Vom O zum C: Was hinter dem neuen Verkehrskonzept steckt
Ziele sind Entlastung des Bahnhofplatzes und Verbesserung des Verkehrsflusses in Konstanz
Großbaustelle mit großer Wirkung: Seit Mai sind in der Konstanzer Bodanstraße – direkt vor dem Lago Center – die Bagger aktiv. In einem ersten Bauabschnitt wird dort die bisherige Ampel-Kreuzung durch einen Kreisverkehr ersetzt. Der Bau dieses Kreisverkehrs markiert den Beginn für insgesamt sieben Bauabschnitte zur Sanierung des Konstanzer Bahnhofplatzes. Denn dieser war zuletzt in die Jahre gekommen – stadtplanerisch, technisch und auch mit Blick auf den vielen Verkehr. Zuletzt fuhren beispielsweise täglich mehr als 8.000 Autos und 550 Linienbusse über den Platz.
Andererseits hat der Platz als Eingangstor zur Altstadt eine prägende Außenwirkung für alle Gäste, die mit dem Öffentlichen Nah- und Fernverkehr oder etwa mit dem Katamaran über den See anreisen. Das Areal zwischen Hafen und Altstadt soll zum Knotenpunkt für alle Verkehrsarten und zum attraktiven Aufenthaltsort ausgebaut und aufgewertet werden. Einer der zentralen Punkte dabei: Der Bahnhofplatz soll zur Fußgängerzone werden, lediglich Busse und Fahrräder dürfen dort weiterfahren.
Allerdings: Fahrgäste mit viel Gepäck können auch künftig noch zum Bahnhof gebracht und von dort abgeholt werden. Dafür sind „Kiss and Ride-Parkplätze“ im Bereich der heutigen Ladenzeile vorgesehen. Auch Taxis haben weiterhin Zufahrt, vor dem Sparkasse-Gebäude sind sieben Stellplätze geplant. Ziel der Sanierung ist es, dass der 7.500 Quadratmeter große Bereich künftig nicht mehr als Straße, sondern als Platz wahrgenommen wird – als eine Art charmanter Ausweis der Konstanzer Willkommenskultur.
„Wir reduzieren die Verkehrsmenge und heißen unsere Gäste – pointiert gesagt – nicht mit Lärm, Abgasen und Blechlawinen willkommen, sondern mit einem modernen, ansprechend gestalteten Eingangstor zur Altstadt“, sagte Oberbürgermeister Uli Burchardt beim offiziellen Spatenstich im Juni. Die Projektkosten betragen rund 9,8 Millionen Euro. Die Stadt hat dafür eine Förderung aus dem Programm des Kandesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes (LGVFG) erhalten.
Sanierung des Bahnhofplatzes ist ein Teil des C-Konzepts
Die Sanierung des Bahnhofplatzes ist wiederum Teil des neuen Verkehrskonzepts für den Konstanzer Altstadtring, das der Konstanzer Gemeinderat 2014 beschlossen hat. Das Gremium hatte damals mehrere Varianten geprüft und sich am Ende für das sogenannte „C-Konzept“ entschieden. Ein erster Umsetzungsschritt war 2017 die Sanierung des Rheinsteigs am Nordrand der Niederburg: Um mehr Platz für den Zweirichtungs-Radweg zu schaffen, wurde der Straßenverlauf zwischen Bärengraben und Unterer Laube damals von drei auf zwei Kfz-Spuren reduziert.
Mit der Sanierung des Bahnhofplatzes wird nun ein weiterer Baustein des C-Konzepts zur Aufwertung der Altstadt in Angriff genommen. Und dieser bringt eine komplette Neuordnung der Verkehrsflüsse auf dem Konstanzer Altstadtring mit sich: Denn in den vergangenen Jahrzehnten floss der Verkehr auf diesem Ring in beide Richtungen – bildete also einen Kreis. Nun soll der Bahnhofplatz im Bereich Dammgasse bis Bodanstraße für Autos – beziehungsweise den motorisierten Individualverkehr (MIV) – gesperrt werden. Und so wird aus dem zugegebenermaßen etwas eckigen „O“ des bisherigen Altstadtrings ein „C“. Und aus der Ampelanlage vor dem Lago-Center wird ein Kreisverkehr, unter anderem damit der Verkehr aus der Bodanstraße dort wenden kann. Autos, die über die Konzilstraße Richtung Bahnhof fahren, können die Parkhäuser Fischmarkt und Dammgasse anfahren, über den Bahnhofplatz aber nicht mehr Richtung Hafenstraße und Bodanstraße durchfahren.
C-Konzept soll Verkehrsfluss in Konstanz verbessern
Das C-Konzept bringt aus Sicht der Stadtverwaltung gleich mehrere Vorteile. So soll es unter anderem zu weniger Verkehr auf der Bodanstraße führen. Denn: Der Verkehr wird gebündelt und konzentriert sich auf die Laube, die zusätzliche Fahrzeuge auch in den Spitzenstunden und an Spitzentagen verkraftet. Auch der Schnetztorknoten soll entlastet werden. Der Bahnhofplatz wird autofrei und die Stadt erhält dort eine neue Flaniermeile. Gleichzeitig bedeutet dies mehr Freiraum für den Busverkehrund für die RadfahrerInnen in der Stadt.
