Verbesserte Klimabilanz durch Dämmung
Das Informationsprogramm Zukunft Altbau weist in einer Pressemeldung darauf hin, dass einer Studie zufolge gedämmte Häuser, egal mit welchem Dämmstoff, den CO2-Fußabdruck vermindern.
Die Presseinformation des vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderten Informationsprogramms Zukunft Altbau im Wortlaut:
Wie verbessert sich die eigene Klimabilanz mit einer Dämmung? Vor dieser Frage stehen viele Eigentümerinnen und Eigentümer von älteren Wohnhäusern. Ergebnisse einer neuen Studie zeigen nun: Alle Dämmstoffe für Fassade, Kellerdecke und Dach vermeiden über die Lebensdauer betrachtet erheblich mehr Energie und Treibhausgase, als ihre Herstellung erfordert. Darauf weist das vom Umweltministerium Baden-Württemberg geförderte Informationsprogramm Zukunft Altbau hin. „Eine schlecht gedämmte Gebäudehülle gehört zu den größten ökologischen
Versäumnissen, die Hauseigentümern unterlaufen können“, sagt Frank Hettler von Zukunft Altbau. Auch ambitioniertere Dämmstandards als der Gesetzgeber fordert, lohnen sich für das Klima, zeigt die Studie. Die Untersuchung stammt vom Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) sowie dem Verein Natureplus und ist im März 2020 erschienen. Bewertet haben die Forscher auch, wie gut die jeweilige Ökobilanz der verschiedenen Dämmstoffe ist.
Neutrale Informationen gibt es auch kostenfrei am Beratungstelefon von Zukunft Altbau unter 08000 12 33 33 oder per E-Mail an beratungstelefon@zukunftaltbau.de.
Stellt die Baustoffindustrie Dämmstoffe her, braucht sie dafür Energie. Das gilt für mineralische Stoffe wie Glas- und Steinwolle genauso wie für Dämmmaterialien aus Kunststoffen. Ein Beispiel für letzteres ist expandiertes Polystyrol, auch bekannt als Styropor. Diese konventionellen Dämmmaterialien decken rund 90 Prozent des Marktes ab. Doch auch die Produktion von nachwachsenden Dämmstoffen wie Hanf, Flachs oder Holzfasern erfordert Energie. Da hier die Sonne einen Teil der Arbeit übernimmt, ist der Energieaufwand in vielen Fällen etwas geringer.
Energetische Amortisationszeit von einem Jahr im Vergleich zum ungedämmten Haus
Dass auch bei den oft kritisierten konventionellen Dämmstoffen die Ökobilanz sehr gut ist, zeigen die neuen Zahlen eindeutig: Im Schnitt vergeht nur gut ein Jahr, bis sich die Dämmung eines sanierten Altbaus energetisch amortisiert hat, ermittelten die Forscherinnen und Forscher anhand eines Beispielhauses im KfW-Effizienzhaus-Standard 55. Danach ist die Dämmung meist noch 40 Jahre oder mehr intakt und spart weiter Heizenergie ein.
Gegenüber einem Neubau mit energetischem Mindeststandard braucht es – je nach Dämmstoff und Heizungstechnologie – fünf bis zehn Jahre, bis sich die dickere Dämmung des KfW-55-Hauses energetisch rechnet. „Mehr dämmen als der Gesetzgeber in der Energieeinsparverordnung EnEV verlangt, ist daher definitiv gut für Umwelt und Klima“, so Florian Knappe vom ifeu.
Selbst der noch bessere KfW-40-Standard bringt Vorteile mit sich: Hier rechnet sich die Dämmung im Vergleich zum nicht gedämmten Altbau nach bis zu drei Jahren und im Vergleich zum Neubaustandard nach immerhin sieben bis 18 Jahren. Aus ökologischer Sicht sind umfangreiche Maßnahmen zur Gebäudedämmung im Rahmen der gängigen baulichen Praxis daher immer sinnvoll.
Energieaufwand weiter senken und mehr Recycling
Die Ökobilanz betrachtet Umweltwirkungen, Rohstoffeinsätze und Emissionen für den gesamten Lebensweg verschiedener Dämmstoffe. Damit sie noch besser wird, arbeiten Forschung und Industrie an einem geringeren Energieeinsatz bei der Produktion sowie verbesserten Rückbau-, Verwertungs- und Recyclingmethoden. Sie sollen den ökologischen Rucksack sowohl für konventionelle als auch für nachwachsende Dämmstoffe verkleinern.
Aktuell schneiden laut ifeu-Studie die Holzfaser-Einblasdämmung sowie Hanf- und Jutematten am besten ab, was den Herstellungsaufwand und die Entsorgungslasten angeht. Auf dem zweiten Platz folgen Zellulose-Einblasdämmstoffe gemeinsam mit Holzfasermatten und Polystyrol-Platten, die heute ohne das gesundheitsschädliche Brandschutzmittel HBCD hergestellt werden. Auf dem dritten Rang liegen die meisten übrigen Dämmstoffe in Platten- und Mattenform. Dazu gehören unter anderem Glaswolle-Matten, Steinwolle- und Mineralschaumplatten. Nicht ganz so gut schneiden nass produzierte Holzfaser- und Schaumglasplatten ab – sie benötigen viel Energie bei der Herstellung.
Damit die Ökobilanz der Dämmstoffe noch besser wird, ist neben einer energieeffizienten Produktion ein möglichst stoffliches Recycling erforderlich, so die Studie. Der Einstieg in eine Kreislaufwirtschaft ist aber nicht nur für Polystyrol und Co. sinnvoll. Wollen Dämmmaterialien aus Naturbaustoffen wie Jute oder Hanf ihren Vorsprung behalten, müssen auch bei ihnen Verbesserungen beim Recycling erzielt werden. Aktuell werden diese nämlich noch – wie viele andere Dämmstoffe auch – in Müllverbrennungsanlagen verbrannt.
Die vollständige Studie steht auf der Website des ifeu zum kostenlosen Download bereit.