Hohe Wertschätzung für ehrenamtliches Engagement

Ein Abend für Konstanzer Vereinsvorstände

Eine Gruppe Personen, stehend im Innenraum, festlich gekleidet
Die Organisatoren und Mitwirkenden (von links): Martin Schröpel, Bürgerbeteiligung und bürgerschaftliches Engagement, Sarah Müssig, Leiterin des Kulturamts, OB Uli Burchardt, Frank Schädler, Leiter des Amts für Bildung und Sport, Stephan Kühnle, stellvertretender Leiter Volkshochschule Landkreis Konstanz, Anjela Griebel, Bürgerbeteiligung und bürgerschaftliches Engagement, und Moderator Harald Kühl „Die Regionauten“.

Zum sechsten Mal luden die Stadt Konstanz und die Volkshochschule Landkreis Konstanz zur Veranstaltung für Vereinsvorstände „Engagement braucht Zukunft – Zukunft braucht Engagement“. Rund 350 BesucherInnen nutzen am 27. Juni 2023 die Gelegenheit zum Austausch im Bodenseeforum.

Danke sagen, Impulse geben, Wertschätzung ausdrücken, Zusammenhalt stärken: Die Veranstaltung „Engagement braucht Zukunft“ stellte ein integrales Element des Stadtlebens in den Mittelpunkt: die ehrenamtliche Vereinsarbeit. OB Uli Burchardt und Stephan Kühnle, stellvertretender Leiter der Volkshochschule Landkreis Konstanz, begrüßten die Vereinsvorstände. Das abwechslungsreiche Programm, das die Brassband „New Jams“ und das Improtheater „TmbH“ künstlerisch begleiteten, moderierte Harald Kühl von der Agentur „Die Regionauten“.

OB Uli Burchardt dankte in seiner Rede den Vorständen und Verantwortlichen örtlicher Initiativen für „die Zeit und Energie, die Sie freiwillig aufbringen für die Organisation der Vereine, Programme und Aktionen und den großen Beitrag, den Sie zum Zusammenleben in der Stadt leisten“. Die über 700 Vereine und Initiativen machen Konstanz zu einer lebendigen, interessanten und sozialen Stadt. „Eine funktionierende Kommune braucht Menschen, die integrierend, inklusiv und kreativ ein sorgendes Miteinander schaffen und auch Härten ausgleichen.“ Das sei angesichts der vielen Herausforderungen und Krisen nicht einfach, umso größer sei die Hochachtung vor der ehrenamtlichen Arbeit, die OB Uli Burchardt auch im Namen des Gemeinderats aussprach.

Um diese Freiwilligenarbeit zu fördern und zu stärken, bedarf es neuer Ansätze, wie sie in der „Neue Leipzig-Charta“ für Stadtentwicklung formuliert wurden, erklärte der OB. Für eine gemeinwohlorientierte, integrierte und nachhaltige Stadtentwicklung soll allen Bevölkerungsgruppen nicht nur Teilhabe ermöglicht werden. Vielmehr soll Stadtentwicklung zu einer Sache aller gemacht werden. „Das bedeutet auch, dass wir Engagement ermöglichen, aber auch einfordern“, sagte Burchardt und gab einen Überblick, welche Rahmenbedingungen es bereits in Konstanz gibt.

