Neue Gasfähre der Stadtwerke

Erste Sektionen am Bodensee eingetroffen

In Fußach wird jedes Einzelteil mit einem Kran vom LKW in ein mit Planenumgebenes Gerüst gehoben

Die neue LNG-Fähre der Stadtwerke Konstanz nimmt Gestalt an: Die ersten Teile wurden bereits an den Bodensee transportiert.

Der Weg der einzelnen Fähreteile führt zunächst von Hamburg ins österreichische Fußach. In Fußach sind die Teile am Bodensee angekommen. Insgesamt 17 Bauteile des neuen Fährschiffs werden Stück für Stück dorthin transportiert und zusammengeschweißt. Ab 2020 soll das Schiff Fahrgäste zwischen Konstanz und Meersburg transportieren. „Diese Sektionen werden per LKW-Schwertransport von Hamburg über Leipzig bis Lindau und schließlich nach Fußach transportiert. Hier schweißen wir den Rumpf zusammen und setzen den Aufbau darauf“, erklärt Hans-Dieter May, Projektleiter des Fährebetriebs der Stadtwerke beim Neubau des LNG-Fährschiffs.

Die erste ihrer Art

„Jede Sektion ist etwa 13,5 Meter breit, 4,5 Meter lang und wiegt 35 Tonnen“, erklärt Michael Tarnowski. Er ist Projektleiter der Hamburger Werft Pella Sietas. Das bedeutet, dass schon bei der Planung berücksichtigt werden muss, welche Strecke der Transport später einmal zurücklegen wird und wie die Maße der Bauteile dafür maximal beschaffen sein dürfen. Die Arbeit beginnt also am Reißbrett, bevor das erste Bauteil gefertigt werden kann.

Am Anfang steht der Generalplan, nach dem sich alle weiteren Arbeiten richten – sozusagen die Gesamtübersicht, in der alle Komponenten des Schiffs eingezeichnet sind. Auf dessen Basis wird mit einer speziellen Software ein 3D-Modell erstellt. Über die Zeit wird dieser Plan permanent weiterentwickelt, wenn es Änderungen gibt. Beim Bau des Schiffs für die Konstanzer Stadtwerke hatte die Klassifikationsgesellschaft – sozusagen der TÜV für Schiffe – sehr spezielle Anforderungen an die Fähre, die als LNG-Binnenschiff die erste ihrer Art ist.

In der Hamburger Werft werden die einzelnen Bauteile anschließend nummeriert, von einer computergesteuerten Schneidbrennanlage aus den großen Stahlplatten herausgeschnitten, falls notwendig gebogen und dann miteinander verschweißt. „Letztlich ist so ein Schiff in der Grundkonstruktion wie ein großes Puzzle“, erklärt Michael Tarnowski. Parallel werden die benötigten Rohre und Leitungen produziert, die aber erst ins Schiff eingebaut werden, wenn die Gesamtkonstruktion steht.

Sicherheit ist wichtiges Thema

Besonders viel Aufmerksamkeit widmeten die Ingenieure dem Thema Sicherheit: Die LNG-Tanks sind auf dem Schiff in einem Raum, in den man nur durch eine gasdichte Druckschleuse gelangt. Sie sind somit vom restlichen Schiff hermetisch abgetrennt. Alle Leitungen sind doppelwandig mit integrierten Druck- und Vakuumgeber sowie Gasschnüfflern ausgeführt und bieten doppelte Sicherheit. Weiterhin verfügt das Schiff über einen sogenannten Vent-Mast, ein Kamin, über den das Gas im äußersten Notfall in ausreichender Höhe nach außen und weg vom Schiff gedrückt werden kann. „Alles wurde und wird streng von der Klassifikationsgesellschaft geprüft, nur so erhält das Schiff seine Zulassung“, erklärt Tarnowski. Ebenso wird beim neuen Fährschiff der IGFCode („International Code of Safety for Ship Using Gases or Other Low-flashpoint“) komplett erfüllt, der in der Schifffahrt seit Langem bewährte Sicherheit bietet. In diesem sind Anforderungen unter anderem an den Bau von LNG-Schiffen sowie entsprechende Verhaltensweisen der Besatzungen festgeschrieben und standardisiert.

Millimeterarbeit gefragt

In Fußach wurde jedes Einzelteil mit einem Kran vom LKW in ein mit Planen umgebenes Gerüst gehoben. Dieses Gerüst ist 90 Meter lang und 18 Meter hoch. „Wir beginnen mit der Mittelsektion und arbeiten uns dann nach außen hin an beiden Seiten Richtung Bug beziehungsweise Heck vor“, erklärt Hans-Dieter May von den Stadtwerken. Die Sektionen müssen so abgesetzt werden, dass sie millimetergenau zueinander passen und keine Schrägen vorkommen. Damit diese Maßarbeit gelingt, wird auch mit Lasern gearbeitet. Im Herbst 2020 soll das fertige Schiff auf dem Bodensee schwimmen. Bis dahin sind noch viele weitere Arbeitsschritte nötig.

Ausführliche Interviews zum Schiffsbau und mehr Informationen unter www.stadtwerke-konstanz.de/fs14


Der Neubau

Rein äußerlich wird sich die neue Fähre an der bereits auf der Linie fahrenden Fähre LODI orientieren, welche im Jahr 2010 von der damals noch am Bodensee aktiven Bodan-Werft an die Stadtwerke übergeben wurde. Im Gegensatz zur Lodi wird die neue Fähre jedoch mit flüssigem Erdgas (LNG – Liquified Natural Gas) als Brennstoff fahren und somit einen deutlich geringeren Ausstoß von Stickoxiden und keinen Feinstaub mehr aufweisen. Als erster Marinemotor wird er die EU-Abgasstufe Verfüllen. Der Antrieb der Fähre erfolgt mit Hilfe zweier Single-Fuel Motoren von MTU, die ihre Leistung auf zwei Voith-Schneider Propeller übertragen. Der Widerstand des auf das Fahrtprofil optimierten Rumpfes wurde mit Hilfe vieler tausend virtueller Schleppversuche auf ein Minimum reduziert. Der Auftrag hat ein Volumen von knapp unter 18 Mio. Euro.

(Erstellt am 26. November 2019 18:01 Uhr / geändert am 26. November 2019 18:25 Uhr)