Hafner: Natur und Städtebau

Einfluss der Landschaftsökologie auf die Entwicklung des Gebietes

Ausblick auf den Hafner (Stadt Konstanz / KCAP)

Das Gebiet Hafner ist die Fläche mit dem größten Wohnbaupotential der Stadt und damit ein wesentlicher Baustein des Handlungsprogramms Wohnen zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und zur Entspannung des Konstanzer Wohnungsmarktes. Im Rahmen der Fortschreibung des Flächennutzungsplanes wurde diese Fläche bereits im Jahr 2000 als Fläche für die Entwicklung von Wohnen und Gewerbe dargestellt.
 
Alle Planungsbeteiligten waren sich bereits zu Beginn des Planungsprozesses bewusst, dass dieser strukturreiche Landschaftraum mit seinen vielfältigen Biotoptypen und Vernetzungselementen (Hecken, Riedflächen, Bäche, Streuobstwiesen, Brachflächen) und dem Wechsel von „Berg und Tal“ eine hohe landschaftsökologische Bedeutung besitzt. Wegen seiner landschaftlichen Schönheit dient der Hafner der Wollmatinger Bevölkerung als Naherholungsgebiet. So wurden im Hinblick auf diese wichtigen Funktionen bereits 2017 ein naturschutzfachliches und ein lokalklimatologisches Gutachten beauftragt.
 
Im Rahmen des naturschutzfachlichen Gutachtens wurde ein besonderes Augenmerk auf Vogelarten, Fledermäuse sowie weitere für das Gebiet mögliche geschützte Tiergruppen gelegt, wie z. B. die Amphibien, Reptilien oder die Haselmaus. Ergebnis war, dass die geschützten Biotope (z.B. Hecken, Feuchtgebiete), die waldähnlichen Strukturen und die Bachläufe wertvolle Lebensräume und ökologisch bedeutende Strukturen für die Tierwelt sind und soweit möglich erhalten werden sollten. Im Besonderen trifft dies auf die Drumline Hafner und Vochenberg zu. Sie sind für verschiedene Fledermaus- und Vogelarten sowie die Zauneidechse von hoher Bedeutung. Vereinzelt sind in Gehölzbeständen Haselmausvorkommen nachgewiesen worden.
 
Das Klimagutachten zeigt auf, wie und wo die Kaltluft vor Ort entsteht und abfließt. Von besonderer Bedeutung sind die Kaltluftleitbahnen, die insbesondere in den Sommermonaten für eine Durchlüftung von Wollmatingen bis ins Schwaketental sorgen. Auch hier nimmt der Drumlin Hafner – ähnlich wie der Bereich um den Bettenberg – eine besondere Stellung als Kaltluftentstehungsgebiet ein.

Klimatische, landschaftliche und bauliche Faktoren am Hafner (Stadt Konstanz / KCAP)

Landschaftliche Qualitäten sichern
Für die Planungen und die schlussendliche Entwicklung der Fläche ergaben sich daraus enge Rahmenbedingungen und hohe Anforderungen. Ziel ist es nicht nur, die ökologischen Funktionen so gut wie möglich zu erhalten, sondern auch die landschaftlichen Qualitäten des Gebietes bestmöglich zu sichern. Das erforderte eine intensive Vorbereitung, um eine möglichst umweltverträgliche städtebauliche Planung zu entwickeln.
 
Bereits im Rahmen des städtebaulichen Wettbewerbs und seiner Vorbereitung stellten die umweltrelevanten Parameter bedeutende Prüf- und Entwurfskriterien dar. Bei der Ausarbeitung des Rahmenplanes wurden diese Umweltkriterien in einem engen Dialog mit den Fachgutachtern regelmäßig überprüft und die Planung schrittweise verfeinert und verbessert. Beispielhaft hierfür wurden die geplanten Grünzüge innerhalb der zukünftigen Siedlungsfläche auf ihre Funktion als Kaltluftleitbahn überprüft und die Siedlungsränder entsprechend gestaltet. Es zeigte sich auch, dass es eine große Schnittmenge zwischen dem Erhalt wertvoller Biotopflächen und klimarelevanter Freiflächen ergab. Positiv ist anzumerken, dass der Ausgleichsbedarf reduziert werden konnte, indem eine Vielzahl bedeutender Biotopstrukturen erhalten bleibt und eine Bebauung in den besonders empfindlichen Bereichen vermieden wurde.
 
In der vorliegenden Rahmenplanung ist es gelungen, den Vochenberg und den Hafner von einer Bebauung freizuhalten. Die Bauflächen wurden so strukturiert, dass großzügige Grünzüge in Nordsüd- und Westostrichtung erhalten bleiben. Diese Korridore dienen dem Biotopverbund und als Kaltluftschneisen zur Durchlüftung der neuen und angrenzenden Siedlungsflächen.
 
Den Rahmenplan zeichnen hinsichtlich der landschaftsökologischen Belange folgende Punkte aus:

  • Freihaltung der Klimaschneisen
  • Erhalt möglichst vieler Biotope
  • Freihaltung wertvoller Landschaftselemente
  • Städtebauliche Flächenanordnung anhand der landschaftsökologischen Belange
  • Verknüpfung von Grün- und Biotopflächen
  • Einbindung von Landschafts- und Grünelementen in die Freiraumstruktur
  • Einbindung von bestehenden Gewässern in die Freiraumplanung und Entwässerungsplanung

Der intensive Planungsprozess mit ständiger Rückkopplung zu den genannten Themen hat das Konzept in vielerlei Hinsicht deutlich optimiert. Das städtebauliche Konzept und das Freiraumkonzept nehmen soweit möglich Rücksicht auf die naturräumlichen Gegebenheiten im Gebiet.

(Erstellt am 04. Februar 2020 11:55 Uhr / geändert am 04. Februar 2020 12:02 Uhr)