In Petershausen sollen 280 neue Wohnungen entstehen

Siegerentwurf des Wettbewerbs zur Entwicklung des Telekomareals gekürt

Der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs zur Entwicklung des Telekomareals.

Das Telekomareal an der Moltkestraße in Petershausen soll umgestaltet werden. Hierfür hatte die Eigentümerin, die Stuttgarter BPD Immobilienentwicklung GmbH, in Abstimmung mit der Stadt Konstanz einen Architektenwettbewerb zur Entwicklung des Areals ausgelobt, der jetzt entschieden ist. Der Siegerentwurf und die Arbeiten der weiteren zwei Preisträger sind noch bis zum 3. Mai 2019 während der üblichen Geschäftszeiten im 6. OG des Verwaltungsgebäudes Laube (Untere Laube 24) ausgestellt.

Der Architektenwettbewerb war in einen Realisierungsteil zum Umbau des Fernmeldehochhauses und einen Ideenteil zur Entwicklung des westlich angrenzenden Areals aufgeteilt. Sowohl im Hochhaus als auch auf dem Telekomareal sollen neue Wohnungen entstehen, ergänzt werden diese durch gewerbliche Nutzungen im Erdgeschoss und 1. Obergeschoss des Hochhauses, die vorgelagerten Pavillons und eine Kita im Ideenteil. Insgesamt entstehen auf dem Areal rund 280 neue Wohnungen (davon etwa 180 im Ideenteil), von denen 30% gemäß des Handlungsprogramms Wohnen im geförderten Wohnungsbau angesiedelt sein werden. Der Baubeginn für das Hochhaus ist für das Frühjahr 2020, die Fertigestellung für den Sommer 2022 geplant. Die Fertigstellung der Entwicklungsmaßnahmen im angrenzenden Areal sind für das Jahr 2024 vorgesehen.

Die Jurymitglieder, darunter Architekten, Landschaftsarchitekten, Vertreter der BPD Immobilienentwicklung GmbH sowie des Gemeinderats und der Stadtverwaltung hatten am 29. März unter 13 eingereichten Arbeiten drei Preisträger ermittelt. Der Entwurf des Berliner Architekturbüros Sauerbruch Hutton in Arbeitsgemeinschaft mit der Sinai Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH, ebenfalls aus Berlin, wurde sowohl im Realisierungsteil als auch im Ideenteil einstimmig mit dem 1. Preis ausgezeichnet. Den zweiten Preis im Realisierungsteil erhielt das Rotterdamer Architekturbüro MLA+ zusammen mit den Grieger Harzer Landschaftsarchitekten, der dritte Preis ging an Blocher Partners aus Stuttgart zusammen mit Greenbox Landscharftsarchitekten. Des Weiteren erhielten die Grüntuch Ernst Generalplanungs GmbH aus Berlin zusammen mit WES Landschaftsarchitektur sowie ARGE Braun+Müller aus Konstanz / ee concept GmbH aus Konstanz/Darmstadt zusammen mit W+P Freie Landschaftsarchitekten aus Offenberg jeweils eine Anerkennung für ihre Entwürfe im Realisierungsteil.
Im Ideenteil vergab die Jury einen zweiten Preis an Holzer Kobler Architekturen aus Zürich zusammen mit A 24 LANDSCHAFT Landschaftsarchitektur GmbH.

