katzgasse 7, wirft Proske dem früheren Konstanzer Münsterpfarrer vor, sich zumeist „wie ein Nazi“ verhalten zu haben. Als „Oberhirte“ der südbadischen Katholiken habe er versagt. Dafür sprächen nicht nur seine „rückhaltlose“ Anbiederung bei der Nazi-Regierung ab 1933, seine fördernde Mitgliedschaft bei der SS bis zu seinem Ausschluss 1938 oder seine flammenden Lobeshymnen auf den Krieg. Zu berücksichtigen seien auch heimliche Liebschaften mit dem Höhepunkt der Denunziation seiner jüdischstämmigen Freundin Dr. Irene Fuchs beim badischen Gauleiter Rudolf Wagner am 21.10.1936. Die eigene Schuld habe Gröber nach 1945 jedoch aggressiv abgestritten: „So viel ist sicher, dass ich durch die Gestapo und ihre Helfershelfer seelisch mehr gelitten habe als viele von jenen, die in Dachau misshandelt wurden oder starben.“ (Gröber am 13.11.1946).
Der Eintritt beträgt 7 Euro und ist für Schüler/-innen und Studierende mit Ausweis und mit der vhs-Vortragskarte frei.