Stadtwerke mit 100-jähriger Geschichte

Geburtsstunde des Unternehmens im Jahr 1923

Schwarzweiß-Foto zeigt einen Bus aus dem Jahr 1927
Die ersten Busse nahmen 1927 auf der Strecke Innenstadt-Staad den Linienverkehr auf. Die Busse werden heute noch liebevoll „Roter Arnold“ genannt, weil der sozialdemokratische Bürgermeister Fritz Arnold den Busverkehr ins Leben rief. Foto: Stadtarchiv Konstanz Z1.fi.279

Die Stadtwerke Konstanz blicken auf eine 100-jährige Geschichte zurück. Das Unternehmen ging aus den „Technischen Werken“ der Stadt hervor. 1923 wurde für sie im Gemeinderat die Bildung eines Verwaltungsrates diskutiert.

„Das war mitten in der Hyperinflation nach dem Ersten Weltkrieg. Eine entsprechende Gemeindesatzung trat am 10. September 1923 in Kraft. Diese Satzung, die hier im Stadtarchiv verwahrt wird, ist sozusagen die Geburtsurkunde der Stadtwerke Konstanz“, sagt Professor Dr. Jürgen Klöckler, der Leiter des Stadtarchivs. „Zur Verwaltung des städtischen Wasser-, Gas- und Elektrizitätswerks, soweit sie dem Stadtrat zusteht, wird gemäß § 52 der Gemeindeordnung ein beschließender Ausschuss (Verwaltungsrat) gebildet“, heißt es im entsprechenden Beschluss. Die Bezeichnung „Stadtwerke“ kam aber erst später auf. 
 
Fünf Kilometer Akten
Die Stadtwerke waren immer ein Stück Konstanz mit einer starken Verwurzelung in der Gesellschaft. Dies zeigt ein Blick ins Stadtarchiv. „Der Gesamtbestand aller hier verwahrten Akten beträgt insgesamt rund fünf Kilometer“, berichtet Jürgen Klöckler. Dazu gehören auch viele Pläne und Schriftstücke zu den Genehmigungsverfahren von Bauwerken, die das Stadtbild heute noch mitprägen, zum Beispiel das Seewasserwerk in Staad, die Gaskugel auf dem Betriebsgelände oder die Hafenanlagen. Der Stadtarchivar stuft die Leistungen der vergangenen Jahrzehnte sehr hoch ein: „Mit der Übernahme der kommunalen Daseinsfürsorge wurde erst nach dem Ersten Weltkrieg begonnen. Insbesondere der sozialdemokratische Bürgermeister Fritz Arnold wurde zum zentralen Akteur. Er gründete den städtischen Omnibusbetrieb und die Fähre. Liebevoll spricht der Volksmund ja bis zum heutigen Tag vom ,Roten Arnold‘. Oder die verlässliche Gas- und Stromversorgung durch die Stadtwerke, auch in der Kriegs- und Nachkriegszeit. Diese Beispiele zeigen, dass sich die Bevölkerung immer auf die Stadtwerke verlassen konnte.“
Die Versorgung der Stadt mit Gas und Strom begann schon geraume Zeit vor 1923. Bereits im Jahr 1861 wurde das Gaswerk im Stadtteil Paradies in Betrieb genommen. 1892 übernahm die Stadt das Gaswerk aus privater Hand und betrieb es von da an weiter. Es wurde in den 1960-er Jahren aufgegeben, als die Spaltgasanlage am Weiherhof in Betrieb genommen wurde. An dieser Stelle befindet sich heute noch das Betriebsgelände der Stadtwerke.  
 
1873 erste Wasserleitung
Ein weiterer wichtiger Schritt der Versorgung der Stadt war 1873 die erste städtische Wasserleitung von Wollmatingen in die Stadt. 1905 wurde schließlich das Seewasserwerk in Betrieb genommen. Drei Jahre später folgte das Elektrizitätswerk im Rheingut, wo sich heute die HTWG befindet.
Die drei wesentlichen Bausteine der Daseinsvorsorge wurden schließlich in den Technischen Werken gebündelt. Fritz Arnold übernahm 1919 die Direktion. Der sozialdemokratische Bürgermeister war mit seinen innovativen Ideen ein entscheidender Motor der Stadtentwicklung. Gegen Widerstände in der Stadt setzte er den Bus- und den Fährebetrieb durch: 1927 fuhren die ersten beiden städtischen Omnibusse von der Innenstadt nach Staad. Die zweite Buslinie führte vom Zoll in der Gottlieber Straße zum Friedhof. 1928 war die Inbetriebnahme des Fährschiffes „Konstanz“ die Geburtsstunde der Schiffslinie zwischen Konstanz und Meersburg.
Enge Beziehungen pflegt Konstanz mit den Schweizer Nachbarn. So wurden die ersten Verträge zur Gasversorgung schon im 19. Jahrhundert geschlossen. Noch heute versorgen die Stadtwerke viele Gemeinde am Untersee mit Gas. Außerdem bedienen sie eine Buslinie in die Schweiz und arbeiten bei der Trinkwasserversorgung mit Kreuzlingen zusammen. 
 
