RathausOper 2020 neugedacht

RathausOper trotzt im 38. Jahr der Corona-Krise – keine Absage

„Im wunderschönen Monat“ August bereichert die RathausOper Konstanz trotz Corona bedingter Einschränkungen den Kultursommer 2020 mit dem szenischen Liederabend "Dichterliebe" nach Robert Schumann auf Texte von Heinrich Heine in der Kammerorchesterfassung von Christian Jost. „Der Abend für eine Sängerin, einen Sänger und einen Sprecher sowie ein neun-köpfiges Kammerorchester ist ein kleiner, musikalisch vielschichtiger und hochwertiger Freiluftabend in Corona-Zeiten“, so Eckart Manke. Die Premiere findet am 21. August 2020 um 20.45 Uhr im Rathausinnenhof statt, fünf weitere Vorstellungen folgen. Die für diesen Sommer angekündigte Kammeroper "La Tragédie de Carmen" wird auf den Sommer 2021 verschoben.

Liebe, Einsamkeit und menschliche Endlichkeit: Ewige Themen durchziehen im scheinbar harmlosen Volksliedton die sechzehn Lieder von Robert Schumanns berühmter "Dichterliebe" auf Gedichte von Heinrich Heine. Diese Lieder sind Klang gewordene Imaginationen einer zerrissenen Seele und spiegeln so unsere aktuelle Situation. Einer rätselhaften Seele, die eine Liebe besingt, von der wir nicht wissen, ob sie erträumt oder reale Vergangenheit ist. Ist bei Schumann jedes Lied für sich abgeschlossen, erscheinen die sechzehn Lieder in Josts Werk wie Inseln, die organisch in eine große, neu angelegte Komposition eingewebt sind. Dabei bleibt alles im Fluss, einem klanglichen Strom des Unbewussten. Begleitet von assoziativen Visualisierungen erzählt das Werk keine chronologische Geschichte, sondern öffnet überraschend einzelne Fenster in die menschliche Seele. Eben diese Fenster sollen sich im Innenhof des Rathauses öffnen.

Weitere Vorstellungen:
Sonntag, 23. August 2020, 20.45 Uhr
Montag, 24. August 2020, 20.45 Uhr
Mittwoch, 26. August 2020, 20.45 Uhr
Freitag, 28. August 2020, 20.45 Uhr
Samstag, 29. August 2020, 20.45 Uhr

Trotz der seit Juni geltenden Lockerungen im Kultursektor ist die Realisierung der geplanten Kammeroper "La Tragédie de Carmen" (Bizet, Brook) im Rathausinnenhof in gewohnter Form nicht möglich. „Besonders die Abstandsregelungen limitieren Zuschauerkapazität, szenischen Interaktionsraum und künstlerische Spielarten“, so Daniel Grünauer. „Ein daraus resultierendes erhebliches Defizit kann nicht kompensiert werden.“ Deshalb hat das Leitungsteam zum einen die Verschiebung der Inszenierung von "La Tragédie de Carmen" (Musikalische Leitung: Eckart Manke, Inszenierung: Daniel Grünauer, Ausstattung: Joachim Steiner) um ein Jahr beschlossen. Das künstlerische Team sowie die bereits engagierten hochkarätigen SolistInnen werden im angedachten Konzept der Inszenierung im August 2021 erfreulicherweise wieder an Bord sein.

„Der Schutz der Gesundheit aller Mitwirkenden und aller Besucherinnen und Besucher ist oberstes Anliegen des Teams rund um die RathausOper“, sagt Ruth Bader. Daher wurden verschiedene Maßnahmen für die Umsetzung 2020 beschlossen, unter anderem:

- Reduzierung der Zuschaueranzahl unter Berücksichtigung der Abstandsregelungen auf durchschnittlich 70 Personen (statt wie bisher 320 Besucher), die einzeln oder in ihren Haushalten an kleinen Tischchen sitzen.
- Erhöhung der Vorstellungszahl auf 6.
- Einbahnsystem mit koordiniertem Einlass über Augustinerplatz und Ausgang über Kanzleistraße.
- Reduzierte Besetzung des Orchesters mit 9 Musiker*innen.
- Reduzierung auf zwei Sänger*innen und einen Sprecher.
- Verzicht auf Einbau einer Bühne im Innenhof. Gesang auf Distanz aus den Fenstern des Rathauses durch Verlegung der Szenen auf die Fensterfassade des Rathauses. Platzierung des Orchesters Richtung Kanzleistraße.
- Verkürzte Spieldauer auf maximal 65 Minuten.
- Bewirtungsbestellung vorab gekoppelt an Ticket möglich.

Anders, als viele Kulturveranstaltungen in Konstanz, haben die Verantwortlichen die RathausOper für 2020 mit der geplanten Premiere Ende August im Zuge der Covid-19-Pandemie bewusst nicht abgesagt. Seit Mitte März, also mit Eintreten des Lockdowns und dem vorläufigem Verbot aller (Kultur-)Veranstaltungen, verfolgte das Leitungsteam der RathausOper um Ruth Bader, Daniel Grünauer und Eckart Manke die Entwicklungen der Corona-bedingten Schutzmaßnahmen. Über drei Monate hinweg analysierte das Team wöchentlich mögliche Umsetzungswege anhand der gültigen Verordnungen und prüfte alternative Spielorte in Konstanz, die aber weder rentabel und umsetzbar noch über den Charme des Rathaus-Innenhofes verfügen.

(Erstellt am 26. Juni 2020 08:44 Uhr / geändert am 14. Oktober 2020 12:24 Uhr)