Zweieinhalb Jahre für Sanierung des Bahnhofplatzes geplant
Die Sanierung des Bahnhofplatzes wird nach bisherigen Planungen voraussichtlich zweieinhalb Jahre dauern. Die einzelnen Bauabschnitte bewegen sich in Zeiträumen von etwa vier bis sechs Monaten. Für AnwohnerInnen und BesucherInnen in Konstanz bedeutet die Sanierung des Bahnhofplatzes natürlich auch Lärm und gewisse Einschränkungen. Denn klar ist: Keine Baustelle lässt sich gänzlich ohne Unannehmlichkeiten abwickeln. Das Tiefbauamt hat die Umsetzung auch aus diesem Grund in sieben Bauabschnitte unterteilt, sodass jeweils nur vom betreffenden Abschnitt Einschränkungen ausgehen. Für AnwohnerInnen, den Einzelhandel, die Gastronomie und Hotellerie ist mit dieser Planung auch der Zugang stets gewährleistet, ebenso wie der Zugang zu den Bussteigen und zum Bahnhof selbst. Am Wochenende und nachts wird auf der Baustelle nicht gearbeitet – unter anderem aus Rücksicht auf AnwohnerInnen und Hotelgäste.
Wie wird der Verkehr während der Bauarbeiten geführt?
Seit Baubeginn im Mai ist die Bodanstraße nur noch bis Höhe Sigismundstraße in beide Richtungen befahrbar. Im Bereich der Baustelle wird die Bodanstraße zur Einbahnstraße. Eine Linksabbiegerspur führt zum Bahnhofplatz und eine
Rechtsabbiegerspur Richtung Lago-Parkhaus und Klein Venedig. Der Ausgangsverkehr vom Lago-Parkhaus wird dagegen über den Bahnhofplatz geleitet. Eine Durchfahrt des Bahnhofplatzes in Richtung Lago ist seit Baubeginn nicht mehr möglich. Für die Busse gibt es bislang noch keine Änderungen. Sie fahren derzeit noch wie gewohnt. Für die folgenden Bauabschnitte bereiten die Busbetriebe neue Fahrpläne vor, die Stadtwerke werden die Öffentlichkeit rechtzeitig hierüber informieren. Selbstverständlich bringt eine solch komplette Neuordnung der linksrheinischen Verkehrsflüsse in Konstanz auch Diskussionen mit sich. Um die drängendsten Fragen zu klären, hat die Stadt auf ihrer Homepage ein „Fragen & Antworten“ online gestellt, das bereits zahlreiche Erläuterungen bietet: www.konstanz.de/faq-bahnhofplatz
Wie wird die Bodanstraße durch das neue Verkehrskonzept entlastet?
Immer wieder wird auch diskutiert, ob die Bodanstraße durch die neue Verkehrsführung wirklich entlastet wird. Das hat eine Verkehrsmodellierung jedoch deutlich gezeigt: Bei einer Sperrung des Bahnhofplatzes entfällt demnach der Durchgangsverkehr, der bislang rund ein Drittel des Verkehrs ausmachte. Dadurch nimmt das Verkehrsaufkommen gegenüber bisher deutlich ab. Zudem werden die Zufahrt zum und die Ausfahrt aus dem Lago Parkhaus nicht mehr durch Ampeln aufgehalten. Natürlich kann es je nach Auslastung notwendig werden, überlastete Zufahrten zeitweise zu sperren. Das ist auch heute bereits der Fall, speziell an Wochenenden und Hochlasttagen. Die Stadtverwaltung empfiehlt auswärtigen Gästen schon jetzt, am Samstag die Park- und Ride-Möglichkeiten am Bodenseeforum und an der Schänzlehalle zu nutzen – oder ganz auf das Auto zu verzichten und mit der Bahn in die Stadt zu fahren.
Übrigens: Die Öffnung des Grenzübergangs Klein Venedig für Autos ist in diesem Zusammenhang keine geeignete Lösung. Zum einen wurde eine Durchfahrt von der Schweiz in die Hafenstraße bereits vor einigen Jahren gutachterlich untersucht. Das Ergebnis: Sie würde die Verkehrsbelastung in Klein Venedig deutlich erhöhen und auch zusätzlichen Verkehr in die Bodanstraße ziehen, da die Zufahrt nach Klein Venedig auch von deutscher Seite aufrechterhalten werden muss. Darüber hinaus würden wieder Zollstationen gebraucht, sowohl auf deutscher als auch auf Schweizer Seite. Das wiederum befürworten die Bundesbehörden nicht. Auch die Stadt Kreuzlingen steht der Idee einer Durchfahrt von der Schweiz in die Hafenstraße ablehnend gegenüber.