Hoffnung für Krebspatienten durch computergestützte Chemotherapie: Bund bewilligt Forschungsprojekt
Eine Information von BioLAGO e.V.
Die Chemotherapie ist eine der zentralen Säulen der Krebsbehandlung. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz möchte die Uniklinik Freiburg gemeinsam mit zwei IT-Unternehmen den gesamten Prozess von der Therapieplanung bis zur Nachsorge für Patienten optimieren. Das Projekt "ChemoDAT" wird bis Mitte 2023 durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Es ist Teil des vom Gesundheitsverbund BioLAGO koordinierten bundesweiten ZIM-Netzwerks "DIGInostik".
Krebs ist in Deutschland die zweithäufigste Todesursache nach Herz-Kreislauferkrankungen. Laut dem Statistischen Bundesamt erlagen im letzten Jahr über 230.000 Menschen einem Krebsleiden. Wird ein Tumor diagnostiziert, ist die Chemotherapie eine wichtiger Behandlungsweg. Inzwischen wird in vielen Kliniken der gesamte Prozess einer Chemotherapie durch IT unterstützt - von der Therapieplanung, über deren Kontrolle bis hin zur Tumordokumentation. Dabei werden viele Informationen erfasst, durch den Austausch zwischen Patient, Arzt, Klinikapotheke, Labor und Pflegepersonal. Es kommen dabei unterschiedliche Software-Programme zum Einsatz, die jedoch nicht miteinander verknüpft oder nicht kompatibel sind. Das hat zur Folge, dass wichtige Informationen auf der Strecke bleiben, beispielsweise zur Anpassung der Dosierung eines Medikaments bei aufgetretenen Nebenwirkungen während einer Therapie.
Hier setzt das gemeinsame Kooperationsprojekt ‘ChemoDAT‘ der Uniklinik Freiburg mit den Unternehmen MPS – Medizinische Planungssysteme aus Freiburg sowie celsius37.com aus Mannheim an. „Unser Ziel ist eine Prozessoptimierung von Chemotherapien im klinischen Alltag durch die intelligente Verknüpfung der bestehenden Daten und Softwaresysteme, zum Wohle von Patienten“, erklärt Dr. Markus Ruch, Geschäftsführer von MPS.
Künstliche Intelligenz für eine bessere Kommunikation zwischen Arzt und Patient
Ein Teilvorhaben im Projekt ist es, Patienten-Fragebögen, die häufig in Kliniken noch auf Papier zum Einsatz kommen, vollständig zu digitalisieren. Das soll den Patienten ermöglichen, aufkommende Fragen zu Nebenwirkungen, wie Übelkeit, Schmerzen oder zum Allgemeinzustand, zeitnah dem Arzt oder der Ärztin zurück zu spiegeln. „Hier werden neuronale Netze zum Einsatz kommen, sodass das System anhand bestehender Fragebögen lernt und trainiert wird. So kann sich die Klinik besser auf das Gespräch vorbereiten und entsprechende Therapiemaßnahmen frühzeitig einleiten“, sagt Dwayne Jensen, Vorstand der IT-Schmiede celsius37.com AG.
Die Patienten können von den Ergebnissen des Projekts profitieren und werden zudem an ihrer Behandlung noch stärker beteiligt. Geplant ist die Entwicklung einer smarten Software, welche dynamisch Hinweisen zur Dosierung, Medikationsgabe und damit verbundenen Wechselwirkungen sowie Kontraindikation, Dosisreduktionen und zulässigen Lebenssummendosen generiert. Weltweit erstmalig soll dies auf Basis aller in einer Klinik verfügbaren, jedoch über mehrere Systeme verteilten Daten unter Berücksichtigung zukünftig geplanter Therapien patientenindividuell erfolgen. Das medizinische Personal erhält komfortabel und schnell einen breiten Überblick über den aktuellen Therapiestand und kann sowohl grundsätzliche Wechselwirkungen als auch individuelle Therapieanpassungen einfach erkennen und ggf. umgehend korrigierend eingreifen.
Projekt-Konsortium ist Teil des BioLAGO-Netzwerks „DIGInostik“
Das Projekt ‘ChemoDAT‘ wird bis Mitte 2023 mit insgesamt 422.500 Euro im ZIM-Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz gefördert. Entstanden ist es im ZIM-Netzwerk ‘DIGInostik‘ des Gesundheitsverbunds BioLAGO mit Sitz in Konstanz. Darin arbeiten über 20 Partner aus Industrie, Forschung und Medizin an verbesserter Diagnostik durch Künstliche Intelligenz. „Die Förderung von ChemoDAT freut uns sehr. Das Projekt gehört zu bisher 8 Forschungsvorhaben mit einem Gesamtvolumen von 12 Millionen Euro, die aus dem Netzwerk heraus eingereicht wurden“, so Dr. Michael Steinwand, Vorstandsmitglied von BioLAGO. Das Netzwerk hatte die ChemoDAT-Partner im Vorfeld beraten und mit dem Unternehmen PFIF zusammengebracht, welches das Konsortium bei der Einwerbung von Fördermitteln für das Projekt unterstützte.