GmbH seit 2000
Nach schwierigen Jahren durch die Weltkriege und die Einschränkungen der Nachkriegszeit, kamen die Stadtwerke in ruhigere Fahrwasser. Aus dem bisherigen Eigenbetrieb der Stadt wurde im Jahr 2000 die Stadtwerke Konstanz GmbH. Es gab weitere Meilensteine, wie den Kauf der Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB) mit der Weißen Flotte und den Hafenanlagen am deutschen Seeufer (2003), die Übernahme der Konstanz Bäder und damit die Gründung der Bädergesellschaft (2003), die Beteiligung an der Katamaran Reederei Bodensee (Inbetriebnahme 2005), der Aufbau der Telekommunikations-Dienstleistungen oder die Übernahme des Fahrrad-Mietsystems „konrad“. Ganz neu ist der Bau und Betrieb von Parkierungseinrichtungen in der Stadt.
Die Erweiterung des Aufgabenspektrums wirkte sich stark auf die Infrastruktur aus. 2007 wurde die Bodensee-Therme Konstanz eröffnet. Mit den Fährschiffen „Tábor“ und „Lodi“ wurde die Ära der deutlich größeren Fährschiffe eingeläutet. Nach dem Brand des Schwaketenbades im Jahr 2015 bauten die BGK ein hochmodernes Freizeitbad; es wurde 2022 eröffnet und verzeichnet seither sehr hohe Besucherzahlen. 
 
Investitionen in die Zukunft
Seit 100 Jahren sind die Stadtwerke für wichtige Teile der Daseinsvorsorge in Konstanz zuständig, ob Strom und Gas oder Bus und Fähre. Die Herausforderungen waren immer groß beim Aufbau der Wasser-, Gas- und Stromversorgung, dem Wechsel von Stadtgas aus der Verkoksung zu Erdgas oder dem Aufbau der Bus- und Fährlinien. Das Unternehmen musste sich zudem immer auf viele Veränderungen, wie die Liberalisierung der Energiemärkte, einstellen.
Nach der Corona- und durch die aktuelle Energiekrise, ausgelöst durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine, steht das Unternehmen vor neuen Herausforderungen. So bewältigen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter viele Aufgaben. Das Vertriebsteam um Leiterin Andrea Ibach zum Beispiel muss täglich auf die Entwicklungen an den Märkten reagieren und den Kundinnen und Kunden der Stadtwerke passende Angebote unterbreiten. So arbeiten alle gemeinsam daran, die Krise zu bewältigen.

„Wir bleiben ein verlässlicher Partner unserer Kundinnen und Kunden in Konstanz“, sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Dr. Norbert Reuter.

Die Stadtwerke investieren stark in alternative Energien, wie Photovoltaik, und in Wärmenetze, in die Mobilität der Zukunft mit dem Kauf von Elektrobussen und dem ersten Elektroschiff der BSB sowie in den Ausbau des Glasfasernetzes. So hat das Unternehmen die Weichen für die künftige Versorgung der Stadt im Zuge der Energie-, Wärme- und Mobilitätswende gestellt.

Das Foto zeigt Schiffe an der alten Mole in Staad.
Die Fährverbindung Konstanz-Meersburg ging 1928 in Betrieb. Das Foto zeigt Schiffe an der alten Mole in Staad. Foto: Stadtarchiv Konstanz Z1.fi.599.14
Elektrizitätswerk im Rheingut
Das Jahr 1923 gilt als Geburtsstunde der Stadtwerke, auch wenn der städtische Eigenbetrieb damals noch Technische Betriebe hieß. Das Elektrizitätswerk im Rheingut übernahmen sie damals auch. Foto: Stadtarchiv Konstanz Z1.wolfH1-7703
(Erstellt am 07. September 2023 14:04 Uhr / geändert am 07. September 2023 14:13 Uhr)