Wärmeverbünde: Machbarkeitsstudien für Berchengebiet und Therme laufen an
Die Wärme soll später aus dem Bodensee und Abwasser kommen
Der Aufbau von Wärmenetzen in Konstanz wird immer konkreter: Die Stadtwerke beginnen im März mit den Machbarkeitsstudien zur Errichtung von Wärmeverbünden im Berchengebiet sowie in der Gegend rund um die Bodensee-Therme Konstanz. „Das Berchengebiet eignet sich hervorragend für dieses Vorhaben: Wir können zum einen Wärme aus dem Abwasser der Kläranlage gewinnen, zum anderen voraussichtlich auch einen kleineren Teil aus industrieller Abwärme“, erklärt Niklas Reichert. Der Wirtschaftsingenieur aus dem Bereich Energiedienstleistungen bei den Stadtwerken leitet das Projekt. „Wir können dort mit relativ kurzer Leitungslänge viel CO2 einsparen und potentiell bis zu 4.000 Haushalte mit nachhaltiger Wärme versorgen. In der Machbarkeitsstudie untersuchen wir nun unter anderem, welches das optimale Energiekonzept ist und wo Leitungen entlanggeführt werden könnten. Darauf werden dann die weitergehenden Planungen zur Ausführung des Vorhabens aufbauen. Die Machbarkeitsstudie ist außerdem eine Voraussetzung, um zwingend erforderliche Fördermittel zu generieren.“ Die Ergebnisse sollen bei planmäßigem Verlauf Ende Oktober vorliegen. Die Stadtwerke gehen auch mit mehreren im Gebiet ansässigen Unternehmen ins Gespräch für eine mögliche Kooperation. Der Wärmebedarf in dem Gebiet wird auf rund 65 Gigawattsunden (GWh), rund 10 Prozent des gesamten Wärmebedarfs in Konstanz, pro Jahr prognostiziert. Rund 12 Kilometer an Trassen dürften dafür einer ersten Einschätzung zufolge notwendig sein. Der Aufbau des Wärmeverbunds könnte bei optimalem Verlauf 2029 beginnen.
Wärmeverbund rund um die Therme
Rund um die Bodensee-Therme Konstanz soll ebenfalls ein Wärmeverbund entstehen. Auch hier beginnt nun die Machbarkeitsstudie. „Im Gebiet rund um die Bodensee-Therme entfallen etwa 90 Prozent des Wärmebedarfs auf die Therme, die Kliniken Schmieder und den Parkstift Rosenau der KWA“, erklärt Gordon Appel, Leiter des Bereiches Energiedienstleistungen bei den Stadtwerken. „Dabei handelt es sich um sogenannte Ankerkunden, also Großabnehmer, mit denen wir in diesem Gebiet einen gemeinsamen Wärmeverbund schaffen möchten. Wir sprechen von einem Wärmebedarf von rund 18 Gigawattstunden pro Jahr. Natürlich würden die restlichen Bestandgebäude von einem solchen Wärmenetz mitversorgt werden, also auch private Haushalte.“ Als Energiequelle steht Wasser aus dem Bodensee im Fokus, welches mittels Großwärmepumpen für den Betrieb eines Wärmenetzes nutzbar gemacht werden kann. Mit den Ergebnissen der Machbarkeitsstudie wird voraussichtlich ebenfalls in der zweiten Jahreshälfte 2024 zu rechnen sein. Sollte alles so laufen wie gewünscht, könnte der Wärmeverbund 2028 bis 2030 realisiert werden.
„Was man bei beiden Projekten sieht: Die Energie- und Wärmewende bedeutet viel Planungs- und Konzeptionsaufwand und es geht nur, wenn verschiedene Akteure Hand in Hand zusammenarbeiten. Wir freuen uns, dass die Planungen zügig voranschreiten und uns dabei auf qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verlassen können“, so Gordon Appel.
Hintergrund: So funktioniert Wärmegewinnung aus Abwasser
Aus dem Klärwerk fließt gesäubertes Wasser mit einer Temperatur von 10 bis 25 Grad Celsius in den Seerhein. Bevor diese Einleitung erfolgt, wird das Wasser über einen Wärmetauscher einer Wärmepumpe zugeführt und damit abgekühlt. Die daraus gewonnene Wärmeenergie wird dann über das Verteilnetz an die Gebäude geleitet. Ein positiver Nebeneffekt: Das Abwasser fließt dann nur noch mit einer Temperatur zwischen 3 und 15 Grad Celsius in den Seerhein, was auch für das Gewässer selbst gut ist.
Alle Informationen zur strategischen Wärmenetzplanung findet man auch unter www.stadtwerke-konstanz.de/waermenetze