Kontrollen im Konstanzer Straßennetz
Positiver Effekt der stationären Geschwindigkeitsmessung
Um die Sicherheit der Verkehrsteilnehmer zu erhöhen, und um Lärm- und Schadstoffimmissionen zu reduzieren, werden in Konstanz regelmäßig Geschwindigkeitsmessungen durchgeführt. Für die Geschwindigkeitsüberwachung im 237 km umfassenden Konstanzer Straßennetz ist in erster Linie das Bürgeramt als Straßenverkehrsbehörde verantwortlich.
Bis 2016 erfolgte dies ausschließlich durch mobile Messungen des „Radartrupps“ der Abteilung Verkehrswesen. Im September 2016 fasste der Gemeinderat den Beschluss, an acht Standorten eine Stationäre Geschwindigkeitsüberwachung einzurichten. 2017 und 2018 wurden Blitzgeräte in der Gartenstraße, Steinstraße, Mainaustraße und „Im Loh“ am Ortseingang Litzelstetten installiert, sowie in der Reichenaustraße (inklusive Neue Rheinbrücke) und an der Laube. 650.000 Euro hatte der Gemeinderat für die Anschaffung und den Einbau bewilligt, außerdem 90.000 Euro jährlich für Personal. Das Projekt konnte aufgrund eines guten Ergebnisses der europaweiten Ausschreibung mit 587.000 Euro abgeschlossen werden. Mit Einsatz der fünf Kameras an acht Standorten mit 16 Fahrtrichtungen wird eine Belegung zu 30 Prozent erreicht. „Der Autofahrer kann also nie sicher sein, ob die Säule bestückt ist oder nicht. Wir haben festgestellt, dass die Geräte auch als reines Gehäuse ihre Wirkung erzielen“, erklärt Frank Conze, Abteilungsleiter Verkehrswesen Bürgeramt. Zur weiteren Kontrolle gibt es immer wieder mobile Messungen, die regelmäßig auch in Nähe der stationären Blitzer durchgeführt werden.
Das Bürgeramt ging in einer Modellrechnung zur Finanzierung des Projekts vorsichtig von rund 15.000 Fällen pro Jahr und einer durchschnittlichen Bußgeldhöhe von 16 Euro pro Verstoß aus. Im Jahr 2018 wurden jedoch 30.802 Fälle gezählt, was zu Einnahmen von rund einer halben Million Euro führte, die der Stadtkasse zuflossen.
„Das hat uns schon überrascht“, erklärt Frank Conze. Trotzdem sei es immer noch eine niedrige Zahl von Verstößen, gemessen an den 9,457 Millionen Fahrzeugen, die 2018 erfasst wurden. Auch dieses Jahr gibt es ähnlich hohe Zahlen: Von Januar bis September 2019 wurden bei einer Gesamtzahl von 8,377 Millionen 30.543 Fahrzeuge geblitzt. 16.991 Verstöße fanden im Bereich von unter 11 km/h statt, weitere 5.406 im Bereich von 11 bis 15 km/h, 1431 Fahrzeuge fuhren zwischen 16 und 20 km/h zu schnell. 371 wurden mit 21- 25 km/h geblitzt, mit 26 bis 30 km/h fuhren 134 Fahrzeuge zu schnell. Die höchsten Geschwindigkeitsübertretungen wurden in der Reichenaustraße (Höhe Casino) mit 123 km/h und 116 km/h sowie auf der Neuen Rheinbrücke mit 117 km/h gemessen. „Es ist leider so, dass der Bußgeldkatalog zu niedrig ausfällt. Wir würden uns deutlich höhere Verwarnungs- und Bußgelder wünschen, um Raser abzuschrecken“, sagt Frank Conze. Dass es in der Gartenstraße vor dem Ellenrieder-Gymnasium zu wenigen registrierten Verstößen kam, sieht Conze als positiven Effekt der stationären Geschwindigkeitsmessung.
Die Auswahl der Standorte beruht auf einem in dieser Form bisher einmaligen Konzept, das innerhalb der Abteilung erstellt wurde. Sein Kern ist ein Kriterienkatalog, den das Bürgeramt in der „Untersuchung zur Geschwindigkeitsüberwachung mit stationären Messanlangen“ veröffentlicht hat. „Wir führten im Vorfeld intensive Gespräche mit der Polizei, den Busbetrieben, dem Amt für Stadtplanung und dem Tiefbauamt. Unser Ziel war es, mit den Kriterien Transparenz und Objektivität in der Bewertung zu schaffen und für mehr Verkehrssicherheit zu sorgen“, berichtet Conze. Mit jeweils 20 Prozent gingen die Kriterien Unfallschwerpunkt, hohe Temposünder-Raten bei bereits erfolgten mobilen Messungen und Schule, Schulweg, Kindergarten, Altenheim in die Bewertung ein. Mit 15 Prozent gewichtet wurde eine hohe Frequenz querender Fußgänger, mit jeweils zehn Prozent die Lage in einem dicht besiedelten und kinderreichen Wohngebiet und starker Radverkehr, mit fünf Prozent vorhandene Beschwerden über Lärm und Raserei. „Wir haben auf 21 Straßen, die bis dahin auffälliger als alle anderen waren, die Kriterien angewendet und so die Standorte bestimmt. Die Akzeptanz unserer Standortentscheidungen ist nicht zuletzt wegen dieser Vorgehensweise sehr hoch.“