Stadt und Seebrücke gehen aufeinander zu

Stadt und Seebrücke bekräftigen bei einem Gespräch gemeinsame Ziele beim „Sicheren Hafen“ und eine weitere vertrauensvolle Zusammenarbeit

Im April errichtete die Stadt Konstanz einen Bauzaun um die Anschlussunterbringung „Atrium“ aufgrund der Infizierung eines Bewohners mit dem Coronavirus. Die lokale Initiative Seebrücke reagierte mit zwei offenen Briefen, in denen sie die Sonderbehandlung von Geflüchteten kritisierte und Diskriminierung befürchtete. Die Verwaltung wies die Vorwürfe zurück. Fraktionen des Gemeinderates unterstützten die Haltung der Verwaltung. Um die Beziehungen zwischen der Stadt und der Konstanzer Seebrücke zu klären, fand auf Initiative von Bürgermeister Dr. Andreas Osner nun eine Aussprache zwischen den städtischen Beteiligten und Katrin Brüggemann und Jürgen Weber für die Seebrücke statt.
 
In diesem Austausch konnten beide Seiten ihre jeweiligen Sichtweisen darstellen. Bettina Parschat, Leiterin der Abteilung Öffentliche Sicherheit erläuterte die baulich bedingte Unverzichtbarkeit der Abzäunung und berichtete aber auch vom besonderen Engagement der MitarbeiterInnen des Bürgeramts in der Unterkunft über das gesamte Osterwochenende. So wurden beispielsweise Lunchpakete und selbstgenähte Atemschutzmasken an die Bewohner verteilt sowie für sie Einkäufe vor dem langen Feiertagswochenende erledigt. „Die Entscheidung, einen Bauzaun zu errichten, wurde keineswegs leichtfertig getroffen. Wir waren uns der schwierigen Außenwirkung bewusst, jedoch sahen wir – auch nach fachlicher Abstimmung mit dem Landratsamt – kein anderes Mittel, um die unbestritten notwendige Quarantäne bis zum Vorliegen der Testergebnisse sicherzustellen. Diese Entscheidung hatte mit der Eigenschaft der Bewohner als ‚Geflüchtete‘ gar nichts zu tun. Unter vergleichbaren räumlichen Gegebenheiten und Erfahrungswerten hätten wir auch bei Gemeinschaftsunterkünften mit einer anderen Zusammensetzung der Bewohner so gehandelt. Übrigens sind nicht nur Geflüchtete im Atrium untergebracht, sondern auch einige Menschen in Wohnungsnot“, so Parschat. Die Quarantänemaßnahme konnte schon am Abend des Ostermontags nach Isolierung der positiv Getesteten und deren Kontaktpersonen wieder aufgehoben werden.
 
Katrin Brüggemann von der Seebrücke bedankte sich für die ausführliche Darlegung der Ereignisse im Atrium am Osterwochenende durch das Gespräch mit der Verwaltung. Jürgen Weber stellte die Außenwirkung des Zaunes in der öffentlichen Diskussion aus Sicht der Seebrücke dar. „Das Signal war, dass von diesen Menschen eine besondere Gefährdung ausgehe, vor der alle anderen beschützt werden müssten“, so Weber und weiter „doch nicht die Geflüchteten sind unter Corona-Gesichtspunkten das Problem, sondern dass sie auf so engem Raum untergebracht sind“. Katrin Brüggemann betonte die Erfolge der gemeinsamen Arbeit bei den „Sicheren Häfen“ und mit der Patenschaft für das Rettungsschiff „Alan Kurdi“. Dies sei das Kerngebiet der Seebrücke und das Verbindende zwischen Initiative und Stadt.
 
Stadt und Seebrücke waren sich einig, künftig eine direkte Kommunikation zu wählen, sich mit Vertrauen zu begegnen und sich im direkten Dialog miteinander auszutauschen. An der gut funktionierenden Zusammenarbeit im Bereich „Sicherer Hafen“ sollen sich die zukünftigen Begegnungen orientieren. Bürgermeister Osner bedankte sich bei allen Teilnehmenden für den konstruktiven Austausch und freute sich über die Normalisierung der Beziehungen zwischen beiden Seiten: „Ich bin froh, dass die Seebrücke meine Einladung angenommen hat. Wir haben in der Vergangenheit gemeinsam einiges erreicht und werden noch weiteres gemeinsam schaffen. Umso wichtiger ist es, dass wir heute ein Stück verloren gegangenes Vertrauen wiederaufgebaut haben.“ Ebenfalls bei dem Austausch waren von Seiten der Stadt Dr. David Tchakoura, Integrationsbeauftragter mit Schwerpunkt Geflüchtete, und Dennis Neuhäuser vom Bürgeramt anwesend.

(Erstellt am 27. Juli 2020 14:52 Uhr / geändert am 27. Juli 2020 14:53 Uhr)