Eine Vielfalt an Möglichkeiten

Architektur-Studierende der HTWG Konstanz haben im vergangenen Semester Ideen für ein „Haus der Musik für Konstanz“ entwickelt – Nun wurden sie am Lustschloss ausgestellt

Bild: HTWG

„Ein Ort an dem wir spielen wollen“ – das wünscht sich die Südwestdeutsche Philharmonie seit vielen Jahren, „ein Daheim für das Orchester und ein Haus für alle“. Das Grundstück neben dem Bodenseeforum ist von der Stadt für ein Haus der Musik vorgesehen. Noch bis 20. Juli ist dort das „Lustschloss“ der Philharmonie platziert, mit dem Ziel, ein Bewusstsein für das Thema in der breiten Bevölkerung zu schaffen.

Architektur-Studierende des 8. Semesters der HTWG haben sich im vergangenen Semester dem Thema „Ein Haus der Musik für Konstanz“ gewidmet. Betreut wurden die Bachelorarbeiten durch Prof. Eberhard Schlag, Prof. Markus Faltlhauser und M.Arch. Ann-Sophie Albrecht. Die Ergebnisse, die in enger Zusammenarbeit mit der Südwestdeutschen Philharmonie entstanden sind, wurden direkt am Lustschloss ausgestellt.

Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn sowie Rouven Schöll von der Südwestdeutschen Philharmonie zeigten sich bei der Eröffnung der Ausstellung von den unterschiedlichen Planungsvorschlägen und Ideen der Architektur-Absolventen sichtlich beeindruckt. Bei seiner Begrüßung machte Rouven Schöll noch einmal deutlich, wie wichtig ein Konzertsaal mit einer guten Akustik ist. Die Besonderheit eines Orchesters liege in ihrer Unmittelbarkeit der Wirkung, es spiele ungefiltert, ohne Technik und könne das Publikum so am ehesten berühren.

Prof. Eberhard Schlag betonte bei der Vernissage, dass es besonders schön sei, wenn man sich an der Hochschule mit ganz konkreten Fragestellungen auseinandersetzen darf. Die komplexe Aufgabe hat eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema erfordert. Als gute Grundlage diente die Masterthesis von Ann-Sophie Albrecht, die vor zwei Jahren ebenfalls an der HTWG Konstanz entstanden ist. Durch den nahen Austausch mit ihr und der Südwestdeutschen Philharmonie konnten die Architektur-Studierenden viele Wünsche in konkrete Ideen umsetzen.

Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn betonte, dass über die Arbeit von Ann-Sophie Albrecht bereits eine ausgezeichnete Idee für solch ein Vorhaben gekommen sei. Auch die neuen Ergebnisse und Ideen überzeugten ihn durch ihre Professionalität. An der Aufgabe war für die Stadt vor allem spannend zu sehen, ob das Raumprogramm, das seitens der Philharmonie nach deren Bedürfnissen erstellt wurde, zum Grundstück passt. Diese Frage konnte Karl Langensteiner-Schönborn bei der Eröffnung der Ausstellung mit einem klaren Ja beantworten, da alle Ideen und Wünsche in den verschiedenen Lösungen steckten. Seitens der Stadt sei dies die Bestätigung, diese Fläche weiterhin für ein solches Haus vorzuhalten, so Langensteiner-Schönborn, bis die finanziellen Möglichkeiten und die Zustimmung der Bürgerschaft eine Realisierung erlaubten.
 
Im Anschluss standen die Absolventen den Besuchern für Fragen zur Verfügung. Die Arbeiten sind vielfältig und jede hat ihre Besonderheit, diese wurden in den kurzen Präsentationen hervorgehoben. So schuf Felix Dold mit seinem „Piano Nobile“ einen Vorplatz zum Seerhein, der sich durch das ganze Gebäude zieht. Besucher werden so hineingeleitet und es entsteht ein offenes Haus für alle. Das Projekt „Dreiklang“ von Mailin Plocher sieht drei Kuben vor mit einer großen Außentreppe zum Seerhein. Jana Suppes Entwurf zeichnet ein schwebender Konzertsaal aus, während in der Arbeit von Kira-Ann Wunderlich der Konzertsaal den Gebäude-Mittelpunkt bildet und von einem großen Luftraum umgeben ist. Elischa Richardon setzt sein Gebäude mit einer ovalen Außenform bewusst von der Umgebung ab, die beiden Konzertsäle sind von außen gut ablesbar. Tamara Brandies hatte die Idee, ihren schwebenden Konzertsaal mit einer gläsernen Hülle zu versehen, um die Außenwirkung des Gebäudes noch zu verstärken. Kevin Brenner entwarf zwei Quader, die sich gegenüberstehen und nachts am Seerheinufer hell erstrahlen. Adrian Buck schuf in seinem Haus der Musik zwei Bereiche, den für die Künstler und einen für die Öffentlichkeit. Durch eine gläserne Trennwand können die Besucher dennoch hinter die Kulissen der Philharmonie schauen. Joschua Gauss schuf mit seinem Konzertsaal eine eigenständige Skulptur, die ein platzprägendes Element zum Seerheinufer bildet.
 
Beim Begehen der Ausstellung wurde für den Besucher schnell deutlich, dass es eine Vielfalt an Möglichkeiten gibt, die Fläche für ein Haus der Musik zu gestalten und zu nutzen. Auch Prof. Eberhard Schlag ist von dem Standort überzeugt: der Ort lasse viele Konzepte zu und eigne sich hervorragend als Eingangstor zur Stadt und als Übergang in die Altstadt von Konstanz. Er hoffe sehr, dass sich für die Südwestdeutsche Philharmonie irgendwann der Traum nach einer eigenen Heimat erfüllen wird und ihre Musik einen würdigen Rahmen bekommen kann.

(Erstellt am 15. Juli 2019 14:04 Uhr / geändert am 15. Juli 2019 14:06 Uhr)