Aus dem Protokoll der Jurysitzung zum 1. Preis:
Realisierungsteil:
„Der Entwurf zeichnet sich im Besonderen durch eine gute städtebauliche Einbindung und durch eine geradezu elegante Weiterentwicklung des Towers aus.
Die Verfasser verstehen das Projekt als Teil der typischen Petershauser Blockstruktur. Dabei werden durch Erweiterungsbauten die prägnanten Proportionen und Typologien der Nachbarschaft übernommen und weitergebaut.
Gekonnt selbstverständlich integriert sich das vorhandene Hochhaus in diese Struktur, ergänzt um eine zeitgemäße Interpretation von Pavillonbauten zum Gebhardsplatz. Durch das freigestellte Hochhaus, die Anordnung der Neubauten, St. Gebhards-Schule und Platz entsteht ein wohlproportionierter Raum, der auch in seiner Nutzung eine Vernetzung und nachhaltige Belebung dieses wichtigen urbanen Ortes verspricht. Die Eingänge und Zugänge sind klar positioniert und gut angeordnet. Die Erschließung und die Einbindung der Tiefgaragenabfahrt in das Gebäude sind ebenfalls gut gelöst. Das Hochhaus erhält eine zeitgemäße Fassade. Die farbigen Glaselemente und das durch die Bewegung der Bauteile entstehende Farbspiel werden sehr positiv bewertet. Hiermit wird eine neue Anmutung des Baukörpers erzielt. Dabei kommen die Verfasser ohne bedeutende statische Veränderungen aus. Auch die Grundrissanordnung und die unterschiedlich aufgezeigten Grundrisstypen werden im Preisgericht positiv beurteilt. Besonders gelungen ist die Wohnraumerweiterung über die vorgestellte Wintergartenzone. Allerdings ist die Wohnungsgröße der 3-Zimmerwohnungen zu groß und das Angebot an kleinen Wohnungen zu gering, was aber nachweislich ohne konzeptionelle Anpassungen angepasst werden kann. Insgesamt zeigen die Verfasser mit der Arbeit gekonnt auf, wie mit einem städtebaulich sowie architektonisch herausfordernden Erbe zeitgemäß umgegangen werden kann, um nachhaltige Stadtreparatur zu leisten. Die Qualitäten des Hochhauses werden hervorragend herausgearbeitet und Petershausen ein Stück Stadt zurückgegeben.“

Ideenteil:
„Die Nachbarschaft zum Telekomhochhaus ist geprägt durch die typischen Petershauser Blockstrukturen, die überwiegend mit einem roten Satteldach ausgebildet sind. Diese Strukturen werden städtebaulich und typologisch aufgenommen und auf diesem Grundstück zeitgemäß interpretiert. Die Achse Jahnstraße/ Petershauser Straße wird freigestellt. Damit wird der Raum klar gegliedert und die Dimension des neuen Blocks definiert. Durch Anordnung zweier Zeilen erhält das Telekomhochhaus Halt und wird sehr schlüssig in seiner Umgebung verankert. Die neuen Gebäude harmonieren durch die ebenfalls geneigten Dachformen mit der unmittelbaren Nachbarschaft. Die klare Ordnung von Wohnblock, Tower und Freiraum, die Positionierung der gewerblichen Nutzungen und die richtige Ausbildung neuer Verbindungen geben dem Gesamtprojekt eine hohe Selbstverständlichkeit als neue Mitte in Petershausen. Die exakte Positionierung der offenen Ecke Moltkestraße/ Jahnstraße wird dabei leicht kontrovers diskutiert. Besonders interessant gelöst ist die Anordnung gemeinschaftlicher Nutzungen innerhalb des Wohnhofs, die über den Weg erschlossen werden. Das Kitagebäude ist richtig positioniert, erscheint aber in seiner Ausbildung etwas zu voluminös.
Dem Ideenteil liegen keine ersichtlichen Aussagen zu Stellplätzen zugrunde. Die Telekomleitung wurde überbaut. Die Arbeit zeichnet sich insgesamt durch die klare städtebauliche Haltung aus, die dem Entwurf zugrundeliegt. Durch dieses tragfähige Gerüst wird Petershausen mit einem hohen Maß an Selbstverständlichkeit weitergebaut. Eine äußerst gelungene Weiterentwicklung dieses sensiblen Raums.“

(Erstellt am 04. April 2019 15:33 Uhr / geändert am 05. April 2019 11:58 Uhr)