Arbeiten im Konstanzer Untergrund

Das sind wir: Die Stadtverwaltung Konstanz stellt sich vor

Uwe Giermann
Auch massive Kanalabdeckungen halten nicht ewig. Auf dem Gelände der EBK hat Uwe Giermann immer Kanalabdeckungen aus Guss und Beton/Guss in verschiedenen Varianten sowie passende Ausgleichsringe vorrätig.

Uwe Giermann ist Vorarbeiter im Kanalbetrieb. Gemeinsam mit seinen Kollegen ist er für die Reinigung und die Instandhaltung des Kanalnetzes, der Pumpwerke und Regenüberlauf- und Regenrückhaltebecken verantwortlich.

Eine funktionierende Kanalisation ist für die Lebensqualität in einer Stadt entscheidend. Damit alles im Fluss bleibt, muss das Kanalnetz regelmäßig gereinigt und instand gehalten werden. Für diese Aufgaben ist der Kanalbetrieb der Entsorgungsbetriebe der Stadt Konstanz (EBK) zuständig. Hier sorgen Uwe Giermann, Vorarbeiter und Kanalfachkraft, und seine sechs Kollegen unter der Leitung von Lothar Blasi dafür, dass das Abwasser abläuft, die Kanaldeckel fest sitzen oder die Ratten nicht überhandnehmen. „Es ist eine stressige, schmutzige Arbeit“, erklärt Giermann unverblümt. Und mit Sicherheit auch eine der gefährlichsten Tätigkeiten, die innerhalb der städtischen Betriebe anfallen. Fast täglich wird Giermann mit Fäkalien, Bakterien, Viren, Schmutz und Ungeziefer konfrontiert. „Wir sind alle gegen Hepatitis A und B geimpft und werden regelmäßig untersucht. Der Kot und der Urin der Ratten sind das Schlimmste. Wenn es notwendig ist, verwenden wir in den Abwasserkanälen und -bauwerkeneinen schweren Atemschutz und tragen Schutzkleidung“, berichtet Uwe Giermann und ergänzt: „Man kommt unten schon ins Schwitzen, es ist dunkel, feucht und stinkt. Man muss abgebrüht sein.“

Hinzu kommt Explosionsgefahr durch Gase, die sich zum Beispiel durch Fäulnis bilden können. „Wir haben immer den Selbstretter dabei, der uns Atemschutz für eine Viertelstunde liefert.“ Pflicht ist auch das Mitführen eines Gaswarn- und Messgerätes. Zuerst findet eine zweiminütige Freimessung statt, bevor die Mitarbeiter hinuntersteigen. Das Gaswarngerät zeigt mit akustischen und optischen Signalen an, ob Gefahr besteht. „Wenn es durchgehend piepst, dann ist Gas im Kanal und wir müssen sofort raus. Aber wir sind ein gut eingespieltes Team, das sich aufeinander verlässt“, sagt Giermann. Die Einhaltung der Sicherheitsvorschriften steht an erster Stelle, kontinuierlich werden die Mitarbeiter geschult. Unterirdische Einsätze bedürfen der Erlaubnis. Und auch bei Austausch oder Reparatur von Kanaldeckeln lassen Giermann und seine Kollegen Vorsicht walten.

Und dennoch: Der geschulte Handwerker geht seit 30 Jahren gerne zur Arbeit, denn er weiß, seine Arbeit ist unverzichtbar. Als Vorarbeiter ist er zuständig für die Kanalreinigung und die Kanalinstandsetzung im öffentlichen Netz.

Der Bau- und der Spültrupp arbeiten separat. Die turnusmäßige Kanalreinigung wird in ganz Konstanz einschließlich Litzelstetten, Wallhausen, Dingelsdorf und Dettingen durchgeführt. Hinzu kommt die Reinigung der 30 Pumpwerke, des Zulaufpumpwerks der Kläranlage und der Regenüberlauf- und Regenrückhaltebecken. Kleinere Stationen werden in 120 und 180-Tages-Intervallen gesäubert. „Wir haben relativ saubere Kanäle in Konstanz, außer wenn es Großbaustellen gibt, wie zum Beispiel am Sternenplatz. Dann müssen wir öfter reinigen“, sagt Giermann.

Modernstes Gerät steht dem Kanalbetrieb dafür zur Verfügung. Das neue Hochdruckspül- und Saugfahrzeug arbeitet mit Wasserrückgewinnung. Wenn der Spültrupp morgens um 7 Uhr das Fahrzeug mit Wasser befüllt, reicht das fast den ganzen Tag. „Wir fangen dann an, von Schacht zu Schacht zu spülen, das kann je nach Verunreinigung auch schon mal einen halben Tag dauern.“ Mittels eines bis zu 280 Meter langen Spülschlauches und einer Reinigungsdüse wird mit Wasser und Hochdruck der Kanal gereinigt. Ein neun Meter langer Saugschlauch nimmt gleichzeitig wie ein Riesenstaubsauger Wasser und Schmutzstoffe auf, die im Fahrzeug mehrmals gefiltert werden. Das gesammelte Kanalräumgut wird recycelt und u.a. in Baustellen und im Straßenbau wiederverwendet.

Kleinere Schäden werden dem Bautrupp gemeldet. „Kleinere Schacht- und Bauwerkssanierungen fallen in unseren Bereich. Um so schnell wie möglich Schäden beheben zu können, benutzen wir zum Beispiel schnell härtenden Betonmörtel“, erklärt Uwe Giermann. Der Bautrupp säubert Schmutzfänger und ersetzt Steigeisen. Bei wackelnden Kanaldeckeln reicht es oft, einen Antiklappenring hineinzusetzen, manchmal muss aber auch der gesamte Rahmen ausgetauscht werden. Jeden Freitag findet die Streckenkontrolle statt, auf der Gräben und Gitter geprüft werden. Nach Starkregen werden zusätzliche Kontrollen gefahren. „In früheren Zeiten hat man nicht mit der Klimaänderung und dem Wachstum der Stadt gerechnet. So kann es vorkommen, dass die Abwasserkanäle bei Starkregen überlastet sind und Gullys zum Teil überlaufen.“

Eine weitere Aufgabe des Kanalbetriebs ist die Rattenbekämpfung. „Man sagt, auf jeden Einwohner kommen ein bis drei Ratten“, erzählt Uwe Giermann. In Gebieten wie der Altstadt – wo mehr gastronomischer Müll anfällt – werden regelmäßig Köder ausgelegt. Auch Bürger melden Sichtungen. Wenn Fraßspuren vorhanden sind, legen die Rattenbekämpfer nochmals Köder nach. „Wenn wir nicht handeln würden, dann würden wir der Lage nicht mehr Herr“, betont Uwe Giermann.

(Erstellt am 31. März 2020 17:44 Uhr / geändert am 31. März 2020 17:48 Uhr)