Rahmenplan Hafner

Wie ein neuer Stadtteil entsteht

Rund 160 Interessierte kamen zum Infoabend  zum Rahmenplan Hafner

Rund 160 Interessierte kamen am 4. Februar 2020 ins Gemeindezentrum St. Martin, um sich den kürzlich beschlossenen Rahmenplan Hafner von Experten erläutern zu lassen.
 
Die städtebauliche Entwicklung des Hafners ist ein zentraler Baustein des Handlungsprogramms Wohnens. Auf ca. 60 ha Siedlungsfläche sollen rund 3.300 Wohneinheiten entstehen, ca. 15 ha sind für Gewerbe vorgesehen. Im Dezember 2019 hat der Gemeinderat einstimmig den städtebaulichen Rahmenplan für die Entwicklung des Quartiers beschlossen.
 
In seiner Begrüßung freute sich Bürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn über das große Interesse am neuen Stadtteil Hafner. „Der Rahmenplan ist nicht nur ein Plan der Verwaltung, sondern er wurde auch von den Bürgerinnen und Bürgern auf den Weg gebracht“, erklärte Marion Klose, Leiterin des Amts für Stadtplanung und Umwelt. Das hohe bürgerschaftliche Interesse spiegelte die Zahl von rund 160 Besuchern wider, die sich von den beteiligten Stadtplanern, Landschaftsarchitekten und Projektverantwortlichen der Stadtverwaltung die bisherige Entwicklung und Bedeutung des Rahmenplans Hafner erläutern lassen wollten.
 
An Stellwänden konnten sich die BürgerInnen im informellen Gespräch mit den Experten, und anhand anschaulichen Kartenmaterials, über vier zentrale Planungsthemen (Gesellschaft, Städtebau, Freiraum, Verkehr und Mobilität) informieren. „Der Rahmenplan ist ein Meilenstein auf dem Weg zur weiteren Entwicklung, er schafft wesentliche Vorgaben und ist Ausgangspunkt für die rechtlichen Verfahren“, erklärte Stadtplaner und Projektleiter Lukas Esper am Infostand Städtebau, den er gemeinsam mit Stadtplanerin Yoo Na Ho vom Plannugsbüro KCAP aus Zürich betreute. Wichtiges Strukturelement des Rahmenplans ist der Hafnerring mit seinen Randnutzungen und Siedlungsflächen. „Mit jeder vertieften Planung wird sich auch der Rahmenplan weiterentwickeln“, sagte Esper. Mehrere Bauabschnitte sind vorgesehen, der Beginn der Erschließung soll 2025 sein.
 
Derzeit läuft eine zweite Gesprächsrunde mit den betroffenen Grundstückseigentümern. „Eine wichtige Aufgabe der Projektgruppe ist in den kommenden Monaten unter anderem die Ausarbeitung einer Kosten- und Finanzierungsübersicht“, sagte Lukas Esper. Im Rahmenplan festgelegt sei eine kompakte, kleinteilige Siedlungsstruktur, eine hohe Flexibilität der Entwicklung und die Förderung verschiedener Wohn- und Gewerbeformen. „Bezahlbarer, spekulationsfreier und sozial durchmischter Wohnraum wird dadurch entstehen“, betonte Esper.
 
Auch der Klimaschutz spiele im Rahmenplan eine große Rolle. Durch Photovoltaik, Erdwärme- und Abwasserwärmenutzung soll eine klimaneutrale Energieversorgung gewährleistet werden. Zudem ist eine Kopplung der Sektoren im Energiebereich (z.B. die Sektoren Strom, Wärme und Verkehr) geplant.
 
Alfred Kaufmann, Leiter des Sozial- und Jugendamts, stellte den Themenschwerpunkt „Gesellschaft“ vor. Ein wichtiges Kriterium war die Einbindung seines Amtes, sowie des Amts für Sport und Bildung und der Spitalstiftung von Beginn an in die Planung. Denn ein neuer Stadtteil bedeute auch vielfältige soziale Angebote zu schaffen. Neue Kindertagesstätten, verschiedene Schularten und Pflegeeinrichtungen, Freizeitsportanlagen, ein Jugendzentrum und eine Stadtteilbibliothek, ein Quartierstreff, sowie Begegnungsmöglichkeiten sind geplant, ebenso wie eine ausreichende Versorgungsinfrastruktur und Dienstleistungen. „Eine sinnvolle Verortung, gute Erreichbarkeit, die beste Kombination von Einrichtungen sowie die Anbindung an Wollmatingen stehen bei den Planungen im Mittelpunkt“, so Kaufmann.
 
Die Verkehrsleitung innerhalb des Hafners und seine Anbindung an die Gesamtstadt erläuterte der Verkehrsplaner Sebastian Nadj vom Amt für Stadtplanung und Umwelt. „Wichtig ist es, dass es multimodale Mobilitätsangebote gibt, die schon von den ersten Bewohnern genutzt werden können, um das gewünschte Verkehrsverhalten zu erreichen“, so Nadj. Der Auto-Individualverkehr soll zugunsten eines engmaschigen Bus-, Rad und Fußgängerwegenetzes in den Hintergrund treten. Sieben Mobilitätsstationen dienen als Parkhäuser und bieten Möglichkeiten des gemeinschaftlichen Nutzens von Autos und Fahrrädern. Damit gehe eine Reduzierung der Stellplätze pro Wohneinheit einher. Mit den geplanten Hochgaragen bestünde auch die Option eines Rückbaus oder der Umnutzung bei verändertem Mobilitätsverhalten. Drei Knotenpunkte für Bus- und Autoverkehr sollen an der L221 entstehen.
 
Landschaftsarchitekt Hendrik Porst vom Ramboll Studio Dreiseitl und die Landschaftsplanerin Gabriele Schwab von der Stadt Konstanz betonten im Themenschwerpunkt Freiraum, welch große Rolle natürliche Gegebenheiten im Rahmenplan spielen. So werden bestehende Bachläufe, Biotope und Klimakorridore erhalten, Senken nicht bebaut, um so umweltverträglich wie möglich in die Landschaft einzugreifen. „Entlang des im Schnitt 50 Meter breiten grünen Bandes sind öffentliche Gebäude mit großen Freiflächen vorgesehen. Der Hafner bleibt unbebaut und als Naherholungsgebiet erhalten, allerdings werden neue Wege über ihn führen, um eine Anbindung an Wollmatingen zu gewährleisten“, so Porst.
 
Voraussichtlich im Sommer 2020 entscheidet der Gemeinderat über eine Realisierung des Stadtteils als sogenannte städtebauliche Entwicklungsmaßnahme.

Ausführliche Informationen unter www.neuer-stadtteil.de, die Broschüre zum Rahmenplan findet sich hier.

(Erstellt am 07. Februar 2020 13:34 Uhr / geändert am 18. Februar 2020 16:09 Uhr)