Die Sport- und Kulturförderrichtlinien unterstützen mit klaren Regeln. Der Kulturfonds ermöglicht Projektarbeiten. Gemeinsam mit der Volkshochschule ist das Fortbildungsprogramm „Fit im Ehrenamt“ aufgelegt worden. In Ehrungen verdienter BürgerInnen, dem BürgerInnen- und SportlerInnen-Empfang oder auch der Veranstaltung „Engagement braucht Zukunft“ wird Freiwilligenarbeit sichtbar gemacht und der Austausch miteinander gefördert. Vereine können sich auch durch die Fachämter beraten lassen. Dank eines Förderbudgets können sich Vereine Beratungsleistungen von bis zu 3.000 Euro einkaufen. Das deutschlandweit einzigartige „Bürgerbudget“ unterstützt Vereinsprojekte mit bis zu 15.000 Euro. 37 wurden damit bereits gefördert, 16 weitere befinden sich in der Umsetzung. Auch der „Klimafonds“, der erste seiner Art in Deutschland, unterstützt gemeinnützige Zwecke. Corona habe zwar im Haushalt der Stadt Spuren hinterlassen und Sparmaßnahmen erforderlich gemacht, aber das Niveau der Vereinsförderung sei weiterhin hoch, betonte Uli Burchardt. „Bei individuellen Härten kann der Gemeinderat eine finanzielle Förderung beschließen.“ Auch das Thema fehlende Räume für Vereine und Initiativen sei auf einem guten Lösungsweg, versprach der OB.

Martin Schröpel, Beauftragter für Bürgerbeteiligung und bürgerschaftliches Engagement, Sarah Müssig, Leiterin des Kulturamts, und Frank Schädler, Leiter des Amts für Bildung und Sport, beantworteten im Anschluss in einer Talkrunde zuvor eingereichte Fragen der Vereine. Diese drehten sich um kleine und große Anliegen. So könne in absehbarer Zeit leider keine Klimaanlage in den denkmalgeschützten Wolkensteinsaal eingebaut werden, erklärte Sarah Müssig. Drei mobile Klimageräte sorgten jetzt aber für angenehmere Temperaturen. Sie betonte, dass für die freie Kulturszene viele projektbezogene Förderstrukturen vorhanden sind, die momentan aktualisiert werden. So werde es eine Konzeptionsförderung geben, die Projekte in der schwierigen Anfangsphase intensiver unterstützt. „Professionelle Strukturen ersetzen kein Ehrenamt, können aber helfen, dem Ehrenamt den Rahmen zu bieten, sich mit Freude seiner Aufgabe zu widmen“, so Schädler. In Bezug auf fehlende Räume, Proberäume und Ateliers sei eine hybride Nutzung vorstellbar. Auch die Möglichkeiten der grenzüberschreitenden Nutzung von Räumen werden derzeit ins Auge gefasst: „Wir müssen den Stadtraum größer denken.“

Hallenplätze und Personal sind knapp. Frank Schädler betonte, die Stadt tue bei den Hallenplätzen ihr Möglichstes: So werde aktuell die Schänzlehalle erweitert. Sportmöglichkeiten werden auch im neuen Berufsschulzentrum und im Erweiterungskomplex des Suso-Gymnasiums geschaffen. Auch die Anmietung von Gewerbeflächen als Sportflächen sei denkbar. „Das Knowhow und die Initiative der Vereine sind hier gefragt. Die Stadt kann sie in der Umsetzung und bei der Genehmigung unterstützen“, erklärte Frank Schädler. In der Frage des fehlenden Personals für Kurse und Angebote werde sich die Stadt einsetzen, gute Rahmenbedingungen zu schaffen und damit neue Strukturen zu ermöglichen. Mehr Anerkennung und Wertschätzung für das freiwillige Engagement soll die Ehrenamtskarte Baden-Württemberg bringen, die jetzt in vier Modellkommunen erprobt wird. Sie werde wahrscheinlich ab 2024 im ganzen Land eingeführt, berichtete Martin Schröpel.

Die Angebote „Fit im Ehrenamt“ und das Förder- und Bürgerbudget stellten Stephan Kühnle für die Volkshochschule und Anjela Griebel von der Abteilung für Bürgerbeteiligung und bürgerschaftliches Engagement abschließend im Detail vor. Bei einem Buffet konnten die TeilnehmerInnen in sommerlicher Atmosphäre entspannt den Abend ausklingen lassen.

(Erstellt am 30. Juni 2023 16:47 Uhr / geändert am 05. Juli 2023 09:05 Uhr)