Gestalten mit Licht und Schatten
Das sind wir: Die Stadtverwaltung Konstanz stellt sich vor
Als Beleuchtungsmeister rückt Lukas Dikomey die Produktionen am Stadttheater Konstanz ins rechte Licht.
Die Beleuchtung im Theater erfüllt weit mehr als nur den Zweck, den Bühnenraum sichtbar zu machen. Das Ausleuchten von Teilflächen erzeugt Räume, Gegen- und Seitenlicht schaffen Tiefe. Der Einsatz von Hell und Dunkel hebt Details und Schauspieler hervor oder lässt sie zurücktreten. Ganz wesentlich beeinflusst die Beleuchtung Stimmung und Atmosphäre des Stücks. Mit kalten und warmen Farben, dem Einsatz von Dunkelheit und Helligkeit, Licht und Schatten ruft der Beleuchtungsmeister Emotionen wie Freude oder Melancholie, Angst oder Schrecken hervor. „Im Gegensatz zum Fernsehen kann Licht im Theater viel dramatischer sein und mit starken Kontrasten arbeiten. Mit der Beleuchtung wird eine Produktion visuell unterstützt, das Auge isst ja auch mit“, sagt Lukas Dikomey, der als einer von zwei Beleuchtungsmeistern am Stadttheater Konstanz tätig ist.
Sein Handwerk hat Dikomey am Thalia Theater in Hamburg gelernt. Nach dem Abschluss in Veranstaltungstechnik absolvierte er dort den Beleuchtungsmeister. Als seine Frau vor vier Jahren eine Promotionsstelle in Konstanz antrat, kümmerte sich Dikomey erst einmal um den Nachwuchs. Als die Position des Beleuchtungsmeisters am Theater frei wurde, bewarb sich Dikomey erfolgreich. Heute füllt er eine 75-Prozent-Stelle mit Leitungsfunktion aus. Seine Arbeit erfordert gleichermaßen technisches wie künstlerisches Können. So ist er unter anderem für den Einkauf der Beleuchtungsmittel zuständig und das Erstellen der Dienstpläne. Hinzu kommen die Wartung, Prüfung und Instandhaltung aller beleuchtungstechnischen Anlagen im Stadttheater. Da wegen Corona der Spielbetrieb ruhte, konnten Dikomey und sein Team viel Zeit in die technische Instandsetzung investieren und das Lager aufräumen und befüllen. „Das kommt im Alltag der Spielzeit oft zu kurz und wir haben die Chance genutzt, die Prüfungs- und Wartungsarbeiten in Ruhe durchzuführen.“
Künstlerisch bereitet der Beleuchtungsmeister die Produktionen vor und begleitet sie. In Produktionsgesprächen mit dem Regieteam und dem Bühnenbildner kristallisiert sich heraus, ob Teile der Beleuchtung auch selbst geplant und in Kooperation mit den anderen technischen Abteilungen gebaut werden. „In der Regel kaufen wir auch für jede neue Produktion Material hinzu“, erklärt Lukas Dikomey. Vorschläge und Ideen der Regie und Bühnenbildner werden, soweit wie möglich, von dem Beleuchtungsteam umgesetzt und ein Lichtkonzept erstellt. Einrichtungszeiten sowie Auf- und Abbauzeiten müssen realistisch geplant sein, besonders wenn, wie im Dezember zur Märchenzeit, drei Vorstellungen am Tag stattfinden oder zusätzliche Gastspiele.
In die heiße Produktionsphase geht es für das Beleuchtungsteam in der Endprobenwoche, wenn in intensiver Zusammenarbeit mit dem Regieteam das Lichtdesign umgesetzt wird. „Es ist spannend, wie sich das Stück entwickelt, es kann im ersten Durchlauf noch völlig chaotisch sein und inhaltlich oder visuell nicht funktionieren. Aber dann wird es von Tag zu Tag stimmiger.“ Die Beleuchtungspläne legen genau fest, welche Scheinwerfer wie eingerichtet werden müssen. So auch zum Beispiel die Moving Lichts, frei bewegliche Scheinwerfer, mit denen der Lichtstrahl in verschiedene Richtungen positioniert werden kann. Während der Vorstellung wird die Beleuchtung automatisch über das Lichtpult gesteuert. Dadurch wird die Reproduzierbarkeit in jeder Aufführung gewährleistet.
„Die Einrichtung des Lichts ist ein komplexer Vorgang. Mit der Digitalisierung haben sich die Abläufe sehr verbessert, Farbe, Dimmzeiten und vieles mehr lassen sich leichter einstellen“, erklärt Lukas Dikomey. Trotz aller Planung – während den Vorstellungen kann immer mal etwas Unerwartetes passieren, worauf das Beleuchtungsteam schnell reagieren muss. „Ab und zu fliegt eine Sicherung raus oder ein Scheinwerfer funktioniert nicht. Manchmal steht der Schauspieler auch nicht an der festgelegten Stelle.“ Die Abläufe der Aufführungen sind nie gleich. „Das macht aber den Reiz aus. Der Arbeitsprozess ist sehr spannend, denn wir sind mit den unterschiedlichsten Ideen und Vorstellungen der Regisseure und Bühnenbildner konfrontiert, die uns fordern. Schön ist es dann, wenn die eigenen Ideen gut funktionieren.“
Als Beleuchtungsmeister sorgt Lukas Dikomey auch für den sicheren Ablauf der Vorstellungen. Jeder Scheinwerfer und jedes Kabel werden geprüft und bei Bedarf repariert oder ausgetauscht. Ebenso achtet Dikomey zum Beispiel auf genügend Abstand der Scheinwerfer zu den Kulissenteilen, oder dass die Scheinwerfer mit besonderen Sicherungen gegen das Herunterfallen ausgestattet sind. Brandschutz hat Priorität, denn die Verantwortung gegenüber Ensemble, Publikum und Mitarbeiter wird großgeschrieben. Das gilt auch für die kommenden Aufführungen des Freilichttheaters „Hermann der Krumme“ auf dem Münsterplatz. „Outdoor-Stücke sind eine große Herausforderung, da wir spezielle Ausrüstung mieten, wie zum Beispiel wetterfeste Scheinwerfer. Alles muss komplett neu verkabelt werden, was eine sehr komplexe Geschichte ist“, erklärt Dikomey. Die Beleuchtung hat das Team in Nachtschichten eingerichtet. „Beleuchtungsproben können nur im Dunkeln stattfinden. Wir können erst um 21 Uhr anfangen, denn gegen die Sonne kommt man nicht an“, erklärt Lukas Dikomey mit einem Lachen.