Kunstfertig und mit Herzblut saniert
Die Stiftung Stadtbild hat das Anwesen in der Hofhalde 12 für eine besonders vorbildliche Restaurierung und Sanierung des Falzziegeldaches mit einer Bronzeplakette ausgezeichnet.
In der Konstanzer Altstadt, genau zwischen den Türmen des Konstanzer Münsters auf der einen und jenem der St. Stephanskirche auf der anderen Seite, reckt sich die Architektur eines besonderen historischen Gebäudes in die Höhe und strahlt seit Kurzem in neuem Glanz: Das Dach der Hofhalde 12, des 1898 erbauten ehemaligen Wohnhauses der Familie des Gürtlermeisters Joseph Wirth. Die kunstgewerbliche Werkstatt des Metallbildners war über die Region hinaus bekannt, an seinem Haus wollte Wirth seine Kunstfertigkeit zur Schau stellen. Davon zeugen noch heute unzählige Zierelemente an der Fassade und vor allem auf dem Dach des über 120 Jahre alten Gebäudes. Einem Großteil davon war das Alter mittlerweile jedoch auch anzusehen: Vieles davon befand sich in einem schlechten Zustand, einiges war bereits irreparabel. Im Zuge von Dämmmaßnahmen hat der Eigentümer Dr. Joachim Schroff, dessen Familie in den 70er Jahren in den Besitz des Hauses kam, das Dach nun unter erheblichem Zeit- und auch Kostenaufwand sanieren und restaurieren lassen – herausgekommen ist dabei ein gelungenes Sanierungsprojekt, in das sämtliche Beteiligte viel Herzblut gesteckt haben.
Altes Erbe als Pflicht
Das Ergebnis kann sich sehen lassen: „Insgesamt wurde mit der Sanierung das Bild des 19. Jahrhunderts wiederhergestellt“, erklärt Frank Mienhardt, Leiter der städtischen Denkmalpflege. Er lobte die gute Zusammenarbeit mit den Beteiligten, die Stadt Konstanz hatte das Sanierungsprojekt zusammen mit dem Land finanziell unterstützt. OB Uli Burchardt betonte bei der Verleihung der Auszeichnung die Bedeutung solcher Sanierungsmaßnahmen an stadtbildprägenden Gebäuden: „Uns wurde ein altes Erbe anvertraut: Eine schön erhaltene Altstadt, die es zu bewahren gilt. Es ist unsere Pflicht, uns darum zu kümmern.“ Er wies darauf hin, dass die Erhaltung des Stadtbildes nur dank des oft großen Engagements und hohen finanziellen Einsatzes der Hausbesitzer möglich sei. Es koste viel Geld, Zeit und Nerven und sei oft sehr aufwendig, die Häuser zu sanieren, aber die Arbeit sei sehr wichtig und für die ganze Stadt gut und richtig, so OB Burchardt.
Liebe zum Detail
Wegen der Arbeiten in luftiger Höhe war für viele Passanten auch gar nicht ersichtlich, was überhaupt gemacht wurde: „Das Haus befand sich ja lange hinter einem Gerüst und die Leute haben sich schon gefragt, was da genau gearbeitet wird“, erzählt Bauherrin Irmingard Schroff. Nach der zehnmonatigen Bauzeit von Oktober 2018 bis Juli 2019 wird nun deutlich, wie viel Aufwand tatsächlich betrieben und was für eine große Liebe zum Detail hier bewiesen wurde: Neben der Erneuerung der Terrassenbrüstung wurden nach Dämmmaßnahmen zunächst die Flächenziegel am Steildach umgedeckt und eine neue Flachdachdämmung und -abdichtung vorgenommen. Hier konnten zwar viele Flächenziegel aus der Bauzeit noch erhalten werden, doch bei den prominenten Firstziegeln in Lilien- und Traubenform gab es schlechte Nachrichten: Da sie nachträglich mit sehr hartem Zementmörtel befestigt worden waren, wurden sie trotz des vorsichtigen Ausbaus stark beschädigt. Ähnlich erging es auch den Grat- und Flächenziegeln des Türmchens und des Walmspitzes. Hierfür einen adäquaten Ersatz zu finden, erwies sich als der kniffligste und auch langwierigste Teil des Sanierungsprojekts: Nachdem die Ziegel des Hauses in den Katalogen der historischen Ziegelmanufakturen nicht gefunden werden konnten, wurde lange nach einem Betrieb gesucht, der die Einzelstücke nachbauen konnte. Dieser fand sich letzten Endes in der Pfalz, wo die Ziegel unter großem Kosten- und auch Zeitaufwand speziell angefertigt wurden. Doch so ein Verständnis für die Besonderheiten historischer Gebäude ist keine Selbstverständlichkeit: „Es hat Spaß gemacht, mit einer Bauherrschaft zusammenzuarbeiten, die einen Sinn für die Geschichte des Hauses und keine Kosten gescheut hat“, resümiert Katrin Hubert, die bei dem Projekt die restauratorische Fachaufsicht übernahm.
Über die Stiftung Stadtbild
Die Stiftung Stadtbild Konstanz wurde 1981 gegründet und hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Denkmalpflege in der Konstanzer Altstadt zu unterstützen und zu fördern. Vorsitzender des Stiftungsrates ist OB Uli Burchardt. Mit den Mitteln der Stiftung werden vorbildliche Instandhaltung oder Restaurierung von historischen und stadtbildprägenden Gebäuden prämiert. Die Auszeichnung ist mit 2.500 Euro dotiert.