Das sind wir: Erzieherin mit Leib und Seele
Melanie Sousa absolviert momentan ihr drittes Ausbildungsjahr als Erzieherin im städtischen Kinderhaus am Salzberg. Für die 25-Jährige ist es ein Traumberuf.
Nicht viele Menschen wissen schon früh im Leben, was sie einmal werden wollen. Melanie Sousa aus Singen ist da eine Ausnahme. „Als mein Bruder auf die Welt kam, habe ich sofort Muttergefühle entwickelt und wusste, ich will einmal mit Kindern arbeiten“, erzählt Sousa. Da war sie gerade neun Jahre alt. Mit 12 Jahren absolvierte sie bereits ein Praktikum im Kindergarten. Nach dem Abschluss der Hauptschule fügte sie den Realschulabschluss hinzu. „Dann habe ich ein Freiwilliges Soziales Jahr wieder an einer Kita in Singen gemacht und schließlich noch die Fachhochschulreife nachgeholt.“ Sousa beginnt zu arbeiten, reist nach Asien. Als sie wiederkommt, ist klar: Der Wunsch, Erzieherin zu werden, hat nicht an Attraktivität verloren.
Allerdings muss sie auch Geld verdienen. Die Chance, beides in Einklang zu bringen, ergibt sich durch die 2012 in Baden-Württemberg eingeführte Praxisintegrierte Ausbildung zum/zur staatlich anerkannten Erzieher/in (PIA). Mit der PIA Ausbildung hat das Land eine vergütete Ausbildungsmöglichkeit für angehende Erzieher/innen geschaffen, um einen größeren Personenkreis für den Beruf zu gewinnen und damit den Erziehermangel offensiv anzugehen. Anstatt der zweijährigen Vollschulausbildung mit zwei Blockpraktika und einem Anerkennungsjahr, werden bei der PIA-Ausbildung Theorie und Praxis miteinander verschmolzen. So besucht Melanie Sousa an drei Tagen in der Woche das Berufskolleg der Mettnau-Schule, mittwochs und donnerstags arbeitet sie im städtischen Kinderhaus am Salzberg, das von Thomas Weber geleitet wird.
Der PIA Lehrstoff unterscheidet sich nicht von der klassischen Erzieherausbildung: sozialpädagogisches Fachwissen und Konzepte werden vermittelt ebenso wie entwicklungspsychologische Grundlagen. Kinder- und Jugendliteratur, Musik, Spiel, Bewegung, kreative Gestaltung und Medien sind weitere Inhalte. Ganz praxisorientiert lernt die angehende Erzieherin im Berufskolleg pädagogische Angebote auszuarbeiten, durchzuführen und zu reflektieren. Ergänzende Aspekte sind Elternarbeit, Projektarbeit sowie Integration und Inklusion. Das Erlernte kann Melanie Sousa direkt im Kinderhausalltag anwenden.
Im Kinderhaus am Salzberg wird, wie in allen städtischen Kitas, das Infans-Konzept umgesetzt. Ziel ist, dass die Kinder schon von Klein an ihre Talente und Ressourcen so gut wie möglich entfalten können. „Dafür beobachten wir die Kinder und schreiben in einem persönlichen Portfolio zum Beispiel auf, was die Kinder interessiert und wie es von anderen Kindern akzeptiert wird, und halten die Entwicklung auch auf Fotos fest“, erklärt Melanie Sousa. Aufbauend auf diesen Beobachtungen werden „Spielräume“ gestaltet und Bildungsangebote für das einzelne Kind und die Gruppe entwickelt. Alle Bildungsangebote werden in einer sogenannten Erziehungspartnerschaft mit den Eltern besprochen.
Zwei Mentorinnen – spezielle geschulte Kolleginnen aus dem Kinderhaus – begleiten Melanie Sousa bei der Umsetzung des Infans-Konzepts, helfen bei Projekten und stehen ihr bei allen Fragen zur Seite. Auch bei der Abschlussarbeit greifen ihr die Mentorinnen unter die Arme. Sousas nächste große Aufgabe wird das erste Elterngespräch sein, das sie selbständig führen wird. „Ich bin schon nervös, aber ich konnte schon an vielen solchen Gesprächen teilnehmen und Erfahrungen sammeln. Es ist sehr schön, wie gut mich das ganze Team unterstützt.“
Im Kinderhaus am Salzberg hat die Auszubildende alle Bereiche von der Krippe über den Kindergarten bis zum Hort durchlaufen. Aber ihr Herz hängt besonders an den ganz Kleinen: „Am liebsten bin ich in der Krippe. In den ersten drei Lebensjahren ist die Entwicklung am größten. Man sieht die Fortschritte der Kinder sehr gut und freut sich, dass man sie dazu befähigt hat“, sagt Melanie Sousa. Dafür stehen dem Team verschiedene Bildungsbereiche zur Verfügung. Grundlage von Sousas Arbeit ist es, ganz behutsam eine Bindung zu den Kindern aufzubauen, um ihnen soziale und emotionale Sicherheit zu vermitteln.
Gemeinsam mit sieben ErzieherInnen betreut Sousa 20 Kinder in der Krippe. Das kann sehr anstrengend sein. „Man sollte gut in Stressbewältigung und auch den Eltern gegenüber sehr offen sein. Man muss diesen Job lieben, sonst kann man ihn nicht ausfüllen“, betont Melanie Sousa. Ihr größtes Geschenk ist die Zuneigung der Kinder, die sie täglich spürt. „Sie geben mir so viel zurück, wenn sie mich umarmen und mir vertrauen.“